Dornenschwestern (German Edition)
wird ihn auf den Thron setzen, wenn die Zeit gekommen ist.»
Die drei Kinder verneigen sich vor mir und verlassen das Zimmer. Ich warte, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen ist, bevor ich den Brief öffne. Richard fasst sich wie immer kurz.
Die Rivers verschwören sich gegen uns und gegen alle alten Lords von England. Sie wollen die Plantagenet-Linie durch ihre eigene ablösen. Ich habe ein Waffenversteck gefunden und glaube, sie planen einen Aufstand und unser aller Tod. Ich werde uns und mein Land gegen sie verteidigen. Komm nach London, ich brauche Dich, Du musst Dich an meiner Seite zeigen, und ich vermisse Deine Gesellschaft. Lass eine zuverlässige Wache bei den Kindern.
Sorgfältig falte ich den Brief und stecke ihn in mein Kleid. Sir Robert wartet, dass ich mich an ihn wende. «Erzählt mir, was los ist», fordere ich ihn auf.
«Die Königin wollte nicht, dass unser Lord das Land regiert, und hat eine Armee aufgestellt, um ihren Sohn auf den Thron zu setzen. Er sollte mit Unterstützung ihres Bruders Anthony Woodville England regieren.»
Ich nicke, wage kaum zu atmen.
«Unser Lord hat Prinz Edward entführt, als er von den Verwandten der Königin von Ludlow nach London gebracht wurde. Er hat den Bruder der Königin, Anthony Woodville, und ihren Sohn aus erster Ehe, Richard Grey, verhaftet und den Jungen in seine Obhut genommen. Als wir nach London kamen, erfuhren wir, dass die Königin ins Kirchenasyl geflohen ist.»
Ich starre ihn mit offenem Mund an. «Ins Kirchenasyl?»
«Ein klares Eingeständnis ihrer Schuld. Ihre Kinder hat sie mitgenommen. Unser Lord hat den Prinzen in den königlichen Gemächern im Tower untergebracht, wo er ihn auf seine Krönung vorbereitet, und der Rat hat unseren Lord zum Lord Protektor ernannt – wie es der Wunsch seines Bruders, des Königs, war. Die Königin weigert sich, an der Krönung teilzunehmen oder den königlichen Prinzen und die Prinzessinnen zu ihrem Bruder zu lassen.»
«Was macht sie dort?»
Sir Robert verzieht das Gesicht. «Ohne Zweifel schmiedet sie im Schutz des Kirchenasyls ein Komplott, um das Protektorat zu stürzen. Ihr Bruder hat der Flotte befohlen, Segel zu setzen; sie befindet sich auf hoher See. Wir bereiten uns auf einen Angriff vom Fluss vor.» Er sieht mich an. «Mein Lord glaubt, dass sie Hexerei betreibt – im Verborgenen im Kirchenasyl.»
Ich bekreuzige mich und taste in meiner Tasche nach dem Amulett, das George mir gegen ihren Zauber gegeben hat.
«Er sagt, sein Schwertarm tut ihm weh, er kribbelt und schmerzt. Er glaubt, sie versucht, ihn zu schwächen.»
Ich verkrampfe die Hände ineinander. «Was kann er tun, um sich zu schützen?»
«Ich weiß nicht», antwortet Sir Robert bedrückt. «Der junge Prinz fragt unaufhörlich nach seiner Mutter und nach seinem Erzieher, Anthony Woodville. Sobald er gekrönt ist, wird er nach ihnen verlangen, und sie werden England durch ihn regieren. Ich bin der Meinung, mein Lord muss den Prinzen als Mündel halten, ohne Krönung, bis er sich mit der Familie geeinigt hat. Um seiner Sicherheit willen. Sobald der Sohn der Königin auf dem Thron sitzt, übernimmt sie wieder die Macht. Dann wird sie gegen unseren Lord vorgehen … und gegen Euch und Euren Sohn. Wenn es ihr gelingt, durch ihren Sohn die Macht an sich zu reißen, ist das das Todesurteil für meinen Lord.»
Bei dem Gedanken, wie unverfroren sie klammheimlich gegen Richard, mich und die Kinder vorgeht, geben meine Knie nach, und ich lehne mich an die steinerne Kamineinfassung.
«Seid guten Mutes», redet Sir Robert mir zu. «Wir kennen die Gefahr, wir sind gewappnet. Unser Lord wird seine treuen Männer im Norden ausheben und nach London befehligen. Er hat den Prinzen in der Hand und ist auf alles gefasst. Die Krönung findet erst statt, wenn sie zu einer Einigung gekommen sind. Solange kann er ihn festhalten.»
«Er schreibt, ich soll zu ihm kommen.»
«Ich habe den Befehl, Euch zu begleiten», sagt Sir Robert. «Sollen wir morgen früh aufbrechen?»
«Ja», antworte ich. «Im ersten Tageslicht.»
Die Kinder verabschieden sich im Stallhof von mir. Ich gebe jedem einen Kuss, und sie knien vor mir nieder, um meinen Segen zu erhalten. Sie zu verlassen fällt mir sehr schwer, doch in London würde ich sie unbekannten Gefahren aussetzen.
Mein Sohn Edward steht aufrecht da und sagt zu mir: «Ich kümmere mich um meine Cousine und meinen Cousin, werte Mutter. Du musst keine Angst um uns haben. Ich sichere Middleham Castle
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