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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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ergreifen, doch sofort zog er, sichtlich betreten über das in ihm aufwallende Gefühl, seine eigene Hand wieder zurück. Mandy sah ihn erstaunt an.
    »Mandy«, er stockte, und seine Stimme klang dünn und rauh, »ich stecke ganz schön in der Klemme.« Wieder unterbrach er sich und fuhr sich mit der Hand nervös durchs Haar. »Ich weiß gar nicht, wie ich es dir erklären soll.«
    »Versuch’s einfach«, sagte sie knapp.
    »In der Zeitung … du hast sicherlich von den Dornröschenmorden gelesen. Die drei Frauen, die ermordet wurden … Also, ich kannte sie – alle.«
    »Wieso drei Frauen?« entfuhr es Mandy.
    »Hast du keine Nachrichten gehört? Eine weitere Frau ist tot aufgefunden worden. Elisabeth Heller.«
    »Nein, ich habe nichts gehört. Ich war allerdings auch verreist. In meiner Unterkunft gab es weder Radio noch Fernsehen, und zum Zeitunglesen bin ich nicht gekommen. Und daß du die anderen beiden Frauen gekannt hast, das wußte ich schon. ›Und wenn der letzte Schnee verbrennt, ich werde dich immer lieben – Kerstin‹«, zitierte sie die Widmung auf der Rückseite des Fotos. »Und Mona trug wunderschöne Saphirohrringe, genau solche, wie ich sie mir immer gewünscht habe. Und daß du die beiden …« – sie machte eine ironische Pause – »… kanntest, halte ich für untertrieben. Du warst mit ihnen liiert!« Ihre Stimme war laut geworden.
    Jetzt ergriff Edward über den Tisch hinweg ihre beiden Hände. »Pst, leise, es kann dich ja jeder hören.« Vorsichtig blickte er sich um. Die anderen Gäste schienen nichts bemerkt zu haben. »Sag mal, woher weißt du das überhaupt?«
    »Hast du es schon vergessen, Edward? Ich bin Detektivin. Es ist mein Job, Bescheid zu wissen.«
    »Mandy, bitte jetzt keine Ironie. Genau deswegen wende ich mich doch an dich. Du sollst mir helfen, Licht in dieses Mysterium zu bringen. Aber woher zum Teufel weißt du das mit Mona und Kerstin?«
    »Dein Fotoalbum. Du hast es bei mir vergessen«, sagte Mandy lakonisch. »Und damit auch die wunderschönen Bilder der beiden. Und Elisabeth Heller hast du also auch gekannt?«
    »Wir waren eine Zeitlang zusammen, aber das ist zehn Jahre her. Damals war sie noch an der Schauspielschule. Die hat sie dann abgebrochen und Innenarchitektur studiert. Inzwischen war sie ziemlich bekannt geworden. Ihr Name tauchte in den renommiertesten Deko-Magazinen auf. Die gesamte Münchner Prominenz ließ sich von ihr die Häuser einrichten. Als ich sie kennenlernte, trug sie die ältesten und verwaschensten Pullover, die ich jemals gesehen hatte.«
    »Und nun hast du mich hierher bestellt, um mir mitzuteilen, daß ich dein nächstes Opfer sein werde.« Das Mißtrauen, das hartnäckig an ihr nagte, ließ sie gereizt reagieren.
    »Mandy, jetzt sei bitte nicht albern. Ich wollte dich treffen, weil ich Angst habe. Ich schwöre dir, ich habe mit den Morden nichts zu tun. Aber wenn die Polizei weiter ermittelt, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis sie auf mich stößt. Und dann«, er schnippte kurz mit den Fingern, »brauchst du ja nur zwei und zwei zusammenzuzählen, und du weißt, was mir droht. Vermutlich habe ich bald eine Anklage wegen dreifachen Mordes am Hals.«
    Müde sackte Mandy in sich zusammen. In was geriet sie da eigentlich gerade hinein? Sie sehnte sich plötzlich nach ihrer unbeschwerten Studienzeit, in der ihre einzigen Probleme die nächste Klausur und das Kleid für eine der unzähligen Partys gewesen waren. Resigniert winkte sie dem Kellner. »Noch einen Prosecco, bitte, und für den Herrn einen Cognac.«
    »Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?« fragte sie schließlich. Daß sie bei Grasser die Patientenkarte von Mona Krug gefunden hatte, verschwieg sie.
    »Ich will dich engagieren. Du sollst mir helfen, in den drei Fällen zu ermitteln.« Er blickte sie unsicher an. »Ich bezahle dich auch.«
    »Ach, auf einmal habe ich also genug Routine?« sagte sie mit sarkastischem Unterton. »Und wie stellst du dir das überhaupt vor? Da ist die Polizei doch längst dran.« Aber insgeheim war Mandys Ehrgeiz längst geweckt. Außerdem – auch wenn sie es sich nicht so recht eingestehen wollte – rührte sie Edwards Hilflosigkeit. Endlich brauchte er sie.
    »Aber ich mache es nicht umsonst, nur damit du es weißt.« Sie nannte einen Preis, den sie vor sich vertreten konnte, und sah ihn herausfordernd an.
    »Geht klar«, antwortete er und drückte noch mal ihre Hand. »Hast du einen Dietrich dabei?«
    »Im Wagen, ja. Warum?«

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