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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Schlachtfeld zu holen und zu baden und ihm ein ehrenvolles Begräbnis zuteilwerden zu lassen, wie es ihm als Prinz gebührt. Sie befiehlt mir, Richard um seinen Leichnam zu bitten, doch er sagt, der Prinz werde in Tewkesbury Abbey beigesetzt, sobald die Soldaten das Blut von den Stufen des Altarraums gewischt hätten und die Kirche wieder neu geweiht sei. Die Yorks haben einen heiligen Ort mit dem Blut lancastrianischer Märtyrer besudelt, und mein junger Gemahl wird unter blutbefleckten Steinen liegen. Wie es der Zufall will, ist dies eine der Kirchen meiner Familie, seit Generationen von den Nevilles unterstützt, eine Ruhestätte unserer Familie. So trifft es sich, dass mein junger Gemahl neben meinen Vorfahren liegen wird, an einem Ehrenplatz unter den Altarraumstufen, und sein Gedenkstein wird strahlen im Licht der Sonne, das durch unsere Buntglasfenster fällt.
    Die Königin lässt das ganze Kloster auf den Kopf stellen, bis wir zwei weiße Kleider gefunden haben – die königliche Trauerfarbe in Frankreich. Sie trägt einen gebleichten Schleier und eine Haube, die ihrem gramgebeugten Gesicht jegliche Farbe nehmen, sodass sie in der Tat aussieht wie die Eiskönigin, die sie einst genannt wurde. Drei Mal schickt Richard jemand zur Tür ihres Gemachs und verlangt, dass sie endlich herauskommt, und drei Mal schickt sie den Mann fort und sagt, sie bereite sich auf die Reise vor. Schließlich kann sie es nicht länger hinauszögern.
    «Folge mir», fordert sie mich auf. «Wir werden reiten, aber wenn sie uns an die Pferde fesseln wollen, werde ich mich weigern. Halte dich an das, was ich tue, gehorche mir in allem. Und sag kein Wort, es sei denn, ich erlaube es dir.»
    «Ich habe ihn gefragt, ob ich zu meiner Mutter kann», sage ich.
    Mit versteinertem Gesicht wendet sie sich zu mir um. «Sei keine Närrin. Mein Sohn ist tot, auch seine Witwe muss ihren Preis zahlen. Er ist tot, und du bist entehrt.»
    «Du könntest darum bitten, dass sie mich zu meiner Mutter lassen.»
    «Warum sollte ich? Mein Sohn ist tot, meine Armee geschlagen, die Sache, für die ich mein Leben lang gekämpft habe, gescheitert. Für mich ist es besser, dich mit nach London zu nehmen. Zwei Witwen wird Edward eher vergeben.»
    Ich folge ihr in den Stallhof. Ihrer freudlosen Logik habe ich nichts entgegenzusetzen, und woanders kann ich nicht hin. Die Wache steht bereit, und Richard sitzt auf seinem grauen Pferd. Mit hochrotem Kopf und zitternd vor Entrüstung über die Verzögerung hat er die Hand um das Heft seines Schwerts geballt.
    Sie bedenkt ihn mit einem gleichgültigen Blick, als wäre er nur ein mürrischer Edelknabe, dessen Launen sie nicht interessieren.
    «Ich bin jetzt bereit. Ihr könnt voranreiten; die Prinzessinwitwe reitet neben mir. Eure Wache wird uns folgen. Ich erlaube nicht, dass sie mich bedrängen.»
    Er nickt knapp. Sie steigt auf, und mein Pferd wird zum Aufsitzblock gebracht. Ich sitze auf, eine der älteren Nonnen streicht mein geborgtes weißes Kleid glatt, damit es auf beiden Seiten des Pferds herabfällt und meine abgewetzten Stiefel verbirgt. Sie blickt zu mir auf.
    «Viel Glück, Prinzessin. Glückliche Reise und gutes Gelingen. Gott segne Euch, Ihr armes Ding – kaum mehr als ein Kind in einer harten Welt.» Ihre Freundlichkeit kommt so plötzlich, dass mir Tränen in die Augen schießen und ich sie fortblinzeln muss, wenn ich etwas sehen will.
    «Auf geht’s!», ruft Richard of Gloucester. Die Wachen reihen sich vor, hinter und auf beiden Seiten der Königin ein, und als sie protestieren will, lehnt Robert Brackenbury sich herüber, reißt ihr die Zügel aus der Hand und führt ihr Pferd. Mit klappernden Hufen geht es durch den Torbogen. Ich nehme die Zügel auf und treibe mein Pferd an, um neben sie zu reiten, doch Richard lenkt sein großes Schlachtpferd zwischen den Reiterzug der Königin und mich, beugt sich herüber und legt seine Hand in dem Panzerhandschuh auf meine Zügel.
    «Was?»
    «Du reitest nicht mit ihr.»
    Sie wendet sich um. Die Wachen haben sich dicht um sie geschlossen, und ich kann ihre Stimme nicht hören, doch ich sehe, dass sie meinen Namen ruft. Ich ziehe meine Zügel weg.
    «Lass los, Richard. Rede keinen Unsinn, ich muss mit ihr reiten. Sie hat es mir befohlen.»
    «Nein, das musst du nicht», widerspricht er mir. «Du stehst nicht unter Arrest, sie schon. Du kommst nicht wie sie in den Tower of London. Dein Gemahl ist tot; du gehörst nicht mehr dem Hause Lancaster an. Du bist

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