Dornröschens Erlösung
Steinboden zwischen ihnen. Das Licht glänzte auf
seinem Haar und seinen Augenbrauen.
“Antwortet mir, Prinz“, forderte sie kalt.
Ja. Sie konnte es sehen. Die Welle der Röte, die seine Wangen
überzog, war ein untrügliches Zeichen. Er war verblüfft.
„Dann verriegelt die Türen“, befahl sie mit tiefer Stimme. „Und
zwar. . . sämtliche.“
Er zögerte einen Moment. Wie unschuldig er aussah. Was war
unter diesen Kniehosen? Ihre Blicke wanderten über seinen Körper.
“Verriegelt die Türen, Prinz“, wiederholte sie drohend.
Er gehorchte wie ein Traumwandler und warf ihr einen
schüchternen Blick zu, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte. Da stand ein
Stuhl in einer Ecke, ein breites dreibeiniges Ding, auf dem Dornröschens Kammermädchen
gewöhnlich saß.
“Stellt den Stuhl in die Mitte des Zimmers“, forderte sie.
Und sie fühlte einen kleinen Stich in ihrer Brust, als sie
sah, wie er gehorchte. Er setzte sich auf den Stuhl und warf Dornröschen einen unsicheren
Blick zu, ehe er sich aufrichtete. Das gefiel ihr. Sie verschränkte die Arme
vor der Brust und lehnte sich gegen die gekachelte Seite des Kamins. Sie wusste,
dass dies keine Haltung war, die einer Lady ziemte. Ihr Samtkleid war ihr
lästig.
“Zieht Eure Kleider aus“, flüsterte sie.
Für einen Augenblick war er zu erstaunt, um zu antworten. Er
starrte Dornröschen an, als hätte er sich verhört.
“Ich will Euren Körper sehen.“
Noch immer zögerte er, und dann errötete er noch tiefer als
zuvor, senkte den Kopf und begann, sein Wams aufzuschnüren. Lieblich, der
Anblick seiner flammenden Wangen und des geöffneten Wams über dem zerknitterten
Hemd. Er löste die Schnüre an seinem Hemd, und sie sah seine nackte Brust. Feine
Brustwarzen, vielleicht ein bisschen zu blass, und jede von blondem Haar
umgeben. Und das Haar lief in der Mitte bis zu seinem Bauch, wo es dichter war
und sich kräuselte. Nun lag seine Hose auf dem Boden, und er stieg aus seinen
Stiefeln. Hübscher Schwanz. Und sehr hart. Natürlich. Wann war er so hart
geworden? Als sie ihm befohlen hatte, die Türen zu verriegeln? Oder die Kleider
abzulegen? Eigentlich spielte es keine Rolle.
Ihr eigenes Geschlecht war feucht und heiß. Als er wieder zu
ihr aufsah, war er splitternackt - der erste nackte Mann, den sie gesehen hatte,
seit sie von Bord des Schiffes gegangen war. Sie fühlte, wie ihr Gesicht
krabbelte und sich ihre Lippen zu einem schamlosen Lächeln formten. Doch es war
nicht gut, ihn schon jetzt anzulächeln. Ihre Miene erstarrte wieder. Sie fühlte
eine wohlige Wärme in den Brüsten.
„Auf den Stuhl, Prinz, damit ich Euch richtig ansehen kann.“
Das war zu viel für ihn. Er öffnete den Mund, doch dann
schluckte er nur. Oh, sehr hübsch. Sie hätten ihn höchst willkommen geheißen, Königin
Eleanor und ihr lüsterner Hofstaat. Und welch ein Martyrium es gewesen wäre! Er
drehte sich leicht zur Seite.
“Auf den Stuhl, Prinz“, befahl Dornröschen und trat vor. „Legt
die Hände in den Nacken. Auf diese Weise kann ich Euch gut ansehen. Dann sind
Eure Arme und Hände nicht im Weg.“
Er starrte sie an. Sie starrte zurück. Und dann drehte er
sich um und stieg langsam, in fast schlafwandlerischer Manier auf den Stuhl, legte
die Hände in den Nacken, wie ihm befohlen war. Er schien erstaunt darüber zu
sein, dass er es wirklich getan hatte. Als er Dornröschen ansah, war sein
Gesicht purpurrot. Seine Augen funkelten, und sein Haar erschien wie aus Gold. Er
schluckte und blickte zu Boden.
Dornröschen besah sich sein Geschlecht. Gut genug - auch
wenn er nicht gerade von der Qualität war wie Laurents Schwanz. Aber da gab es
nicht so viele, die derart prächtig waren. Es war eigentlich ein ganz guter
Schwanz, der jetzt so rot war wie das Gesicht des Prinzen. Als sie näher kam, wurde
der Schwanz noch röter. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn mit den
Fingern. Der Prinz wich zurück.
“Haltet still, Prinz“, sagte sie. „Ich will Euch untersuchen.
Und das erfordert Eure vollkommene Gefügigkeit.“
Wie schüchtern er sie ansah, als sie in das Fleisch kniff
und zu ihm aufblickte. Er konnte ihrem Blick nicht standhalten. Seine Unterlippe
zitterte herrlich. Wäre sie ihm auf dem Schloss begegnet, hätte es sie zu ihm
hingezogen, so wie es ihr mit Tristan ergangen war. Ja, dieser Prinz war ein
feines Pflänzlein, ein junger Baum, der unter der Peitsche ganz sicher zu
voller Pracht erblüht wäre. Die Peitsche. Dornröschen sah sich um.
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