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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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anderen Planeten. »Du bist doch nicht schwanger, oder?«
    Sadie versuchte, vom Bett aufzustehen, doch die Wände torkelten auf sie zu und sie brach wieder zusammen.
    Leise Musik war zu hören. Sadie sah die zertretene Wespe und Pearls wütendes Gesicht, als sie mit dem Stock ausholte. Die fröhliche Maria, wie sie sich im Garten zuprosteten – und die Statue des Stachelranken-Mannes mit dem erhobenen Arm, dessen Steinfinger sich nach ihr ausstreckten. Dann schwebte Maxwells lachendes Gesicht in ihr Bewusstsein. Er tanzte mit Pearl, und ihre langen Röcke schwangen im Takt des Walzers. Er war schwach. Er war so schwach. Sie sah die Kellerstufen und jemanden, der sie hinaufgerannt kam – Angel, das Kindermädchen. Sie weinte und hielt ihre Schürze umklammert. Die kleine Thomasina stand hinter Sadie. Sie hatte den Eiscrusher des Kühlschranks in der Hand, und ihre Hände waren blutverschmiert. Maxwell lachte, als er Pearl zu irgendeiner munteren Jazzmelodie herumschwenkte.
    Sadie ging hinaus in den Garten. Die Statue des Stachelranken-Mannes war verschwunden, und an ihrem Platz stand Birdie Pinkerton. »Komm näher.« Sie lächelte. »Tritt näher, und ich spinne dir eine Geschichte.« Sie streckte die Hand aus, die von etwas bedeckt war, das wie blutgetränktes schwarzes Haar aussah. »Komm zu mir, Pearl«, sagte sie.
    Pearl? Sie war nicht Pearl! Sadie warf sich im Bett herum.
    Stimmen. Betty unterhielt sich mit jemandem, sie klang ängstlich. War es Kenny Kookaburra, mit einem Stethoskop um den Hals? Auf seltsame Art und Weise schien alles irgendwie zusammenzupassen.
    Als Sadie aufwachte, war alles friedlich. Die Vorhänge waren offen, und sie konnte den mit Sternen gesprenkelten Nachthimmel sehen. Das Haus war still, aber sie wusste, dass jemand bei ihr im Zimmer stand. Die verhüllte Frau. Sadie stieß einen spitzen Schrei aus. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?« Sie wich zurück, als sie in der Dunkelheit die verzerrte weiße Fratze des Monstergesichts aufleuchten sah. Die Frau stöhnte. Sadie versuchte, sich im Bett aufzurichten, aber sie war immer noch zu schwach, um sich zu bewegen. Sie konnte nur angsterfüllt zusehen, wie die Gestalt im Mantel aus dem Zimmer eilte.
    Betty kam herein und schaltete das Licht an.
    »Sie ist im Haus!«, schrie Sadie. »Ruf irgendjemanden an, der das Haus durchsuchen soll!« Dann sank sie zurück in die Kissen, die sie zu verschlucken schienen.
    Bald waren mehr Stimmen zu hören, ein Rufen, und plötzlich blickte Simon Parish auf sie herab. »Sie wird schon wieder gesund«, meinte er. »Muss irgendein Infekt sein. Maria hat’s auch erwischt. Wir sollten die Laken wechseln, was meinst du? Kannst du das mal für mich halten, Betty?«
    Sadie wollte ihm etwas zurufen, ihm sagen, dass es ihr nicht gut ging und dass ein bösartiger verhüllter Geist durchs Haus wanderte. »B-B-Betty«, war jedoch das einzige Wort, das sie herausbrachte.
    »Alles in Ordnung, Sadie.« Simons Tonfall war überraschend freundlich. »Betty geht es gut. Es ist niemand im Haus. Sie sind ein bisschen weggetreten. Hilf mir mal, deine Mutter auf die Füße zu stellen, Betty.«
    Ich bin definitiv immer noch weggetreten, beschloss Sadie einige Minuten später, bevor sie sich wieder dem tiefen Schlaf ergab, der sie bald umfing. Ihr fiebriges Hirn hatte nicht nur die Monsterfrau im Mantel herbeigezaubert, sondern auch noch einen liebevollen, besorgten Simon Parish.
    Am nächsten Morgen weckte Betty ihre Mutter mit einer Tasse Tee.
    »Ich hatte letzte Nacht einen ganz seltsamen Traum, mein Schatz.« Als Sadie anfing, ihrer Tochter den Traum zu beschreiben, sah Betty sie an, als sei sie nicht ganz bei Trost.
    »Das war echt, Mum«, meinte sie. »Er war hier. Du hast mir gesagt, ich soll jemanden rufen, nachdem du den Geist gesehen hast, und ich hatte solche Angst, also hab ich Maria angerufen. Sie war krank, ihr Mann war in Launceston, aber Simon hat sich um sie gekümmert. Als ich ihm erklärt habe, was passiert ist, kam er vorbei. Er hat für mich das gesamte Haus abgesucht. Für einen Schulleiter scheint er echt nett zu sein. Kannst du dich an gar nichts mehr erinnern? Du warst total außer dir! Wahrscheinlich hält er dich jetzt für geistesgestört«, fügte sie vergnügt hinzu.
    Sadie wurde von einer ganzen Flut peinlicher Gefühle überrollt. »Er hat mich in meinem Nachthemd gesehen?« Sie blickte an ihrem altmodischen, weißen, knielangen Nachthemd hinunter und sandte ein stummes Dankgebet aus, dass

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