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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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davon erzählen?
    Brennas Augen füllten sich mit Tränen, und sie atmete zischend aus. Es ist einfach nicht leicht. Dass ich nicht mal einfach irgendwas vergessen kann.
    Erst nach mehreren Sekunden fragte er: Wie zum Beispiel mich?
    Ja.
    Jim schrieb nichts zurück. Ihr war klar, er hatte keine Lust auf ein derartiges Gespräch. Selbst nach all den Jahren wollte er noch immer nicht über all die Dinge reden, die geschehen waren, nachdem sie diesen Job von Errol übernommen hatte – das eisige Schweigen zwischen ihnen beiden, die nutzlose, monatelange Ehetherapie, all die Abende, an denen er so spät wie möglich von der Arbeit heimgekommen war, dass er sich im Bett von ihr abgewandt hatte, unfähig zu verzeihen, unfähig, ihr noch einmal zu vertrauen. Er wollte nicht darüber reden, und wer konnte ihm das wohl verdenken? Denn schließlich genoss er den Luxus des Vergessens, hatte es geschafft, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und sich mit einer anderen Frau ein neues Leben aufzubauen, während Brenna … doch das war nicht seine Schuld. Es war nicht seine Schuld, dass er im Gegensatz zu ihr ein Mensch mit einem normalen Gedächtnis war.
    Nicht nur dich, versuchte sie, die Unterhaltung fortzuführen, sondern jeden Fehler, der mir jemals unterlaufen ist.
    Jim tippte noch immer nicht. Brenna atmete noch einmal zischend aus und blinzelte gegen die Tränen an.
    Tut mir leid, gab sie in den Computer ein, bevor die Nachricht JRapp68 ist offline auf dem Monitor erschien. Das Häkchen an Jims Symbol wurde durch ein X ersetzt. »Okay, Jim. Danke der Nachfrage.« Als die erste Träne über ihre Wange rollte, legte sie den Kopf auf ihren Schreibtisch und brach in lautes Schluchzen aus. Es dauerte nicht lange, und ein ganzer Strom von Tränen lief ihr über das Gesicht, ihre Schultern bebten, und ihr Hals wurde vom vielen Weinen rau.
    Plötzlich spürte Brenna eine zögerliche Hand auf ihrer Schulter. »Mom?«
    Sie wollte Maya sagen, dass sie wieder in ihr Zimmer gehen sollte, denn sie sollte ihre Mutter schließlich nicht in einem solchen Zustand sehen. Mütter sollten stark sein, aber Brenna fühlte sich nicht stark, und sie wollte nicht alleine weinen, deshalb lehnte sie sich müde an ihre heranwachsende Tochter an, schlang ihr die Arme um den Leib, und während einer langen Zeit verharrten sie in dieser Position, klammerten sich aneinander fest und waren während eines Augenblickes nicht allein.
    Schließlich kam die Pizza, und Brenna und Maya sahen sich beim Essen Psycho an, das auf AMC im Rahmen des Halloween-Countdowns kam. Sie beide hatten diesen Film bereits des Öfteren gesehen und wussten deshalb, was geschehen würde, aber dadurch wurde es nicht weniger erschreckend, weshalb Maya ihr Gesicht in Brennas Schulter drückte, als Detective Armagast in Richtung der Treppe ging. Sie sprachen während des gesamten Films nur wenig miteinander, aber es war auch sehr schön, miteinander zu schweigen und sich einfach zusammen irgendetwas anzusehen.
    Nachdem Maya ins Bett gegangen war, schaltete sie abermals ihren Computer ein. Jim war noch immer offline, doch darüber dachte sie nicht nach. Vielleicht war er einfach beschäftigt oder ausgegangen, und wenn nicht, wüsste sie lieber nichts davon. Also rief sie ihre neuen E-Mails auf, Trents »Subaru 411« sowie eine von Morasco mit dem Titel »Erinnerung.«
    Er schrieb:
    Hi,
    also, ich habe zum letzten Mal mit Lydia Neff gesprochen, unmittelbar bevor sie die Stadt verlassen hat. Sie kam aufs Revier und wollte mir für alles danken. Ich fragte sie, was sie für Pläne hätte, und sie antwortete, sie würde erst mal einen alten Freund besuchen und dann »umziehen«. Wohin, hat sie nicht gesagt, und ich habe auch nicht nachgehakt. Seither hat niemand mehr etwas von ihr gehört. Aber hier ist etwas, was mir gerade wieder eingefallen ist. Wissen Sie, wo dieser alte Freund gelebt hat? In Buffalo.
    Alles Liebe,
    N
    PS: Nur zu Ihrer Information, ich kriege auch einen ziemlich guten Eisenhower hin.
    Lächelnd drückte Brenna auf das Antwortzeichen und tippte zurück:
    Danke für die Buffalo-Info. Wie Arte Johnson sagen würde: seeehrrr interrressant.
    Apropos Uralt-Material, sehen Sie sich den Anhang an. Es ist Seite 22 der Akte Iris Neff – das heißt, 1998 war es die Seite 22, aber jetzt ist sie nicht mehr da.
    Viel Spaß beim

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