Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
Vom Netzwerk:
wenn Sie mir bitte kurz erklären könnten, was Sie zu Carol Wentz gesagt haben –«
    Â»Warten Sie. Einen Moment. 21. September … das war ein Montag, oder?«
    Morasco nickte. »Gerade mal zehn Tage her. Dürfte Ihnen also nicht zu schwerfallen, sich noch daran zu erinnern.«
    Â»Mädchen!«, brüllte Garvey plötzlich los. »Kommt mal bitte runter.«
    Â»Gleich, Dad!«
    Â»Sofort!«
    Dankenswerterweise wurde erst einmal die Stereoanlage ausgestellt, und einen Moment später tauchten oben an der Treppe zwei heranwachsende Mädchen auf – die eine groß und blond und Garvey geradezu verblüffend ähnlich und die andere etwas kleiner, braunhaarig, bebrillt.
    Â»Was gibt’s denn, Dad?«, fragte Garveys Doppelgängerin.
    Â»Detective Morasco, das hier ist meine Tochter Emily.« Garvey sah die beiden Mädchen böse an. »Deine Freundin hat letzten Sonntag hier geschlafen.«
    Â»Na und?« Emily blickte Morasco an. »Ist das vielleicht verboten?«
    Â»Emily, sei bitte nicht so unhöflich.«
    Â»In Ordnung, tut mir leid.«
    Garvey atmete tief durch. »Emily, habt ihr beide von meinem Faxanschluss irgendwelche Telefonstreiche gespielt?«
    Emilys Grinsen verflog. »Nein, Dad. Natürlich nicht.«
    Â»Ich meine es ernst.«
    Das Mädchen wandte sich der Freundin zu, der das Schuldbewusstsein überdeutlich anzusehen war. Irgendwas an ihrem Gesicht, irgendwas an ihren Augen erinnerte Morasco an irgendjemanden …
    Â»Ich war das nicht«, erklärte Emily.
    Â»Ich dulde keine Lügen.«
    Â»Ich lüge nicht, Daddy.« Das blonde Mädchen sah ihn flehend an. »Das schwöre ich.«
    Â»Ich halte den Beweis für euer Treiben in den Händen, Emily. Ich habe den Verbindungsnachweis –«
    Â»Maggie war’s.«
    Maggie … o mein Gott … Morasco starrte auf die großen Augen, den sorgenvoll verzogenen Mund, das dünne braune Haar … und dachte an blaue Plastikhaarspangen. Haarspangen mit Tinkerbell-Aufdruck und pinkfarbene Turnschuhe mit Klettverschluss, die gut dreißig Zentimeter über dem Boden baumelten.
    Â»Tut mir leid«, stieß Maggie schluchzend hervor. »Es tut mir furchtbar leid. Es ist alles meine Schuld.«
    Das winzig kleine, dreieinhalbjährige Mädchen auf dem Metallstuhl im Vernehmungsraum, auf dessen gelbem T-Shirt ein flauschiges weißes Kätzchen abgebildet war. Kleine Finger, die den Plastikbecher Wasser umklammerten. Die quietschende Stimme. Das schüchterne Lachen. Niemand hat Angst vorm Weihnachtsmann.
    Â»Ich habe zum Spaß bei Mrs Wentz angerufen. Aber es war nicht meine, sondern Emilys Idee.«
    Â»War es nicht . Du hast mir schließlich von der Sache mit dem Chatroom erzählt.«
    Â»Ich kann es einfach nicht glauben, Mädchen«, stellte Garvey fest. »Ich meine, ich fasse es einfach nicht.«
    Â»Ich habe ihr gesagt, dass sie das lassen soll.«
    Inzwischen hatte Maggie Tränen in den Augen. »Hast du nicht, Emily. Hör auf.«
    Â»Mr Wentz dachte, dass Maggie … jemand anders ist«, erklärte Emily.
    Â»Tut mir leid. Es tut mir wirklich leid …«
    Carol dachte, dass du Iris bist. Wir alle dachten, dass du Iris bist. Morasco schüttelte den Kopf, starrte das Mädchen sprachlos an, sah an ihrem Gesicht, wie die Zeit vergangen war.
    Â»Maggie?«, fragte er sie schließlich. »Maggie Schuler?«
    Damals war sie dreieinhalb gewesen, und jetzt war sie vierzehn. Immer noch dasselbe kleine Mädchen, nur dass diesmal großes Unheil von ihr angerichtet worden war …
    Brenna fuhr noch immer auf der Autobahn. Meade hatte seinen Arm auf die Rücklehne von ihrem Sitz gelegt und presste ihr den Lauf seiner Pistole ins Genick. Er hatte die Waffe entsichert – hatte sie gezwungen zuzusehen, wie er sie entsicherte, und ihr dann den Lauf wie einen kalten Kuss direkt oberhalb des Schlüsselbeins gegen den Hals gedrückt.
    Ihr Gehirn versuchte, sie zu retten, und entführte sie zum Beispiel auf das Dach des Apartmenthauses in der 14., wo sie um Mitternacht des 18. April 1994 mit ihrem Ghettoblaster gesessen und REM gehört hatte. Jim hatte mit seinen Fingerspitzen ihre Wange und mit seinen Lippen ihren Mund berührt, doch kaum spürte sie die Sanftheit seines Kusses und empfand die unglaubliche Zärtlichkeit, die ihr die Brust zu sprengen schien,

Weitere Kostenlose Bücher