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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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kaum hörte sie Michael Stipe, wie er dieser Stoff entwickelt seinen Zauber langsam sang … spürte sie wieder das Metall an ihrer Haut und kehrte abermals zu Meade zurück.
    Â»Fahr hier ab«, verlangte Meade.
    Inzwischen waren sie auf dem Deegan Expressway, und die nächste Ausfahrt führte in die Bronx. Trotzdem befolgte Brenna den Befehl, fragte aber gleichzeitig: »Was wollen Sie von mir?«
    Er antwortete nicht.
    Meade ließ sie eine lange Hauptstraße hinunterfahren und dann zweimal links und kurz hintereinander zweimal rechts in kleine Seitenstraßen biegen, bis sie in eine trostlose Gegend kamen, die direkt am Wasser lag. Sie waren an der Pelham Bay. Gott im Himmel. War das, was im Augenblick geschah, ein grausamer Scherz des Schicksals, oder hatte Meade es so geplant? Von hier aus konnte Brenna City Island sehen.
    Â»Anhalten!«
    Als sie auf der Standspur hielt, riss ihr Meade die Schlüssel aus der Hand.
    Â»Aussteigen!«, wies er sie an, und als sie tat wie ihr geheißen und sich von ihm durch die Gegend schubsen ließ, auf das schwarze Wasser sah und die Waffe zwischen ihren Schulterblättern spürte, wurde Brenna nochmals in der Zeit zurückversetzt.
    Es war der Abend des 7. September 1981, und statt einer dunklen, ruhigen Stimme hörte sie das schrille Kreischen ihrer Mom …
    Â»Verschwinde aus meinem Haus.«
    Â»Clea hat zu mir gesagt, dass ich dir nichts verraten darf. Deshalb habe ich dir nichts erzählt. Weil Clea mich gezwungen hat, ihr zu verspre–«
    Â»Sie ist jetzt seit zwei Wochen weg, Brenna. Inzwischen könnte deine Schwester tot sein.«
    Â»Mom, es tut mir leid.«
    Â»Wenn sie tot ist, ist das deine Schuld. Es ist deine Schuld, dass sie verschwunden ist. Also verschwinde auch du aus meinem Haus.«
    Brennas Uhr zeigt 9 Uhr 45. Obwohl schon September ist, ist die Luft noch warm und schwül. Brenna macht die Haustür auf, geht den Bürgersteig hinunter, biegt dann nach links ab und läuft hinunter bis zur Bucht.
    Â»Wo ist es?«, fragte Meade.
    Brenna geht an den Häusern der Lindens, der Moskovitz, der Mangiones und der Conrads vorbei zum Tor des Strandes Center Street. Sie zieht ihre Schuhe aus und spürt den kühlen Sand unter ihren Füßen. Das Wasser in der Bucht sieht wie ein schwarzer Spiegel aus, in dem man die Großstadtlichter sieht. Sie geht ins Wasser, bis es ihr erst zu den Knöcheln und dann zu den Knien reicht. Sie wird nicht anfangen zu schwimmen. Sie wird sich nicht wehren. Das Wasser ist kalt, aber sie wird immer weitergehen …
    Â»Wo?« Er stieß sie unsanft mit der Waffe an.
    Â»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, hörte sich Brenna sagen.
    Â»Doch, natürlich weißt du das.«
    Das Wasser reicht ihr bis zur Hüfte, und die Strömung zerrt an ihr. Ich werde mich nicht wehren, sagt sie sich. Ich werde mich nicht wehren.
    Â»Ich verstehe nicht.«
    Jetzt geht es ihr bis zum Hals. Sie stemmt sich gegen die Strömung und erschaudert, denn der Tang streicht ihr um die Handgelenke und schlingt sich ihr um den Bauch. Vor sich sieht sie die Lichter der Stadt, flüstert »Lebt wohl« und macht die Augen zu. Gerade als sie untertauchen will, hört sie hinter sich ein platschendes Geräusch …
    Während eines kurzen Augenblicks spürte sie die Waffe nicht.
    Ein platschendes Geräusch und dann die Stimme ihrer Mutter: »Brenna! Brenna! Bitte, Liebling, nicht! Es tut mir leid! Bitte komm zurück!«
    Meade rammte ihr die Waffe in den Bauch, und sie atmete pfeifend aus, bevor sie keuchend in die Knie ging. Wieder war sie in der Gegenwart.
    Â»Wo ist es?«, wiederholte er.
    Er will das Bild von Wright.
    Brenna holte pfeifend Luft. Ihre Hände glitten über den Asphalt, auf dem sie lag – winzig kleine Kieselsteine, Scherben. Ja. Genau … Eine möglichst große Scherbe in der Hand versteckt, rappelte sie sich wieder auf.
    Er packte ihren Arm und presste ihr den Lauf der Waffe unters Kinn. »Die Frage ist immer noch dieselbe. Du hattest nicht das Recht, dir dieses Gemälde anzueignen. Ich weiß, dass du es hast, und ich werde es mir wiederholen, ganz egal auf welchem Weg.«
    Â»Das Gemälde?« Noch immer spürte sie den kalten Lauf an ihrem Hals. Es war eine große Waffe. Kaliber .45, und wenn er aus dieser Entfernung damit auf sie schoss, würde ihr Schädel explodieren. Doch trotz

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