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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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ist nicht deine Schuld. Aber meine ist es auch nicht. Es liegt einfach an dem dämlichen Syndrom.
    Ohne diese Sätze noch mal durchzulesen, schickte sie sie ab. Jim schrieb nicht sofort etwas zurück, aber trotzdem tat es ihr nicht leid, ehrlich gewesen zu sein. Sie hatte diese Dinge endlich einmal sagen müssen, ob er sie nun hören wollte oder nicht. Er könnte sie in Zukunft ignorieren, könnte ruhig vergessen, dass die Worte je gefallen waren, aber sie hatten endlich mal herausgemusst. Denn sie spürte diese Liebe und den Schmerz auch heute noch. Würde sie bis an ihr Lebensende spüren, und das sollte er ruhig wissen, oder etwa nicht?
    Und was habe ich für eine Entschuldigung?, tippte er mit einem Mal zurück.
    Brenna starrte auf den Monitor und gab ein Fragezeichen ein.
    Ich erinnere mich auch noch, Brenna. Und auch mir tut es noch heute weh.
    Brenna wollte eine Antwort tippen, als sie sah, dass Jim noch immer schrieb. Dann tauchte seine nächste Nachricht auf dem Bildschirm auf. Ich kann so nicht weitermachen.
    Wie?
    Ich kann dir nicht mehr ständig mailen. Inzwischen freue ich mich mehr darauf, als ich es sollte.
    Ihr stockte der Atem, und am liebsten hätte sie getippt: Verlass mich nicht noch mal. Ich brauche dich. Sie überlegte kurz, ob sie ihm schreiben sollte, wo sie gerade war. Erwog, ihn zu bitten , wenigstens zu warten, bis die Fäden von der STICHWUNDE IN MEINEM BAUCH gezogen worden sind. Aber das tat sie nicht. Denn es wäre ganz einfach nicht fair. Stattdessen gab sie in den Laptop ein: Tu, was du tun musst.
    Danke, tippte Jim zurück, bevor er offline ging.
    Brenna las das eine kurze Wort auf ihrem Monitor. Es war das letzte Wort, das sie für lange Zeit von Jim bekommen würde, dachte sie, und ihre Augen wurden feucht.
    Dann spürte sie mit einem Mal, dass sie nicht mehr allein im Zimmer war, hob den Kopf und sah, dass die resolute, junge Krankenschwester an ihr Bett getreten war. Brenna hatte nicht einmal gehört, dass sie hereingekommen war.
    Die Schwester sah sie fragend an. »Haben Sie Schmerzen?«
    Â»Das wollen Sie gar nicht wissen.«
    Â»Wie bitte?«
    Sie wischte sich die Tränen fort. »War nur ein Scherz. Ich bin okay.«
    Die Schwester runzelte die Stirn, doch bevor ihr Brenna irgendwas erklären musste, klingelte zum Glück das Telefon, das auf ihrem Nachttisch stand.
    Die Krankenschwester wollte nach dem Hörer greifen, aber Brenna kam ihr zuvor.
    Â»Hallo?«
    Â»He«, erklang die Stimme von Morasco, »wie fühlen Sie sich?«
    Â»Ganz gut.«
    Â»Hören Sie. Ich habe Ihre E-Mail gekriegt.«
    Â»Und was halten Sie davon?«
    Â»Ich hätte nicht übel Lust, den Arsch von Roger Wright an die Wand zu nageln«, stieß er knurrend aus.
    Â»Na, wenn das keine Gedankenübertragung ist«, stellte Brenna lächelnd fest.
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Ich habe einen Plan.«
    Â»Und, bin ich mit von der Partie?«
    Â»Meinetwegen gern. Aber dazu müssten Sie morgen schon in aller Herrgottsfrühe das Krankenhaus verlassen.« Er erläuterte ihr seinen – simplen – Plan, und die Erinnerung an ihren alten Schmerz wurde von einer seltsamen, realen Aufregung ersetzt. Es könnte funktionieren.
    Â»Ich bin dabei«, erklärte sie. »Ich bin auf jeden Fall dabei.«

31
    Â»Sie sehen aus wie ein Filmstar, der nach seinem fünften Facelifting nicht erkannt werden will.«
    Hinter der überdimensionalen Sonnenbrille, die sie aus einer Drogerie in der Nähe des Krankenhauses hatte, verdrehte Brenna die Augen. Sie würde Morasco niemals wieder fragen, wie sie aussah, dachte sie. Die Ärzte hatten ihr um fünf Uhr morgens die Verbände abgenommen, und obwohl die Schwellungen nicht annähernd so grässlich wie befürchtet waren, war die Sonnenbrille unerlässlich für ihren bevorstehenden Besuch. Sie trug ihr Haar in einem Pferdeschwanz und hatte schwarze Stiefel, schwarze Jeans und einen schwarzen Rolli an. (Diese Kleider hatte Trent ihr mitgebracht, was angesichts seines normalerweise eher befremdlichen Geschmacks durchaus in Ordnung war.) Morasco seinerseits trug eine seiner Tweed-Jacken – in diesem Fall sogar mit Lederflicken an den Ellbogen –, ein zerknittertes weißes Hemd und Jeans. Er wirkte wie ein Doktor der Philosophie, und als Paar sahen sie sicher ziemlich seltsam aus.
    Es war halb sieben, und sie fuhren in Morascos

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