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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Strandspaziergang zu machen oder zu Hause zu bleiben, um an einem Artikel über Lavendel in Australien für die Zeitschrift Java zu arbeiten.
    Betty tauchte in der Küche auf, als Sadie gerade Frühstücksspeck briet und Rührei zubereitete. »Das riecht ja super, Mum. Kann ich extra Speck bekommen?« Sie hielt Sadie ihr Handy hin. »Dylan hat mir geschrieben. Er möchte mich gerne heut Nachmittag treffen, um mir sein Boot zu zeigen. Darf ich? Bitte!«
    Sadie wendete den Speck und schwankte zwischen Erleichterung, dass Betty zurzeit so einen gesunden Appetit hatte, und Sorge wegen dieser neuen Beziehung ihrer Tochter. Obwohl sie wusste, dass Betty nie vollkommen von ihrer Magersucht »geheilt« werden konnte, hatte sie zu hoffen gewagt, dass diese schreckliche Phase der Essensverweigerung endgültig vorbei war.
    »Ich hoffe, du gehst die Sache mit diesem Jungen vernünftig an«, meinte sie. »Denk daran, nichts überstürzen.« Sie warf ihrer Tochter einen bedeutungsvollen Blick zu, woraufhin Betty die Augen verdrehte.
    »Nicht so wie du gestern Abend mit diesem schleimigen Zahnarzt«, erwiderte sie frech. Mit rotem Gesicht reichte Sadie ihrer Tochter eine großzügige Portion Eier mit Speck.
    Als Sadie einige Minuten später ihre Einkaufstaschen zusammensuchte, weil sie beschlossen hatte, tatsächlich auf den Markt zu gehen, meinte Betty plötzlich: »Du, Mum?«
    »Was denn?« Sadie ging davon aus, dass Betty sie um etwas Geld bitten würde.
    »Glaubst du, es besteht die Chance, dass du wieder mit Dad zusammenkommst?«
    »Warum fragst du?«, wollte Sadie wissen, der Bettys Gesichtsausdruck einen Stich ins Herz versetzte. Mit voller Wucht kamen die Schuldgefühle zurück.
    »Er schien ein bisschen eifersüchtig zu sein, als du mit diesem ekligen Zahnklempner draußen warst …«
    »Ach ja?« Sadie schüttelte den Kopf und versuchte, sich an die Szene zu erinnern. Das Ganze war ihr dermaßen peinlich gewesen, dass sie sich nur auf ihre eigenen Gefühle hatte konzentrieren können. Sie war sich nicht sicher, was sie darauf erwidern sollte, entschied sich dann aber für Ehrlichkeit. »Und selbst wenn, bedeutet das nicht, dass er eifersüchtig ist und sich versöhnen will. Dein Vater liebt Jackie. Das hat er mir mehrfach gesagt. Ich weiß, es ist hart für dich, Betty, aber du musst es akzeptieren. Ich bin ihm immer noch sehr wichtig, und er liebt dich mehr als alles andere auf der Welt, aber er hat sich für ein Leben mit Jackie entschieden.« Jack und seine Freundin sollte der Teufel holen für das, was sie Betty angetan hatten. Sadie wollte solche Gespräche mit ihrer Tochter nicht führen müssen.
    »Vielleicht täuschst du dich ja«, entgegnete Betty. »Er ist in letzter Zeit ziemlich schroff zu Jackie. Vielleicht schüttelt er sie ab und kommt zu uns zurück.«
    Sadie seufzte. Wie sollte sie ihrer idealistischen Tochter erklären, dass das Leben sich nicht immer so entwickelte, wie man es sich wünschte? »Mach dir keine allzu großen Hoffnungen«, warnte sie so sanft wie möglich. »Denk einfach immer daran, auch wenn dein Vater und ich nicht mehr zusammenleben, hat sich an unserer Liebe zu dir nichts geändert.« Ihre Stimme zitterte und Betty kam auf sie zu, um sie zu umarmen.
    »Tut mir leid, Mum. Ich wollte dich nicht traurig machen.«
    Nachdem ihre Mutter gegangen war – mit dem Pariser Vintage-Schal um den Kopf und ihren abgetragenen rosafarbenen Converse-Turnschuhen wirkte sie zerbrechlich und wunderschön zugleich –, überlegte Betty, was sie mit dem Vormittag anstellen sollte. Auf den Markt wollte sie nicht mitgehen, weil sie dachte, sie würde die seltene Gelegenheit, das Haus für sich allein zu haben, vielleicht genießen. Doch kaum war ihre Mutter weg, schien sich der Himmel zu verdunkeln, als käme ein Sturm auf, und die Atmosphäre im Haus wurde plötzlich drückend.
    Betty wollte sich eigentlich aufs Bett legen und Die Netzespinnerin lesen, doch irgendwie war ihr unwohl dabei. Als sie sich in ihrem Zimmer umsah, hatte sie wieder das Gefühl, als hätte jemand in ihren Sachen gewühlt. Mehrmals hatte sie in den letzten Tagen mit Sadie über ihren Verdacht reden wollen, dass jemand im Haus gewesen war, zögerte dann aber doch, ihre Ängste zuzugeben, falls es ihre Mutter unglücklich machen könnte. Sie ärgerte sich über sich selbst: Wem war schon samstagvormittags in einem Haus unheimlich? Das Wissen, dass Pearl in diesem Haus ermordet worden war, brachte jedoch die Vergangenheit irgendwie in

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