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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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giftigen Blick zu. Hatte sie etwa versucht, bei Frederick zu landen, und war abgewiesen worden? Niemand konnte rachsüchtiger sein als eine verschmähte Frau. Während Mandy noch darüber nachdachte, sah Edward seine Befürchtung bestätigt: Die Frau, von deren unersättlicher Leidenschaft Frederick bei ihrem gemeinsamen Abendessen geschwärmt hatte, war Mandy. Und daß sein Klient Fremden gegenüber von ihren Qualitäten als Liebhaberin sprach, gefiel ihm überhaupt nicht. Am liebsten hätte er Mandy gepackt und mit sich fortgezogen.
    Gerade überlegte er, ob er Bergerhoffs Geheimnis verraten und damit die Bombe platzen lassen sollte, als in Fredericks Anzugjacke das Handy klingelte. Er nahm das Telefon heraus und meldete sich. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er sagte leise:
    »Um Gottes willen, bleib ganz ruhig. Ich bin in ein paar Minuten da.« Hastig und ohne eine Erklärung verabschiedete er sich von Mandy, die ihm konsterniert hinterherblickte.
     
    Und dann hatte sie sich doch noch prächtig amüsiert. Nachdem sie aus dem Waschraum zurückgekommen war, wohin sie sich wie immer in solchen Situationen geflüchtet hatte, waren Ruttlich und Cordula Schiller verschwunden, und auch Edward war gegangen. Für einen kurzen Moment hatte Mandy sich gefragt, ob sie es bedauern sollte, und sich dann für ein klares Nein entschieden.
    Bis vier Uhr morgens hatte sie mit mindestens zehn Männern getanzt, mehrere unmoralische und zwei Filmangebote bekommen. Außerdem steckte in ihrer Handtasche ein beachtlicher Stapel feinster Visitenkarten. Die Filmbranche schien ein Gewerbe zu sein, in der man die Unterstützung einer Privatdetektivin offensichtlich ganz dringend benötigte.
    Als sie eine Stunde später beschloß, nach Hause zu gehen, entdeckte sie an der Bar gleich neben dem Ausgang einen Mann zwischen zwei Blondinen. Seine Haltung erinnerte sie an Edward. War er doch noch nicht gegangen? Ein Teufelchen in ihrem Ohr erinnerte sie an das Gespräch mit Edwards Mutter. »Er sitzt jeden Abend zu Hause und trauert um dich«, wisperte es mit Gwendolyns Stimme, »meinst du nicht, daß er eine zweite Chance verdient hätte?« Als hätte Edward ihre Nähe gespürt, drehte er sich langsam um, und ihre Blicke begegneten sich.
    »Hallo, Mandy«, sagte er, »du willst die Party schon verlassen? Warum denn? Schau mal, der kleine Dicke da drüben, mit dem hast du noch nicht getanzt.«
    »Du hattest Zeit, mich zu beobachten? Obwohl du dich in so reizender Gesellschaft befindest?« Sie machte eine kurze Handbewegung zu den beiden Blondinen, die ihre wohlgeformten Körper rückenfrei und aufreizend an der Theke drapiert hatten. »Nein, nein, du brauchst mich nicht vorzustellen. Pamela und Dolly, nehme ich an.« Mandy lächelte süß wie ein Engel, und Edward konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während die beiden Mädchen ihr der Reihe nach ein laszives »Hi« entgegenhauchten.
    »Na, dann. Ist wohl besser, ich gehe. Ich möchte euren intellektuellen Dialog nicht unnötig stören.«
    »Ach, bleib doch noch.« Den ganzen Abend hatte Edward sich über sich selbst geärgert. Wieso hatte er so kampflos das Feld geräumt? Er kam sich vor wie ein Idiot. Jetzt bot sich ihm eine Gelegenheit, die er nicht noch einmal ungenutzt verstreichen lassen würde. Er sah sie eindringlich an und beugte sich zu ihr vor.
    Seine Geste hätte durchaus etwas Eindrucksvolles, ja sogar Bezwingendes gehabt, wäre er nicht mit der glatten Sohle seiner maßgefertigten italienischen Schuhe von der Chromstange des Hockers abgerutscht. Er verlor das Gleichgewicht und landete mit dem Hinterteil auf dem Parkett.
    Hochmut kommt vor dem Fall. Mandy konnte sich ein Lachen nur mühsam verkneifen. Doch der Anblick des stets um lässige Eleganz bemühten Edward in dieser lächerlichen Lage hatte gleichzeitig etwas Rührendes. Betreten rappelte er sich wieder auf, klopfte sich den imaginären Staub von der Hose und wartete auf Mandys hämische Bemerkung. Obwohl sie nur nachsichtig lächelte, dachte er, daß er nicht nur ein Idiot war, sondern jetzt auch noch wie einer aussah. Als Mandy ihn augenzwinkernd fragte, ob er vielleicht etwas zuviel getrunken habe, durchzuckte ihn blitzartig ein Gedanke, und er warf ihr seinen hilflosesten Blick zu.
    »Na ja, noch bin ich nicht am Lallen, aber den Alkoholtest der Polizei würde ich wahrscheinlich nicht bestehen. Ich denke, es ist besser, ich nehme mir jetzt ein Taxi nach Hause.« Er blickte Mandy schräg von der

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