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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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müde, durstig und hungrig die Männer sind, sie müssen sich zum Kämpfen bereit machen. Der Herzog reitet davon und erteilt den Truppen den Befehl, sich zu formieren. Die meisten Männer sind so müde, dass sie ihre Bündel zu Boden werfen und dort schlafen, wo ihnen befohlen wurde, ihre Position einzunehmen, im Schutz der Ruinen der alten Burg.
    «Hier entlang», sagt die Königin, und ein Späher nimmt ihr Pferd und führt uns ein kurzes Stück den Hügel hinab hinaus aus der Stadt in ein kleines Frauenkloster, wo wir übernachten können. Wir reiten in den Stallhof, und endlich hilft mir jemand vom Pferd. Die Beine knicken mir weg, und der Almosener führt mich in das Gästehaus, wo ich auf einem kleinen Rollbett mit rauen sauberen Laken ins Vergessen sinke.

Tewkesbury, Gloucestershire

4 . Mai 1471
    S obald es hell wird, erreichen uns fast stündlich Berichte, doch es ist schwer zu sagen, was nur wenige Meilen von hier geschieht. Die Königin geht in der kleinen Halle des Klosters, wo wir Quartier genommen haben, auf und ab. Es heißt, dass Edwards Armee einen mühseligen Kampf gegen unsere Streitmacht ausficht, die hinter den Ruinen der alten Burg von Tewkesbury gut positioniert ist. Dann heißt es, dass die yorkistischen Armeen vorrücken, Richard, Duke of Gloucester, auf einem Flügel, Edward in der Mitte, Seite an Seite mit seinem Bruder George, und sein treuer Freund William Hastings rückt mit der Nachhut auf, damit sie nicht aus dem Hinterhalt überfallen werden.
    Ob Isabel mit ihrem Gemahl gekommen ist und sich irgendwo in der Nähe aufhält, um wie ich auf Nachrichten zu warten? Sie wird sich fragen, was mit mir ist. Beinahe kommt es mir vor, als sei sie ganz in der Nähe, so ängstlich bin ich. Ich schaue aus dem Fenster des Klosters, fast als erwartete ich, sie die Straße heraufreiten zu sehen. Es scheint unmöglich, dass wir einander so nah und doch nicht zusammen sind. Als wir hören, dass George mit der Armee gegen uns reitet, bedenkt die Königin mich mit einem kalten Blick. «Verräter», sagt sie leise. Ich erwidere nichts. Für mich ist es bedeutungslos, dass meine Schwester jetzt die Gemahlin eines Verräters ist, sie ist meine Feindin, ihr Gemahl möchte meinen Gemahl umbringen, sie hat der Sache, für die mein Vater sein Leben geopfert hat, den Rücken gekehrt. Das ergibt alles keinen Sinn. Ich kann nicht glauben, dass mein Vater tot ist und meine Mutter mich verlassen hat, ich kann nicht glauben, dass meine Schwester mit einem Verräter verheiratet ist, ja, selbst zur Verräterin geworden ist. Vor allem aber kann ich nicht glauben, dass ich allein bin, ohne Izzy, obwohl sie nur wenige Meilen entfernt von mir ist.
    Dann versiegen die Botschaften, es kommt niemand mehr. Wir gehen hinaus in den kleinen Heilkräutergarten, wo wir den schrecklichen Lärm der Kanonen hören können, es klingt wie das Donnern eines Sommergewitters. Doch wir wissen nicht, ob es unsere Kanoniere sind, die die weiße Rose im Visier haben und sie niederwerfen, oder ob es Edward auf seinem flotten Marsch gelungen ist, seine Geschütze mitzuführen und sie auf uns abzufeuern.
    «Der Herzog ist ein erfahrener Soldat», sagt die Königin. «Er wird wissen, was zu tun ist.»
    Keine von uns erwähnt, dass mein Vater viel erfahrener war und fast alle Schlachten gewonnen hat und doch von seinem Mündel Edward geschlagen wurde. Plötzlich nähern sich galoppierende Hufschläge, und ein Soldat in den Farben der Beauforts reitet in den Stallhof. Wir laufen ans offene Tor. Er sitzt nicht einmal ab. Sein schweißnasses schnaubendes Pferd dreht sich im Kreis und bäumt sich auf der Straße auf.
    «Mein Lord hat gesagt, ich soll Euch Bescheid geben, wenn ich glaube, dass die Schlacht verloren ist. Also bin ich hergekommen. Ihr solltet fliehen.»
    Margarete läuft zu ihm und will nach den Zügeln greifen, doch er senkt die rechte Hand, damit sie davon ablässt. «Ich bleibe nicht. Ich habe ihm versprochen, Euch zu warnen, und das habe ich getan.»
    «Der Herzog?»
    «Ist geflohen!»
    «Der Duke of Somerset!» Ihre Stimme ist schrill vor Entsetzen.
    «Auch. Davongehetzt wie ein Reh.»
    «Wo ist Edward?»
    «Ich muss los!», brüllt er noch, bevor er sein Pferd wendet und die Straße hinuntergaloppiert, dass die Hufeisen Funken schlagen.
    «Wir müssen fort», sagt Margarete ausdruckslos.
    Die plötzliche Niederlage hat mich überwältigt. «Bist du sicher? Sollten wir nicht auf Prinz Edward warten? Was, wenn der Mann sich

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