Dornenschwestern (German Edition)
Augenblick, und er ist ein Plantagenet – in Krisen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit geben sie ihr Bestes. Ein Kind des Krieges, ein Soldat, ein Befehlshaber, Lord Warden der Western March: Er hat sich durch die Reihen der Männer seines Bruders nach oben gearbeitet für diesen Augenblick, da sein Bruder nicht mehr ist und Richard sein Erbe schützen muss.
«Liebste, ich muss dich verlassen. Ich muss nach London. Er hat mich bestimmt als Regenten eingesetzt, und ich muss dafür sorgen, dass das Königreich sicher ist.»
«Wer sollte es bedrohen?»
Er antwortet nicht: die Frau, die seit jenem verfluchten Maitag, an dem sie Edward verführt und verzaubert hat, eine Bedrohung für den Frieden in England darstellt. Er sieht mich ernst an. «Ich fürchte, Henry Tudor könnte zurückkommen.»
«Margaret Stanleys Sohn?», frage ich ungläubig. «Dieser Junge, der halb dem Hause Beaufort und halb dem Hause Tudor entstammt? Den kannst du doch nicht fürchten.»
«Edward hat ihn gefürchtet und mit dessen Mutter verhandelt, um ihn sich zum Freund zu machen. Er ist ein Erbe des Hauses Lancaster, wie undurchsichtig das auch sein mag, und er ist im Exil, seit Edward den Thron bestiegen hat. Er ist unser Feind, und ich weiß nicht, ob er Verbündete hat. Ich fürchte ihn nicht; doch ich gehe nach London und sichere den Thron für York, damit keine Zweifel aufkommen.»
«Du musst mit der Königin zusammenarbeiten», warne ich ihn.
Er schenkt mir ein Lächeln. «Sie fürchte ich auch nicht. Sie wird mich weder verzaubern noch vergiften. Sie spielt keine Rolle mehr. Schlimmstenfalls kann sie mich schlechtmachen, doch niemand von Bedeutung wird auf sie hören. Der Verlust meines Bruders ist auch für sie ein Verlust, doch das wird sie erst bemerken, wenn sie gestürzt wird. Sie ist jetzt Königinwitwe und nicht mehr die erste Beraterin des Königs. Ich werde mich mit ihrem Sohn zusammentun, er ist nicht nur ihr, sondern auch Edwards Kind, und ich sorge dafür, dass er meine Autorität als Onkel anerkennt. Meine Aufgabe ist es, ihn unter meine Fittiche zu nehmen, sein Geburtsrecht zu schützen und ihn, wie es mein Bruder gewünscht hat, auf den Thron zu bringen. Ich bin sein Regent und Vormund. Ich bin sein Onkel. Ich beschütze das Land genauso wie ihn. Ich werde ihn in meine Obhut nehmen.»
«Soll ich mitkommen?»
Er schüttelt den Kopf. «Nein, es wird ein strammer Ritt, und meine besten Freunde begleiten mich. Robert Brackenbury ist schon fort, um entlang der Route Pferde für uns bereitzustellen. Du wartest hier, bis ich dafür gesorgt habe, dass Elizabeth Woodville und die ganze verfluchte Rivers-Sippe in stiller Trauer in Windsor und aus dem Weg ist. Ich schicke nach dir, sobald ich das Amtssiegel habe und England unter meinem Befehl steht.» Er lächelt. «Mein großer Augenblick ist gekommen, auch wenn ich den Verlust meines Bruders zu beklagen habe. Für eine kurze Weile – bis der Junge alt genug ist – werde ich England als König regieren. Ich werde den Krieg mit Schottland beenden und mit Frankreich verhandeln. Das Land soll gerecht regiert werden, und gute Männer, nicht nur Verwandte der Rivers, sollen Posten bekommen. Die Rivers müssen ihre Ämter aufgeben und ihre großen Güter verlassen. Ich werde England in diesen Jahren meinen Stempel aufdrücken und als ein guter Lord Protektor und guter Bruder in die Geschichte eingehen. Und ich werde dem Jungen, Edward, erklären, was für ein großer Mann sein Vater war und dass er ein noch bedeutender Mann hätte sein können, wenn diese Frau nicht gewesen wäre.»
«Ich komme nach London, sobald du nach mir schickst», verspreche ich ihm. «Wir werden hier für Edwards Seele beten. Er war ein großer, aber liebenswerter Sünder.»
Wieder antwortet Richard mit einem Kopfschütteln. «Er wurde von der Frau hintergangen, obwohl er sie zur Herrscherin des Landes gemacht hat. Er war ein verliebter Narr. Doch ich werde dafür sorgen, dass der beste Teil seines Vermächtnisses an seinen Jungen weitergegeben wird. Ich mache aus ihm einen wahren Enkelsohn meines Vaters.» Er unterbricht sich für einen Moment. «Und sie schicke ich zurück in das Dorf, aus dem sie gekommen ist», schwört er mit ungewohnter Bitterkeit. «Soll sie doch in ein Kloster gehen und dort ihren Lebensabend verbringen. Wir haben genug von ihr und ihren unzähligen Brüdern und Schwestern. Die Rivers sind erledigt in England, ich werde sie stürzen.»
Noch am selben Tag macht Richard sich
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