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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Schiff nicht in die tödliche Falle geht. Die Segel flattern gefährlich, als wir seitlich in den Wind drehen, das wogende Meer das Schiff zur Seite drückt und es so aussieht, als würden wir kippen.
    «Weiterdrehen, weiterdrehen, refft das Segel!», brüllt Vater, und das Schiff dreht knarrend. Von der Burg ertönt eine Explosion, und nahe dem Bug fällt ein Geschoss ins Meer. Sie haben uns ins Visier genommen. Wenn wir nicht fortkommen, werden sie uns versenken.
    Hat unser Zuhause sich wirklich gegen uns gewandt? Doch Vater dreht das Schiff und bringt es ohne Verzug außer Schussweite. Dann lässt er die Segel reffen und Anker setzen. Ich habe ihn noch nie so zornig erlebt. Er schickt einen Offizier in einem kleinen Boot mit einer Botschaft in seine eigene Garnison und verlangt von den Männern, die er einst befehligt hat, den Einlass. Wir müssen warten. Das Meer hebt sich schäumend, und der Wind drückt uns in die straff gespannte Ankerkette, an der das Schiff wütend zerrt, sich neigt und schlingert. Ich trete an die Reling und blicke auf mein Zuhause. Ich kann nicht glauben, dass sie uns abweisen und ich nicht die Steintreppe hinauf in mein Schlafgemach gehe und nach einem heißen Bad und sauberen Kleidern verlange.
    Ein kleines Boot kommt aus dem Hafen. Es ertönt ein Schlag, als es gegen die Längsseite des Schiffes stößt. Unter Rufen lassen die Matrosen die Seile hinunter, und einige Fässer Wein, Zwieback und ein wenig Käse für Isabel werden nach oben gezogen. Das ist alles. Keine Nachricht – es gibt nichts zu sagen. Das Boot legt ab und rudert nach Calais zurück. Sie haben uns aus unserem Heim verbannt und aus Mitgefühl Wein für Isabel geschickt.
    «Anne!», ruft meine Mutter gegen den Wind. «Komm her.»
    Während ich zurück in die Kabine taumele, höre ich das protestierende Knarren der Ankerkette. Rasselnd wird sie an Bord gezogen und setzt uns frei. Das Schiff stöhnt, denn es ist wieder der Gnade des Meeres ausgeliefert, wird von den Wellen gestoßen und vom Wind vorangetrieben. Ich weiß nicht, welchen Kurs Vater einschlägt. Ich weiß nicht, wo wir hinkönnen, aus unserem eigenen Heim verstoßen. Nach England können wir nicht zurückkehren, wir sind Verräter des englischen Königs. Calais lässt uns nicht ein. Gibt es einen Ort, an dem wir sicher sind?
    In der Kabine kauert Isabel auf Händen und Knien auf dem Bett und brüllt wie ein sterbendes Tier. Sie sieht mich durch ihre wilden Haarsträhnen an, und ihr Gesicht ist bleich, und die Augen sind rot gerändert. Ich erkenne sie kaum wieder; sie ist hässlich, eine gequälte Kreatur. Meine Mutter hebt ihr Kleid am Rücken hoch, die Laken sind blutverschmiert. Ich schaue weg.
    «Du musst die Hand reinschieben und das Kind drehen», sagt meine Mutter. «Meine Hände sind zu groß. Ich kann es nicht.»
    Voller Entsetzen sehe ich sie an. «Was?»
    «Wir haben keine Hebamme, also müssen wir das Kind drehen», sagt meine Mutter ungeduldig. «Sie ist so eng gebaut, meine Hände sind zu groß. Du musst es tun.»
    Ich betrachte meine schlanken Hände, meine langen Finger.
    «Ich weiß nicht, was ich machen soll.»
    «Ich sage es dir.»
    «Ich kann das nicht.»
    «Du musst.»
    «Mutter, ich bin ein junges Mädchen … Ich sollte gar nicht hier sein …»
    Ein Schrei von Isabel unterbricht mich. Matt lässt sie den Kopf aufs Bett sinken.
    «Annie, um Gottes willen, hilf mir. Hol es raus! Hol es aus mir raus!»
    Meine Mutter fasst mich am Arm und zerrt mich zum Fußende des Betts. Margaret hebt Isabels Laken; darunter ist alles voller Blut.
    «Schieb deine Hand da rein», sagt meine Mutter. «Was ertastest du?»
    Isabel schreit vor Schmerz auf, als ich ihr weiches Fleisch berühre und die Hand hineinschiebe. Ekel – alles, was ich empfinde, ist Ekel und Entsetzen. Dann ertaste ich etwas Abscheuliches, es fühlt sich an wie ein Bein.
    Isabels Körper krampft sich um meine Hand zusammen wie ein Schraubstock.
    «Hör auf!», schreie ich. «Du tust mir weh!»
    Sie keucht wie eine sterbende Kuh. «Ich kann nichts dafür. Annie, hol es raus.»
    Das glitschige Bein tritt nach mir, als ich es berühre.
    «Ich habe es. Ich glaube, es ist ein Bein oder ein Arm.»
    «Kannst du das andere ertasten?»
    Ich schüttele den Kopf.
    «Zieh trotzdem», befiehlt meine Mutter.
    Entgeistert sehe ich sie an.
    «Wir müssen es rauskriegen. Zieh vorsichtig.»
    Ich ziehe. Isabel schreit. Ich beiße mir auf die Lippe, es ist so abscheulich und grauenhaft, und Isabel ekelt

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