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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Gedanken über meinen Mann vergeben. Ach, wenn du wüsstest, wie oft Spider und ich uns über deine kleine Schwäche für ihn totgelacht haben.«
    Die Vorstellung, dass Maxwell und Pearl die ganze Zeit von meinen Gefühlen gewusst und sich darüber lustig gemacht hatten, ließ mich vor Scham erschaudern. Doch ich wusste, dass Pearl in einer ihrer Launen alles behaupten würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Maxwell mich je mit den groben Worten verspotten würde, die sie ihm in den Mund gelegt hatte. Innerlich kochte ich, doch ich hielt meine Miene so neutral wie möglich, während ich krampfhaft überlegte, was passiert sein konnte, um Pearl in eine solch negative Stimmung zu versetzen.
    Wir hatten den Strand erreicht. Einige Tropfen fielen aus dem schweren grauen Himmel.
    »Regen.« Ich streckte die Hand aus. Ich fragte mich, ob Pearl wohl verrückt geworden war, und war fest entschlossen, ihren Spott zu ignorieren.
    »Und selbst wenn es schüttet?« Sie grinste höhnisch, wie ich es erwartet hatte. Dann zündete sie sich eine weitere Zigarette an, ohne mir eine anzubieten. »Wir sind schließlich nicht aus Zucker. Thomasina! Bleib hier!« Ihre Tochter spazierte mit gesenktem Kopf in die entgegengesetzte Richtung davon. »Sie benimmt sich mir gegenüber heute einfach unmöglich «, schimpfte Pearl. »Ich habe ihr vorhin eine gescheuert, weil sie Spider dummes Zeug erzählt hat. Üble Dinge. Dann habe ich ihre Haare abgeschnitten. Ich werde es der kleinen Hexe schon austreiben, mich bei ihrem Vater zu verpetzen.«
    »Was für Dinge?«, fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich es wirklich wissen wollte. Ich zog meine Strickjacke enger um mich und wünschte mir, ich hätte einen Mantel angezogen. Hier am Meer war es eisig, doch Pearl schien nichts davon zu bemerken, selbst als der Wind ihr den Rock um die Beine peitschte.
    »Dass sie mich nackt mit einem Mann in unserem Küchenkeller gesehen hat, wie wir unsere Körper aneinanderrieben. Ach, jetzt schau mich nicht so schockiert an wie eine vertrocknete Jungfer!«, rief sie. »Du hast mich noch nicht mal gefragt, ob es stimmt. Sie ist einfach eine gerissene kleine Lügnerin. Und sie versucht immer, Unfrieden zwischen Spider und mir zu stiften!«
    »Hat sie denn gelogen?« Ich beobachtete, wie Thomasina Steine nach den Möwen warf. Auch wenn ich versuchte, es nicht zu zeigen, war ich doch bis ins Mark erschüttert, dass ein Kind sich überhaupt zwei Menschen auf diese Weise vorstellen konnte – ganz zu schweigen davon, es einem Erwachsenen gegenüber auszusprechen.
    »Nein, sie hat mich erwischt«, gab Pearl zu. »Dafür wurde sie ja auch versohlt. Schleicht da herum und spioniert mich aus, damit sie es Spider petzen kann!«
    »Mit wem warst du zusammen?« Mir war ganz eng in der Brust, so schwer wog mein Verdacht. Ich sah wieder ihren triumphierenden Gesichtsausdruck vor mir, als sie am Abend des Mördersuchspiels nach unten kam und Victor noch oben blieb.
    »Ist das wichtig?«
    Ich starrte in ihre seltsamen Tigeraugen. Mir wurde plötzlich klar, dass sie mich auslachte . Sie spielte mit mir, wie eine Katze mit einer Maus. »War es Victor?« Ich bemühte mich um einen neutralen Tonfall. Auf keinen Fall würde ich ihr zeigen, wie aufgewühlt ich war. Sie verdrehte die Augen. Ich sah weg und versuchte nicht zu weinen. »Ich dachte, wir wären Freundinnen.« Meine Stimme bebte vor Wut. »Ich habe dich so bewundert, aber ich kann nicht danebenstehen und zusehen, wie du Maxwell betrügst. Die ganze Stadt redet über dich. Die Leute behaupten, dass du dich mit jedem Mann einlässt, der dich auch nur zweimal ansieht!«
    »Warum ist es dir so wichtig, was andere Leute denken?« Sie packte meinen Arm und drückte so fest zu, dass ich vor Schmerz nach Luft schnappte. »Du glaubst alles zu wissen, Tricky – aber du bist wie deine Mutter. Du fällst dein Urteil anhand von Äußerlichkeiten und fühlst dich ja so überlegen.« Sie zog mich näher an sich heran. »Wer bin ich? Weißt du es wirklich? Ich bin doch eine Fremde für dich! Und da stehst du nun, Tricky, und hechelst meinem Ehemann hinterher wie eine läufige Hündin, mit heraushängender Zunge. Du hältst Spider ja für so perfekt und arm. Aber was weißt du schon? Du hast keine Ahnung, was ich aushalten muss. Keine! In meinem Kopf zu stecken, meine Gedanken zu haben! Manchmal wünsche ich mir den Tod, damit diese Folter aufhört.« Sie schlug sich selbst ein paar Mal gegen den Kopf. Ich hatte Angst vor

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