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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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älterer Eltern, während Sadie aufgrund von Marguerites Verschlossenheit so gut wie nichts über ihre Familie wusste. Sie hätte sich über das Band freuen sollen, das Betty zu Thomasina knüpfte, doch stattdessen hoffte sie, ihre Tochter würde so vernünftig sein, auf ihre Intuition zu hören und das Gerede der alten Frau nicht allzu ernst zu nehmen. Thomasina war offensichtlich immer noch traumatisiert von ihren Erlebnissen als Kind. Außerdem war psychische Labilität im Familienstammbaum prächtig gediehen – ein Gedanke, den Sadie nur ungern weiterverfolgte.
    Es würde ein heißer Tag werden. Im Radio brachten sie schon den ganzen Vormittag Warnungen über Buschfeuer. Sie würde sich, so gut es eben ging, beschäftigen, um nicht über Jacks unerwartete Abreise nachzudenken. Sie hatte gerade zwei Artikel zu schreiben, die sie beide demnächst einsenden musste, und beschloss, sie im Lauf des Vormittags fertigzustellen. Da sie noch etwas zusätzliche Motivation brauchte, um das bis zur Mittagszeit zu schaffen, rief sie Maria an und fragte, ob sie Lust auf ein gemeinsames Mittagessen hätte. »Nichts Aufregendes, aber ich könnte ein bisschen Fisch und Salat machen.«
    »Klingt prima.« Maria klang so begeistert wie immer. »Ich bringe eine Flasche Wein mit und hole auf dem Weg im Silver Starfish noch was von dem köstlichen hausgemachten Pistazieneis. Schreib du jetzt mal deine Artikel fertig, damit wir es uns dann richtig gemütlich machen können!«
    Als Friedensangebot rief Sadie als Nächstes Gracie an. Da sich nur der Anrufbeantworter meldete, hinterließ sie eine mündliche Einladung und legte dann wieder auf. Ob Gracie wohl kommen würde? Sie hatte auf Garys Zurückweisung schon ein bisschen überreagiert. Eigentlich müsste ihr doch klar sein, dass er kein Interesse an ihr hatte. Schließlich hatte er bereits eine Freundin, und Gracie war überhaupt nicht sein Typ. Abgesehen davon war Sadie überzeugt davon, dass Gracie ohne ihn besser dran war, nach dem, was sie jüngst über Gary erfahren hatte. Sie hatte Gracies ungewöhnliche Gesellschaft liebgewonnen. Wenn sie doch nur vernünftig mit Gracie reden und sie dazu bringen könnte, ihre eifersüchtigen, verdrehten Gedanken über Sadie und Gary zu vergessen!
    Sadie ließ sich im ehemaligen Kinderzimmer nieder, das sie in ein Arbeitszimmer verwandeln wollte; dort warteten Kisten mit Büchern und Papieren darauf, ausgepackt zu werden. Zwei Stunden vergingen wie im Flug, und es gelang ihr, zumindest einen der Artikel fertig zu schreiben. Sie legte ihn beiseite, um ihn später am Nachmittag noch einmal zu lesen. Dann klappte sie den Laptop zu, streckte sich und ging nach unten, um den Fisch zu grillen.
    Maria kam um zwölf mit zwei Flaschen Wein und dem versprochenen Eis im Arm. »Bei der Hitze ist es vermutlich schon geschmolzen«, beschwerte sie sich. »Unten im Süden gibt’s sogar Buschfeuer. Du siehst hübsch aus! Was für ein tolles Kleid.« Sadie trug ein Kleid im Stil der fünfziger Jahre, bedruckt mit einem Retromuster aus Pariser Straßenszenen. »Vor allem dieser hübsche Stoff«, meinte Maria bewundernd, als Sadie für sie eine Drehung vollführte. »In diesem Haus ist es himmlisch kühl, nicht wahr?«
    Sadie musste zugeben, dass es im Haus in der Tat eiskalt war. An einem Tag wie diesem stellte das eine willkommene Zuflucht vor der brennenden Hitze dar – aber die kühlen Temperaturen hatten auch etwas Anstrengendes an sich, als würde einem die Kälte in die Knochen kriechen und sich dort festsetzen, gepaart mit einer seltsamen Lethargie.
    »Ich bin heute Morgen Gracie begegnet, und sie hat uns zwei Flaschen von ihrem eigenen Wein gestiftet. Sie meinte, sie hätte einen Zahnarzttermin.« Maria hielt ihr die Flaschen hin.
    Sadie hatte einen grünen Salat mit Oliven und Schafskäse vorbereitet, dazu knuspriges Baguette vom Bäcker. Sie beschloss, im Garten zu essen, trug alles hinaus, stellte Gläser für Gracies selbstgekelterten Wein auf den Tisch und rief Betty zum Essen.
    Ihre Tochter streckte den Kopf aus Thomasinas Tür. »Nein, Mum! Wir unterhalten uns«, meinte sie. »Ich hatte schon ein paar von Thomasinas Currymuscheln. Die waren echt lecker.« Sie verschwand, tauchte aber eine Minute später wieder mit einem kleinen zugedeckten Teller auf. »Thomasina schickt dir welche zum Probieren. Sie sind köstlich!«
    Sadie beschloss, die kleine Portion dampfender Muscheln in Currysauce als Vorspeise zu servieren. »Na los, greif zu!«, forderte

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