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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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vielleicht doch erzählen, was Sie so nachdenklich macht?«
    »Nein, ich glaube nicht. Es würde zu weit führen.«
    »Vielleicht sollten Sie doch besser schlafen gehen«, meinte Bergerhoff und zog sich ein wenig resigniert zurück.
    »Sie haben recht. Gute Nacht, Herr Bergerhoff.« Mandy ließ die halb aufgerauchte Zigarette zu Boden fallen und drückte sie mit der Spitze ihres Pumps aus.
    »Warten Sie noch einen Augenblick«, Bergerhoff griff nach ihrer Hand.
    »Ja?« Sie blickte ihn fragend an, und das angespannte Gefühl von vorhin kehrte zurück.
    Er hielt sie weiter fest, und seine Augen glitten forschend über ihr bleiches Gesicht.
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie Sie eigentlich heißen.« Seine Stimme klang rauh.
    »Malina, ich heiße Malina.«
    »Gute Nacht, Malina.« Er drehte ihre Hand um und berührte mit seinen Lippen sanft die Innenfläche. »Schlafen Sie gut.«
    Mandy drehte sich wortlos um und ging zurück ins Haus. Als sie ihr Zimmer betrat, schlief Dorothee schon tief und fest.
     
    Der Sonntag verlief ganz nach Plan. Dorothee und Mandy machten einen langen Spaziergang am Seeufer und schwammen am Nachmittag ein paar Runden im Pool des Hotels. Frederick Bergerhoff hatte sich beim Frühstück noch einmal zu ihnen gesellt. Er war ein wenig zurückhaltender als am Abend zuvor gewesen, doch immer wieder hatte sein eindringlicher Blick Mandy gestreift.
    Die schöne Umgebung und das Untertauchen in diese Oase der Harmonie hatten bewirkt, daß die Anspannung allmählich von ihr gewichen war, doch die Gewißheit, daß das wirkliche Leben nicht allzulang auf sich warten lassen würde, verursachte ein scharfes Ziehen in ihrer Magengegend.

11
    Siehe, das ist Gottes Lamm,
    welches der Welt Sünde trägt.
    JOHANNES 1,29
     
    Nach dem erholsamen Wochenende paßte sich das Wetter Mandys melancholischer Stimmung an. Schwere graue Wolken hingen über den Dächern Münchens, und dicke Tropfen fielen vom Himmel. Mit dem Arm voller Zeitschriften, obenauf die Post vom Wochenende, schloß Mandy das Büro auf und wäre dabei fast auf die Schachtel getreten, die auf dem Fußabstreifer lag. Sie öffnete die Tür und lud den Papierstoß auf ihrem Schreibtisch ab, dann inspizierte sie den länglichen Karton.
    Ein einziges Wort stand auf der Karte: »Herz.« In derselben krakeligen Schrift wie beim ersten Mal, und wieder war eine schwarzrote langstielige Rose daran befestigt. Zu ihrer eigenen Überraschung ging Mandy ruhig in die Küche, stellte die Rose in eine Vase und betrachtete sie wie ein Chemiker sein Reagenzglas. Wer hatte sie geschickt?
    Hastig griff sie nach der Schachtel und suchte nach einem Hinweis auf den Absender. Nichts. Genau wie beim letzten Mal. Mandy kramte unter einem Stapel Papieren auf ihrem Schreibtisch nach der ersten Karte.
    »Was zagst du, Herz …« Was verbarg sich hinter dieser Frage? Wer steckte dahinter? Es mußte jemand sein, an den sie gar nicht dachte. Meistens liegt die Wahrheit nahe … Das schrille Klingeln des Telefons schreckte sie aus ihren Überlegungen.
    »Hallo, Mandy.« Durch das heftige Rauschen der Leitung klang eine männliche Stimme.
    »Edward? Bist du das?« fragte sie erschrocken.
    »Natürlich. Erkennst du mich schon nicht mehr?«
    »Doch, doch. Ich konnte dich nur fast nicht verstehen. Rufst du aus dem Auto an?«
    »Ja, ich bin gerade unterwegs. Was ist eigentlich mit dir los? Du klingst so seltsam.«
    »Nein, es ist nichts. Was gibt’s denn?« Sie versuchte, wieder ruhiger zu atmen. Angst ist eine Stolperfalle.
    »Mandy, da ist eine Sache, die ich dringend mit dir besprechen muß, aber nicht am Telefon.«
    »Ja, aber auch nicht bei mir zu Hause«, fiel sie ihm ins Wort.
    »Nein, nein, wo du willst. Wir können uns auch in einem Café treffen. Geht es heute abend um acht im Morizz?«
    »Nein, heute abend paßt es mir nicht. Übermorgen abend gegen zehn vielleicht?«
    Edward schien alles recht zu sein. »Gut, dann eben am Mittwoch. Ich bin pünktlich.«
    Mit klopfendem Herzen legte Mandy den Hörer auf die Gabel. Was wollte Edward von ihr?
    Der Erholungseffekt vom Wochenende ließ augenblicklich nach, statt dessen waren da wieder die Übelkeit und das Herzrasen. Am liebsten wäre Mandy einfach davongelaufen.
    Sie erledigte rasch ein paar Anrufe, dann studierte sie die Straßenkarte: Eichberg, Richard Grassers Heimatort, lag ungefähr fünf Stunden von München entfernt. Es wurde höchste Zeit, endlich loszufahren.
     
    Etwa zur selben Zeit klingelte es an der

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