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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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»Morgen abend? Warum eigentlich nicht …«
    »Was zagst du, Herz, in solchen Tagen?« Bergerhoffs Stimme klang verführerisch.
    »Oh, wie prätentiös. Aus welchem Poesiealbum haben Sie das denn?«
    »Aus keinem. Das ist Ludwig Uhland.«
    Noch ein Cyrano de Bergerac.
    »Also, wie sieht’s aus? Essen – ja oder nein?«
    »Ja. Aber kein Essen. Fahrradfahren und Picknickkorb. Sofern das Wetter mitspielt …«
    »Wann und wo?« Er klang aufgeregt wie ein kleiner Junge.
    »Morgen nachmittag um fünfzehn Uhr am Eingang des Nymphenburger Parks.« Mandy war über ihren raschen Entschluß selbst erstaunt. Stars shining bright above me …
    »Ich freue mich sehr …« Er lachte noch einmal leise und verheißungsvoll.
    Mandy legte auf. Dream a little dream of me …
     
    Christoph Kempf kam Mandy am nächsten Morgen auf dem langen Flur der Gerichtsmedizin schon entgegen. Er trocknete sich die Hände an einem weißen Tuch ab. »Du bist ja tatsächlich pünktlich. Morgenstund hat Gold im Mund, nicht wahr? Gehen wir doch erst mal in mein Büro. Ich habe noch nicht gefrühstückt und bin schon seit ein paar Stunden bei der Arbeit.«
    Er öffnete eine knarrende Holztür, und Mandy fand sich in einem Büro mit häßlichen, dafür aber um so praktischeren Resopalmöbeln wieder. Christoph schenkte zwei Tassen Kaffee ein und biß schließlich voller Appetit in eine Semmel. Mandy beäugte ihn von der Seite.
    »Wie viele Leichen hast du denn heute schon obduziert?« fragte sie und schüttelte heftig den Kopf, als Christoph ihr eine zweite Semmel unter die Nase hielt.
    »Erst eine. Selbstmörder. Hatte sich vor die U-Bahn geschmissen. War fast nicht mehr zu erkennen, der Knabe. Beine ab, der Kopf hing halb vom Rumpf weg.« Christoph sprach mit vollem Mund und kaute herzhaft. »War ganz schön viel Arbeit mit dem. Kurz bevor du kamst, bin ich fertig geworden.«
    »Und da vergeht dir nicht der Appetit?« Mandy blickte ihren Freund naserümpfend an.
    »Weißt du«, sagte er, »die Abscheu vor dem Tod und der Form, in der er dir hier begegnet, gewöhnt man sich ganz schnell ab. Wir sehen Dinge, die andere nur aus Horrorfilmen kennen. Wenn ich mir deswegen das Essen abgewöhnen sollte, wäre ich bald selbst nur noch Haut und Knochen.« Christoph klappte seine Semmel auf und hielt Mandy den Belag aus rohem Schinken unter die Nase: »Hast du gewußt, daß der Querschnitt eines menschlichen Oberschenkels genauso aussieht wie der Schinken hier?«
    Amüsiert betrachtete er Mandys Mundwinkel, die sich angeekelt verzogen, und klappte das Brötchen wieder zusammen. Pragmatisch schob er sich den letzten Bissen in den Mund und spülte ihn mit einem Schluck Kaffee hinunter. Dann räumte er raschelnd das Butterbrotpapier weg und sah sie auffordernd an.
    »Ich denke allerdings, wir haben uns heute nicht getroffen, um über meine Eßgewohnheiten zu sprechen. Wolltest du nicht etwas über das letzte Opfer des Dornröschenmörders wissen? Wie war noch mal ihr Name?«
    »Elisabeth Heller.«
    Christoph ging zu einem Schrank und zog eine Hängemappe heraus. »Hier haben wir’s schon. Elisabeth Heller, geboren am 5. Mai 1965 in Fallingbostel in der Lüneburger Heide. Wohnhaft in München, Preysingstraße 4. Familienstand: Ledig. Todeszeit: 29. September, ca. 12.30 Uhr. Der Tod erfolgte durch plötzliches Herzversagen mit anschließendem Kreislaufzusammenbruch. Todesursache: unbekannt.«
    »Todesursache unbekannt?« unterbrach Mandy ihn. »Die muß doch festzustellen sein.«
    »Das ist ja das Mysteriöse an der Sache. Wir wissen zwar, daß ein Kreislaufzusammenbruch mit anschließendem Herzversagen zum Tod geführt hat, aber letztendlich ist ungeklärt, wodurch es hervorgerufen wurde. Bei einer sechsunddreißigjährigen Frau kommt es in den seltensten Fällen vor, daß das Herz ohne jeden Grund versagt. Zudem war sie sportlich und ziemlich durchtrainiert.«
    »Aber es muß doch einen Grund geben«, überlegte Mandy laut. »Drogen oder Gift vielleicht?«
    »Das war natürlich mein erster Gedanke. Aber ihr Körper hatte weder rote Totenflecken, die auf Kohlenmonoxid oder Blausäure schließen lassen, noch blauviolette Verfärbungen, die auf Barbiturate deuten könnten. Und die Pupillen waren nicht erweitert wie bei Atropinvergiftungen. Opiate oder Organophosphate kommen auch nicht in Frage. Die würden nämlich zu einer Pupillenverengung führen. Wir haben sämtliche Tests durchgeführt und konnten weder in ihrem Blut noch im Magen Spuren von Gift finden. Ihr

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