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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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anzuschauen! Ich bin schließlich nicht blöd. Ich weiß, dass sie da war. Wahrscheinlich bastelt ihr alle zusammen fröhlich an deinem blöden Buch über Mum. Da blökt ihr drei dann vor euch hin und hofft, ein Vermögen aus etwas zu machen, was in Frieden gelassen werden sollte. Birdie Pinkerton schüttelt gerne mal die Leichen durch, in der Hoffnung, dass ein paar Münzen rausfallen! Sie war schon immer besessen von Mum. Der Herrgott weiß, warum, denn Mum konnte sie nicht ausstehen!«
    Sadie ging auf ihre Schimpftirade einfach gar nicht ein. »Thomasina, wir brauchen deine Hilfe. Nein, mach die Tür nicht zu!« Sie schob den Fuß über die Schwelle, um Thomasina davon abzuhalten, sie auszusperren. »Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, bevor du nicht mit uns gesprochen hast. Also hör auf mit dem Gemecker. Warum setzt du nicht lieber Teewasser auf?«
    »Na gut, dann kommt rein, damit wir das hinter uns bringen können«, gab Thomasina brummend nach. »Ihr könnt Tee haben, aber ich brauch was Stärkeres. Werdet ihr alle je bereit sein, das Thema ruhen zu lassen? Ich bin ihre Tochter und ich habe keinerlei Interesse daran – warum also ihr?«
    Als sie sich um den kleinen Tisch gesetzt hatten, berichtete Sadie von den Ereignissen des Tages und zeigte Thomasina die Gegenstände aus dem Geheimschrank. Thomasina schien wenig Interesse an dem Knopf zu haben und für das Medaillon hatte sie bloß ein Grunzen übrig. »Ihr könntet genauso gut mit einem von Violets Schafen sprechen wie mit deren Besitzerin«, spottete sie. »Aus denen kriegt ihr wahrscheinlich mehr Sinnvolles raus als alles, was aus Violets Mund kommt. Ich weiß, alle fassen sie wegen ihrer Verbrennungen nur noch mit Samthandschuhen an, aber einmal Trottel, immer Trottel!«
    »Tod eines Lachvogels« las Thomasina jedoch mit großem Interesse und lachte am Ende laut heraus. »Bin ich froh, dass sie den Mistkerl abgemurkst hat.« Sie kicherte glucksend. »Ich habe im Lauf der Jahre oft davon geträumt, ihm den Kragen umzudrehen. Ich konnte diesen verdammten Vogel nicht ausstehen .«
    Da sie befürchtete, Thomasina könnte sich von ihren Schmähungen des verhassten Lachvogels zu sehr ablenken lassen, versuchte Sadie ihr den Brief von Jean zu zeigen. »Birdie hat gesagt, du wärst diejenige, die man zu dem Abend der Mördersuchspielparty, als Jean ins Poet’s Cottage kam, befragen müsste. Sie meinte, du hättest damals etwas Merkwürdiges gesehen.«
    Thomasina schenkte ihr jedoch keine Beachtung, sondern nippte an ihrer großzügigen Portion Sherry und las das Ende von »Tod eines Lachvogels« amüsiert ein zweites Mal.
    Sadie blieb hartnäckig. »Was war da los, Thomasina? Hast du jemanden gesehen? War der Bruder des Mediums an diesem Abend anwesend?«
    Thomasina summte eine Melodie vor sich hin, um Sadies Worte auszublenden. »Wenn ich es nicht sehe, ist es nicht da«, sang sie.
    Betty lehnte sich nach vorn. »Du hast etwas gesehen, stimmt’s? Was ist mit dem Geist?«
    Thomasina funkelte ihre Großnichte an. »Diese listige Pinkerton hat ein Elefantengedächtnis!«, schimpfte sie. »Ich habe geglaubt, ich hätte an diesem Abend einen Geist gesehen. Aber natürlich hat meine liebende Mutter diesen Gedanken aus mir herausgeprügelt. Dabei hatte ich an dem Abend schon mal Schläge wegen irgendeiner angeblichen Missetat bekommen, die ich laut Mutter begangen hatte.« Zwei rote Flecken waren auf Thomasinas Wangen aufgetaucht. Ihre Atmung ging schwerer und in ihren Augen blitzte der uralte Groll.
    »Thomasina, ich weiß, das ist schwer für dich.« Sadies Stimme war ganz sanft. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss, Zeugin von etwas so Schrecklichem zu werden, wie du es in diesem Keller hast mit ansehen müssen. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass Pearl dich misshandelt hat. Sie hat wahrscheinlich unter irgendeiner nervlichen Störung gelitten und konnte nicht anders. Ihre beiden Eltern waren offensichtlich psychisch krank. Aber das entschuldigt nicht, was sie dir, einem unschuldigen Kind, angetan hat.«
    »Warum musst du dann pausenlos darauf herumreiten?«, rief Thomasina. »Warum wühlt ihr dauernd weiter in diesem ganzen Dreck? Ich habe es euch gesagt! Sie war ein Miststück. Ich habe sie gehasst, und als sie umgebracht wurde, war mir das egal. Sie hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Die Leute glauben, sie war so toll, bloß weil sie ein hübsches Gesicht und schöne Kleider hatte, aber sie war ein Monster!«

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