Dornröschenschlaf
sich zerstreuenden Journalisten vorbei drei Häuserblocks hinunter und bog in die ruhige SeitenstraÃe ein, in der sein Wagen stand. Er hatte ihn in der Nähe einer infolge der Kälte braunen Weide abgestellt, und in ihrem Schatten zog er seinen Block aus seiner Tasche und ging seine Aufzeichnungen noch mal durch. Der Mini-Markt in Buffalo war ihm relativ egal â weil Buffalo schon längst erledigt war. Was von deutlich gröÃerem Interesse für ihn war, war die Klavelâsche Privatdetektei â diesen Namen hatte Nelson Wentz bei keinem Telefongespräch erwähnt.
Auch die Telefonnummer und die Adresse dieses Kerls standen auf seinem Block. Noch etwas hatte ihm sein Vater beigebracht: Wenn es ums Geschäft geht, ist es immer besser, wenn man sich persönlich trifft. Meade zog kurzerhand sein iPhone aus der Tasche und gab die Adresse ein. Der Typ wohnte nur zwanzig Minuten entfernt. Er könnte sofort hinfahren und gucken, wie am besten weiter vorzugehen war â¦
Auf der StraÃe hinter sich hörte er das Quietschen eines Rads, hob kurz den Kopf und sah, dass die Fahrerin ein junges, gelbbehelmtes Mädchen war. Doch sie war ihm egal.
Es gehörte ebenfalls zu seinen Stärken, dass er sich völlig auf eine Sache konzentrieren konnte, wenn sie wichtig war. Und jetzt war für ihn das Wichtigste die Planung und die Durchführung des Treffens mit dem unbekannten Mann.
Denn er war loyal. Durch und durch loyal.
Brenna und Trent wurden von Mr Fischbein an der Tür begrüÃt â auch wenn das Wort »begrüÃen« vielleicht etwas übertrieben war. Der Anwalt schob die Tür von innen auf, marschierte an ihnen vorbei und murmelte dabei etwas, was mit ein bisschen Glück ein knappes »Hallo« war.
Brenna ging ins Haus und rief Nelsons Namen, ohne dass er eine Antwort gab. Also machten sie sich auf die Suche und entdeckten ihn als kleines, beigefarbenes Häufchen Elend, das, den Kopf zwischen den Händen, auf dem Sofa saÃ.
»Alles in Ordnung, Nelson?«, fragte Brenna ihn.
»Mein Anwalt hat sein Mandat niedergelegt.«
»Mr Fischbein?«
Nelson nickte, ohne aufzusehen.
»Nur weil Sie gelächelt haben? Was für ein Weichei«, sagte Trent, und Brenna sah ihn böse an.
»Was ist?«
Sie schaute sich kurz im Zimmer um. Offensichtlich hatte Nelson, als er gestern Abend heimgekommen war, nicht nur eine Pressekonferenz geplant, denn der Teppich lag wieder genau vor dem Kamin, die Couch war etwas vorgerückt, der Tisch stand abermals an seinem angestammten Platz, und die letzten Reste Fingerabdruckpulver waren sorgsam von den Fensterrahmen abgewischt. Und auch wenn diese Veränderungen kaum zu sehen waren, hatte Nelson sich eindeutig schwer ins Zeug gelegt. »Ich sehe, Sie haben aufgeräumt«, stellte Brenna anerkennend fest.
»Ich mag es einfach nicht, wenn nicht alles seine Ordnung hat.« Nelson hob den Kopf, warf einen Blick auf Trent und verzog derart entgeistert das Gesicht, als hätte er gerade unter seiner Couch eine menschengroÃe Wollmaus im Ed-Hardy-Look entdeckt, doch falls Trent etwas davon bemerkte, zeigte er es nicht.
»Meinen Assistenten Trent kennen Sie ja bereits, nicht wahr?«, rief Brenna Nelson in Erinnerung. »Aus meinem Büro.«
»Oh, richtig. Ja. Hallo.«
»Hi, Nelson. Wenn Sie mir zeigen könnten, wo Ihr Computer steht, kopiere ich erst mal Ihre Festplatte.«
»Wie bitte?«
»Oh, ich kopiere einfach den Scheià von Ihrem Computer, um zu sehen, ob wir irgendetwas finden, was von Ihrer Frau runtergeladen und dann wieder gelöscht wurde.«
Nelson starrte ihn ängstlich an.
»Keine Sorge. Ich bin wie ein Arzt. Wenn Sie Pornos auf der Kiste haben, sag ich keinen Ton.«
Nelson blickte Brenna an. »Wie, finden Sie, habe ich meine Sache da drauÃen gemacht?«
»Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich habe Sie davor gewarnt, sich mit der Presse einzulassen.«
»Ich weiÃ, aber â¦Â«
»Es spielt keine Rolle, was ich finde oder nicht. Und je eher wir rausfinden, was wirklich mit Carol passiert ist, umso schneller wird Ihr Name wieder reingewaschen sein.«
»Ich habe auf der Beerdigung von meiner GroÃmutter gelacht«, erklärte Trent.
»Nelsons Arbeitszimmer ist oben. Erste Tür rechts«, erklärte Brenna ihm.
»Okay. Prima. Kein Problem.«
Nachdem ihr Assistent gegangen war, sah Nelson
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