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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Kratzer desinfizierte, verdrängte Adam Meade die Erinnerung an seinen Dad und dachte stattdessen wieder an Maschinen. Seine Glock war das perfekte Beispiel für die schlichte Schönheit und die beispiellose Funktionalität, die er an Maschinen liebte, wie in anderer Hinsicht auch der Wagen, den er fuhr. Oder wie der Peilsender, den er nach der Pressekonferenz unter Brenna Spectors Van geklebt hatte, als sie, ihr Assistent und Nelson Wentz im Haus gewesen waren.
    Und auch Dr. Glassman war nichts anderes als eine Maschine, deren ausschließlicher Zweck die Rettung fremder Leben war. Obwohl ihn das sicher gar nicht interessierte, hatte die Tragödie einen großen Arzt aus ihm gemacht. Genau wie Adam selbst erst durch die Tragödie ein großer Mensch geworden war.
    Bevor er wieder ging, legte Meade das Geld für Dr. Glassman auf den Küchentisch. Wie gewöhnlich sah der Doktor gar nicht hin, aber statt sofort zu gehen, legte Meade ihm noch kurz die Hand auf die Schulter und blickte ihm ins Gesicht.
    Â»Manche Feuer«, sagte er, »brennen aus einem bestimmten Grund.«
    Dr. Glassman sah ihn reglos an.
    F
    Â»Ist Ihnen eigentlich klar, dass ich Krankenhäuser hasse?« Morasco stand an Brennas Bett. Es war zweiundzwanzig Uhr, und er war im Begriff, zu gehen.
    Â»Dann muss Ihnen inzwischen hundeelend sein.«
    Â»Nicht wirklich. Tatsächlich gefällt mir dieses Krankenhaus sogar, wenn auch nur, weil es Sie daran hindert, loszuziehen und sich noch einmal angreifen zu lassen«, klärte er sie lächelnd auf, und Brenna dachte an den nackten Wright von der Fotografie, wie er Lydia angesehen hatte.
    Es war geradezu erstaunlich, was die Liebe aus den Augen machte, überlegte sie. Es ließ sie genauso aufleuchten wie Tränen und wie Schmerz. Wie konnte ein Mensch gleichzeitig zu solchem Hass und solcher Liebe fähig sein?
    Â»Woher wissen wir das eigentlich?«
    Â»Dass er Sie nicht hier in Ihrem Krankenzimmer überfallen wird?«
    Â»Nein. Dass Meade immer noch für Wright arbeitet. Woher wissen wir, dass er es nicht aus eigenem Antrieb auf all diese Leute abgesehen hat?«
    Â»Meinen Sie das ernst?«
    Brenna sah Morasco an. »Ich will damit nicht sagen, dass Wright die Schulers und Chief Griffin nicht mit Häusern in Waterside bestochen hat. Und ich will damit auch nicht sagen, dass er nicht dafür gesorgt hat, dass Hutchins dieses Vernehmungsprotokoll aus dem Polizeibericht entfernt. Ich gebe einfach zu bedenken, dass er vielleicht nicht hinter den Morden steckt. Vielleicht ist Meade ein Stalker. Vielleicht hat er irgendwie herausgefunden, dass Carol Wentz die Fotos hatte, und zieht aus einer seltsamen Loyalität Wright gegenüber all diese Leute aus dem Verkehr.«
    Morasco starrte sie mit großen Augen an, und sie stieß einen Seufzer aus.
    Â»Ich weiß«, erklärte sie. »Ich schätze, ich kann einfach nicht glauben, dass ein ganz normaler Mensch – selbst wenn er, wie Wright, ein zertifiziertes Arschloch ist – es schaffen soll, derart viele unschuldige Menschen zu zerstören. Im Ernst, wie sollte er mit so was leben können?«
    Morasco wandte sich kurz ab. »Menschen finden immer alle möglichen Entschuldigungen für die Dinge, die sie tun. Sie erzählen sich selber irgendwelche Lügen, und sie wiederholen diese Lügen in Gedanken so lange, bis es Erinnerungen sind. So leben sie damit.«
    Â»Trotzdem verstehe ich es nicht.«
    Â»Natürlich nicht. Weil Ihr Gedächtnis niemals lügt.« Er berührte den Verband um ihr Gesicht. »Bitte, lassen Sie sich nicht noch mal von irgendwelchen Schlägern überfallen, ja?«
    Â»Schläger.« Brenna lächelte. »Das Wort hätte Jack Paar wahrscheinlich auch benutzt.«
    Â»Klugscheißerin.« Er sah ihr in die Augen, und für einen Moment nahm sie in seinem Blick diesen besonderen Funken wahr. Ob er Liebe oder Schmerz verriet, war ihr nicht klar.
    Aber vielleicht entsprang der Eindruck auch nur ihrer Erinnerung an das Bild von Roger Wright …
    Um zweiundzwanzig Uhr dreißig erschien Trent auf Brennas Anruf hin mit einer gepackten Tasche, die einen Satz frischer Kleider, Waschzeug, Brennas Laptop und den Umschlag mit den zuvor von ihm eingescannten und kopierten Fotos und der Zeichnung enthielt. Er kam unmittelbar nachdem Morasco sie verlassen hatte und musste ihm im Flur begegnet sein, denn das Erste, was er sagte, war:

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