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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Pearl schreckliches Unheil zufügen wollte.
    »Haltet den Zug an!«, schrie sie. Doch niemand schenkte ihr Beachtung. Pearl winkte immer noch, sich der Gefahr überhaupt nicht bewusst … bis eine dunkle Gestalt sie vom Fenster weg außer Sichtweite zerrte.
    Sadie erwachte ruckartig im hellgrauen Licht des frühen Morgens. Sie sah auf den Wecker – erst fünf Uhr. In ein paar Stunden würden Maria und Simon kommen, um ihr beim Putzen des Kellers zu helfen. Sie lag neben ihrer leise schnarchenden Tochter, und ihre Gedanken wanderten zurück zu Gracie und Violet. Wie sehr sie sich doch in Bezug auf die beiden getäuscht hatte.
    Ich erkenne noch nicht mal in meinem eigenen Leben, welche Menschen Freunde und welche Feinde sind – wie um alles in der Welt sollte ich da je in der Lage sein, herauszufinden, wer Pearl im Jahr 1936 umgebracht hat? Birdie hatte recht – es war am wahrscheinlichsten, dass es sich beim Täter um einen durchreisenden Fremden gehandelt hatte.
    Und Jack hatte recht gehabt, als er sie gewarnt hatte, die Toten ruhen zu lassen. Birdie, dachte sie plötzlich. Ich muss mich mit Violet versöhnen, und ich werde Birdie mitnehmen. Vielleicht ist Violet bei einem vertrauten Gesicht empfänglicher.
    Etwas später am Morgen folgten Simon und Maria Sadie die Kellertreppe hinunter. Beide waren ziemlich still.
    »Hier ist es echt eiskalt«, beschwerte sich Maria. Simon breitete Plastikplanen aus, während Sadie einige Kerzen anzündete. »Passt aber auf, dass nichts Feuer fängt«, warnte Maria. »Das Letzte, was wir jetzt noch brauchen, ist, bei einem Brand hier unten festzusitzen. Wo ist denn dieser Geheimtunnel, falls ich mich schnell aus dem Staub machen muss?«
    »Ich glaube, ich weiß genau, wo«, erwiderte Sadie. »Ich wette, Pearls sogenannter Teufel hat den Eingang bewacht.« Sie fing an, das Mauerwerk abzutasten.
    Maria und Simon schlossen sich der Suche an. »Hier ist was«, rief Maria. »Das ist so weit unten, dass man sich bücken muss. Deshalb ist es leicht zu übersehen.« Das Etwas war eine weiße Holztür. Wenn man dagegen drückte, öffnete sie sich wie eine Katzenklappe und gab den Blick auf einen dunklen, modrig riechenden, schmalen Backsteintunnel frei.
    »Simon? Bist du bereit, da durchzukriechen, um zu sehen, ob du in Bradley’s Cave rauskommst?«, wollte Maria wissen.
    »Ganz sicher nicht«, erwiderte Simon. »Das sieht mir alles andere als stabil aus. Violet hat Glück gehabt, dass ihr bis jetzt nichts passiert ist.«
    »Nun sei kein Feigling, Simon!«, zog Maria ihn auf. »Ich würde es ja zu gerne selber ausprobieren, wenn ich mich nicht vor Spinnen, engen Räumen und unerwarteten Begegnungen mit verrückten Schäferinnen fürchten würde. Keine Ahnung, warum sie immer wieder hierhergekommen ist. Da drin ist ja kaum genug Platz für ein Schaf, von ihr ganz zu schweigen.«
    »Ich komme mir grausam vor, den Eingang zu verschließen«, gestand Sadie. »Ist es außerdem nicht verboten, an solchen historischen Dingen herumzupfuschen?«
    »Haben Sie denn eine Wahl, wenn Leute den Gang benutzen, um sich unrechtmäßig in Ihr Haus zu schleichen?«, wandte Simon vernünftig ein. »Was wir hier machen, ist schließlich nur vorübergehend. Wir machen den Tunnel dabei ja nicht kaputt.«
    Sie zerrten das breite Holzregal vor die Klappe.
    »Den anderen Eingang in der Höhle müssen wir aber auch verschließen«, gab Simon zu bedenken. »Hellyer muss schon ein ausgefuchster Kerl gewesen sein, sich das auszudenken. Meint ihr, die Geschichten über den Sträflingsschmuggel stimmen?«
    »Die Mauern von Poet’s Cottage bergen so viele Geschichten«, erwiderte Maria. »Wie gut, dass das Haus jetzt eine Schriftstellerin beherbergt, die sie alle erzählen kann.«
    Es hatten schon immer Dichter hier gelebt. Es war, als riefe das Haus nach den Seinen. Diese Sätze gingen Sadie plötzlich durch Kopf. Sie sah zu, wie ihre beiden neuen Freunde herumalberten, während sie das alte Gemäuer zur Vorbereitung der ersten Farbschicht abwuschen. Die Atmosphäre im Keller fühlte sich bereits weniger bedrückend an, seit der geheime Eingang verschlossen war. Ob Pearls Mörder auch durch diesen Tunnel gekommen ist? Wenn ja, dann muss dieser Jemand davon gewusst haben. Und es hätte problemlos Maxwell sein können. Sie sah das freundliche Gesicht des netten alten Mannes in Birdies Fotografie vor sich. War es das Gesicht eines Mörders? Hatte Pearls Verhalten ihn zum Äußersten getrieben? Oder war es jemand gewesen,

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