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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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Vormittag in Folge, in der Hoffnung, dass sie einen blauen Wagen sähe, vor dem Neff’schen Grundstück Wache hielt …
    Brenna beobachtet die beiden Fenster mit den weißen Klappläden, die sich freundlich von der gelben Wandfarbe des Hauses abheben, und sieht dann einen Schatten, der durch eins der Zimmer läuft und die Vorhänge aufzieht. Lydia, flüstert sie. Ob sie Brennas Blick wohl spürt? Steig aus. Klopf an die Tür. Sprich mit Lydia Neff. Frag sie nach einem blauen Wagen, und lass diesen Tag, diese Woche, diese Ungewissheit endlich hinter dir …
    Brenna streckt die Hand nach dem Türgriff aus.
    Im selben Augenblick hämmert jemand gegen die Beifahrertür, mit wild klopfendem Herzen reißt sie ihre Hand zurück, dreht ihren Kopf und sieht im Fenster sein Gesicht … Es sieht dick und wütend und mit seiner Stupsnase, dem kleinen, nach unten verzogenen Mund, dem schwarzen Muttermal mitten auf der Wange einfach seltsam aus … Es ist in seiner Hässlichkeit beinahe schon wieder schön. Die Nase und der Mund sind viel zu klein und zart für den fleischigen Kiefer und die kantige Stirn. Die Augen sind so kalt und ausdruckslos wie die von einem Hai, und er streckt die Hand nach der Brusttasche der braunen Polyesterjacke – einer Polizistenjacke – aus.
    Sie muss mühsam schlucken, während sie schwitzend das Fenster öffnet, und versucht zu lächeln, aber ihre Lippen zucken nur nervös. »Hallo, Officer. Kann ich Ihnen –«
    Â»Sie müssen hier wegfahren«, weist er sie mit dumpfer Stimme an.
    Brennas Magen zieht sich furchtsam zusammen, und auf ihrer Haut bildet sich kalter Schweiß. »Tue ich etwas Verbotenes?« Während sie dies fragt, bemerkt sie einen anderen Beamten hinter ihm – Anfang bis Mitte vierzig, gedrungene Gestalt mit einem säuerlich verzogenen, schmalen Mund und einem ungepflegten Bart. Der Kerl fürs Grobe, nimmt sie an, obwohl er ihr erheblich weniger Angst macht als der Typ, der mit ihr spricht.
    Â»Sie müssen hier wegfahren«, wiederholt der große, hässlich-schöne Kerl, und ohne ihr Zutun dreht Brennas Hand den Zündschlüssel im Schloss und lässt den Wagen an.
    Â»Hat Mr Wentz bereits erwogen, sich zu stellen?«, rief ihr einer der Reporter zu. Eine derart blöde Frage, dass sie die Erinnerung durchbrach. Beinahe hätte Brenna sich dafür bedankt, aber es gelang ihr, ruhig zu bleiben und auch wieder gleichmäßig zu atmen, während sie das Bild des seltsam anziehenden Gesichts von diesem Cop verdrängte und zu ihrem Wagen lief.
    Erst als sie in ihren Sienna stieg, wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht auf das Nummernschild geachtet hatte, als der Cop in einem, wie sie jetzt erst registrierte, blauen, mindestens elf Jahre alten Wagen dicht an ihr vorbeigefahren war.
    F
    Nelson fand es seltsam, dass die Menschen das Bedürfnis hatten, Trauernde ins Bett zu bringen. Dass sie wollten, dass man schlief, wenn man in einer hoffnungslosen Lage war. Sie müssen sich ausruhen. Legen Sie sich ins Bett und löschen Sie das Licht. Nehmen Sie diese Tablette, ja? Alles wird besser, wenn Sie erst bewusstlos sind und mich nicht mehr mit Ihrer depressiven Existenz bedrohen.
    Â»Bitte, schlafen Sie ein bisschen«, hatte ihn Miss Spector aufgefordert, als sie mit einer Tablette und mit einem Becher Wasser aus dem Bad gekommen war. Sie war sogar so weit gegangen, seine Bettdecke zurückzuschlagen, während ihr homosexueller Assistent mit vor der Brust verschränkten, muskulösen Armen hinter ihr gestanden hatte wie ein Bodyguard. Schlafen Sie ein bisschen, sonst …
    Â»Danke«, hatte Nelson brav gesagt, es aber ganz bestimmt nicht so gemeint.
    Denn Schlaftabletten wirkten bei ihm einfach nicht. Man sollte meinen, dass ein Mann von nicht mal eins siebzig Größe mit einem Gewicht von 60 Kilo von einer einzigen solchen Tablette umgehauen würde, doch aus welchem Grund auch immer brauchte er von diesen Dingern mindestens zwei oder drei, bis er auch nur ansatzweise schläfrig war. Aber das hatte er Ms Spector nicht erzählt. Sie dachte, dass er Ruhe brauchte, und so hatte er sie denken lassen, dass er sie bekam. Und vor allem täten ihm die Ruhe und der Frieden vielleicht wirklich gut.
    Nelson lag im Bett und las. Oder versuchte es auf jeden Fall. Er hatte sich das Buch geholt, das Carol für ihren Club gelesen hatte –

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