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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kalman
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hochfahren. Bevor sie sich mit Dorothee in einem hübschen Café niederließ, mußte sie die Wahrheit wissen. Sie versuchte, so ungezwungen wie möglich zu klingen.
    »Ich habe gerade Frederick im Foyer getroffen. Weißt du, was er hier im Krankenhaus macht?«
    »Woher soll ich das wissen? Du bist doch mit ihm liiert.« Damit hatte sie eindeutig recht, und Mandy erkannte, daß sie ihre Taktik ändern mußte, wollte sie sich nicht verdächtig machen.
    »Ich hab dir doch erzählt, daß er sich seit drei Tagen nicht mehr gemeldet hat. Und die Geschichte, die er mir gerade erzählt hat, klang völlig hanebüchen.«
    »Wieso, was hat er denn erzählt?«
    Mandy faßte Fredericks verworrene Erklärungen kurz zusammen und studierte dabei eingehend das Gesicht ihrer Freundin.
    »Das haben wir gleich«, sagte Dorothee und ging an den Computer. »Wenn seine Mutter stationär hier ist, dann ist sie auch registriert.« Es dauerte nicht lange, und ein süffisanter Zug umspielte Dorothees Mundwinkel. »Aha. Da haben wir’s ja schon. Anna-Lena Bergerhoff. Blinddarmdurchbruch. Vor drei Tagen operiert.«
    »Blinddarmdurchbruch? Mir hat er erzählt, sie hätte was an der Schilddrüse.«
    »Hat er dir auch erzählt, daß er eine ganz junge Mutti hat? Sie ist nämlich erst vier.«
    »Vier? Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.« Bevor Mandy noch etwas sagen konnte, meldete sich Dorothees Pieper. Ein Notfall.
    Immer noch völlig verwirrt machte sich Mandy auf den Weg zur Cafeteria, um dort auf ihre Freundin zu warten. Sie kam sich ein wenig lächerlich vor, daß sie noch vor wenigen Minuten gedacht hatte, Dorothee und Frederick hätten ein Verhältnis miteinander. Trotzdem wurde sie nicht schlau aus den Vorfällen.
    Gerade als sie sich mit einem dampfenden Becher Kaffee an einen der Tische gesetzt hatte, glaubte sie eine Vision zu haben: Ein großer dunkler Vogel erschien im Türrahmen, blickte mit glitzernden Augen durch den Raum und stelzte schließlich auf die Theke zu. Sekunden später drehte sich der Vogel um, und Mandy erkannte Cordula Schiller. Ihr Gesicht hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Geier, was durch den kleinen, weißen Pelzkragen, den sie modebewußt um den Hals trug, noch unterstrichen wurde.
    »Ach, Frau Maltzan. Immer in der Nähe von Herrn Bergerhoff. So etwas wie Pietät kennen Sie wohl gar nicht, oder?«
    »Wie gut, daß ich Sie treffe, Frau Schiller.« Mandy zog es vor, die Bemerkung ihrer Auftraggeberin zu übergehen. »So etwas wie Zahlungsmoral scheinen Sie nicht zu kennen. Sie haben noch eine Rechnung bei mir offen. Oder haben Sie mein Honorar inzwischen überwiesen?«
    Cordula Schiller beschränkte sich darauf, Mandy für einen Augenblick schweigend zu mustern. Dann sagte sie kühl: »Das Geld wird an Sie transferiert werden, sobald Herr Ruttlich die Abrechnung unterschrieben hat.«
    »Schön, Frau Schiller, das wollte ich nur hören. Dann ist ja alles klar. Einen schönen Tag noch.« Mandy wandte sich ab, doch Cordula Schillers kräftige Hand krallte sich in ihren Jackenärmel.
    »Bevor Sie gehen, meine Liebe, hätte ich Sie gerne noch etwas gefragt. Haben Sie eigentlich kein schlechtes Gewissen dabei, zwei kleinen Kindern den Vater zu nehmen? Noch dazu, wenn die Jüngste schwer krank in der Klinik liegt? Sie wollen sicherlich wissen, warum ich so gut darüber Bescheid weiß? Sabine Bergerhoff ist seit Jahren eine meiner engsten Freundinnen.«
    »Sabine Bergerhoff?« Mandys Herz schlug bis zum Hals.
    »Fredericks Frau. Sie sind seit acht Jahren verheiratet, ich war Trauzeugin und bin außerdem die Patin der kleinen Anna-Lena.«
    Also doch! Mandy fragte sich, wie Frederick es geschafft hatte, seine Familie so lange vor ihr zu verheimlichen. Bei ihm zu Hause hatte sie nicht die Spur einer anderen Frau geschweige denn von Kindern entdecken können. Vor allem hatte er niemals auch nur eine einzige Bemerkung gemacht, die darauf hätte schließen lassen können.
    Mit einem Mal wurde ihr schlecht. Doch auf keinen Fall wollte sie sich vor der Regisseurin eine Blöße geben, und so riß sie sich zusammen. Über ihren Kaffeebecher hinweg warf Mandy ihr einen Blick zu, der signalisieren sollte, daß sie über den Dingen stand. »Besser ein verheirateter Mann, als immer noch vom Ex zu träumen, nicht wahr, Frau Schiller?«
    »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
    »Haben Sie mir nicht davon vorgeschwärmt, wie das bei manchen Geschiedenen so ist? Oder verwechsle ich da was? Na ja, egal. Jedenfalls

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