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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Schlüsselbund. Die Miniaturkopie eines Gemäldes, das von Maya während ihres ersten Grundschuljahrs angefertigt worden war. Es zeigte ein Strichmännchen mit einem großen, runden Kopf, langem, gelocktem Haar und einem breiten Lächeln. Maya hatte es in ihrer Prinzessinnen-Phase gemalt und der Figur deshalb noch eine Krone aufgesetzt, auf der das Wort »Mommy« stand.
    Brenna drückte ihm die Waffe an den Hals. »Sie arbeiten immer noch für Roger Wright, nicht wahr?« Ihre Schläfen pochten, und sie hatte Blut im Mund, weshalb sie, als sie sprach, etwas verschwommen klang.
    Er antwortete nicht.
    Â»Wie viele Menschen haben Sie umgebracht, um diese Affäre zu vertuschen?«
    Meade blickte auf die Waffe und dann wieder auf sie. Er atmete inzwischen fast wieder normal. Sie roch sein Blut und seinen Schweiß, aber sein Gesicht war seltsam ruhig, als hätte sich der Hass zusammen mit den Schmerzen seiner Wunden plötzlich aufgelöst. Jetzt sah er wie eine Statue aus. Kalt und starr.
    Er würde niemals aufgeben, erkannte sie.
    Â»Du hast eine Waffe«, sagte er. »Warum drückst du nicht einfach ab?«
    Brenna spürte einen Schlag im Bauch, und in ihren Eingeweiden breiteten sich rasende Schmerzen aus. Meade trat einen Schritt zurück, ihre Finger, die die Waffe hielten, wurden schlaff, und ihr wurde schwindelig.
    Er hielt ein Messer in der Hand, ein Messer, bis zum Griff mit Blut bedeckt. Obwohl sie nur noch unscharf sah, hob sie kraftlos die Waffe hoch und drückte ab. Der Rückstoß schleuderte sie rücklings auf den Bürgersteig, sie ließ die Schlüssel fallen, und obwohl es abermals in ihren Ohren klingelte, konnte sie das Klappern ihres Schlüsselbundes deutlich hören, als er auf den Boden traf. Seltsam.
    War Meade tot? Hatte sie ihn erschossen?
    Sie spürte den Asphalt in ihrem Rücken und hatte den Geschmack von Kupfer und Salz im Mund. Ihre Gedanken und ihre Erinnerungen verschwammen … »Ich kann schon das Köpfchen sehen«, stellt Dr. Abrams fest. Brenna ist schweißnass. Ihre Haare kleben an der Stirn, ihr Körper ist glitschig, und die Schmerzen – sie hat das Gefühl, als ob in ihrem Inneren ein Waldbrand lodere, und dann … der gellende Schrei des Babys und die heißen Tränen in ihrem Gesicht und Jims Hände, die ihre Schultern packen, während er sie auf die Wange küsst. Dann seine Stimme dicht an ihrem Ohr: »Hörst du mich, Liebling? O Gott,
o mein Gott, sie ist einfach wunderschön …«
    Der erinnerte Schmerz riss sie in den aktuellen Schmerz zurück. Das Atmen fiel ihr schwer, und sie holte zaghaft wie ein Baby Luft. Ihr Körper brauchte viel mehr Sauerstoff, als sie ihm zu geben in der Lage war. Sie legte ihre Finger dorthin, wo der Schmerz am größten war, und betastete ihr Hemd. Es klebte nass an ihrem Bauch. Sie hob die Hand vor ihr Gesicht und erkannte, sie war schwarz von ihrem eigenen Blut. Ich sterbe. Das Handy. Sie tastete danach, berührte es … Ruf die Polizei. Sie drückte auf die Tasten und hörte eine blecherne Stimme. »… Ihnen helfen?«
    Doch sie konnte keine Antwort geben, konnte nicht mehr sprechen, denn inzwischen ging ihr Atem nur noch flach wie der von einem kleinen Fisch. Als wäre ihr Hals eine einzige Kieme und als treibe sie an der Oberfläche eines schlammigen Sees. Erst rücklings und dann seitlich. Und dann wieder auf dem Rücken, bevor sie in vollkommener Dunkelheit versank.

29
    Â»Jetzt bewegt sie sich. Ich glaube, sie wird wach«, sagte eine Stimme.
    Brenna öffnete die Augen und sah Hunderte und Aberhunderte von winzig kleinen schwarzen Löchern in weißen Vierecken – Schallschutzfliesen. Lange, fluoreszierende Lampen …
    Solche Lampen kannte sie nur aus dem Krankenhaus. Ihr Blick fiel auf die Infusionsnadel in einem ihrer Arme, und sie betastete mit ihrer freien Hand ihr dick verbundenes Gesicht.
    Â»Sie ist wach«, sagte die Stimme noch einmal. Iris’ Stimme vom Telefon. Brenna richtete sich mühsam auf und bemerkte, dass Morasco an der Wand neben einem jungen Mädchen saß, das sie nie zuvor gesehen hatte.
    Brennas Mund war furchtbar trocken. Sie fing an zu husten, und Morasco ergriff den Pappbecher von ihrem Nachttisch, nahm etwas heraus und schob es ihr zwischen die Lippen. Ein kleines Stückchen Eis. Sie saugte daran, zerkaute es und hielt, weil die Kälte

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