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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Polizei doch ruhig auf sie aufpassen … Die konnten sie gern nachher zurück ins Hotel bringen, dachte sie sarkastisch. Der Schmerz um Sonja, Robert und die anderen ließ jedenfalls mit dem vierten Glas Wein fühlbar nach. Oder war es schon das fünfte? Was kümmerte es sie, dass die Bar leicht schwankte – sie befand sich ja schließlich auf einem Schiff. Außerdem waren da weiße Schaumkämme auf der Elbe, was bedeutete, dass sie mindestens Windstärke fünf oder sechs hatten.
    Die Turmbar auf dem Feuerschiff schloss um ein Uhr. Nicht nur Julias bevorzugte Weinsorte, auch die Gästeschar in der Bar hatte sich inzwischen spürbar dezimiert. Sie zahlte, mühsam mit Scheinen und Münzen hantierend, und schwankte dann erst durch die Bar und anschließend die Treppe hinab nach draußen. Der Wind heulte, und der Ponton schwankte mehr, als es Julias alkoholisiertem Zustand zuträglich war. Sie brauchte noch ein bisschen frische Luft, bis sie in die U-Bahn steigen konnte. Statt über die Brücke hinauf zum Kai ging sie auf dem Ponton weiter. Ein Schild unter der Laterne warnte vor Rutschgefahr. Die Eisenketten knarrten, als sie den Verbindungssteg zum nächsten Ponton überschritt. Weiter hinten schimmerte im Lichtschein des Hafens die Glasfassade der im Bau befindlichen Elbphilharmonie. Die Windböen aus Richtung Nordsee rissen an ihren Haaren und wehten sie ihr in die Augen.
    Sie wankte ein wenig. Warum gab es hier eigentlich keine Geländer? Die wärmende Leichtigkeit in der Turmbar und der angenehme Schwindel im Kopf waren an der frischen Luft einer bedenkenswerten Orientierungslosigkeit gewichen. Auf dem dritten Ponton, auf Höhe der Container, hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Der Ponton vibrierte. Vielleicht war das jemand, der auf einem der Schiffe wohnte, die rechts von ihr festgemacht lagen? Er würde sie doch nicht ausgerechnet an der schmalsten Stelle des Pontons überholen? Sie fühlte einen Stoß im Rücken, gerade als sie sich zu ihm umdrehen wollte.
    Julia fiel auf die Knie und bekam gerade noch den Rand des Pontons zu fassen. Sie klammerte sich daran fest, so gut es ging, spürte einen Tritt in die Seite, dann noch einen … Das Wasser war so verdammt nah, und ihr wurde entsetzlich schwindelig. Da vibrierte der Ponton wieder unter schnellen Schritten.

28. Kapitel
    H AMBURG , D EUTSCHLAND
    Julia spürte eine Hand auf ihrer Schulter und versuchte, sie von sich zu schütteln. Im nächsten Moment zog jemand sie von der Kante weg, setzte sie hin und lehnte ihren Oberkörper gegen die Wand eines Containers. Sie hielt sich benommen den Kopf. Was war los mit ihr? War sie von dem bisschen Wein wirklich so stark betrunken?
    »Julia, was hast du denn? Geht es dir gut?«, erkundigte sich eine männliche Stimme.
    »Was ist denn los?«, murmelte sie. »Ich wär ja beinahe ins Wasser gefallen.«
    »Es hat dich jemand gestoßen, aber er ist weg.«
    »Wer war das? Ich verstehe nicht …«
    »Hast du den Typen erkannt?«, verlangte der Mann von ihr zu wissen.
    Das war doch … Die Stimme. Das war nicht möglich! Julia wollte aufstehen, doch sie schaffte es nicht. »Robert? Was … machst du denn hier?«, fragte sie mit tauben Lippen.
    »Ich war wohl gerade noch rechtzeitig da.« Er half ihr hochzukommen und lehnte sie gegen die Metallwand. Musterte sie kurz. »Verstehe! Vollkommen betrunken, wie es aussieht, Frau Ingenieurin.«
    »Ich hab nicht viel getrunken«, erwiderte sie so würdevoll wie möglich. Aber was war dann mit ihr los?
    »Zumindest hattest du das Glück, dass ich in der Nähe war. Keine Ahnung, wer dich da eben gestoßen hat. Du musst für eine Weile von hier verschwinden.«
    »Warum?« Sie versuchte, mit tiefer Atmung ihre Müdigkeit in den Griff zu bekommen, aber es gelang ihr nicht so richtig.
    »Weil du in Gefahr bist.«
    »Wieso soll ich dir glauben?«, murmelte sie. »Es gibt dich nicht.«
    »Weil ich gerade deinen entzückenden kleinen Arsch gerettet habe.«
    »Kann mich selber retten …«, fuhr Julia ihn an. Sie war zu benommen, um vernünftig zu denken. Irgendwo, in einem halbwegs nüchternen Teil ihres Bewusstseins, wusste sie, dass sie sehr viel fragen wollte. Aber sie konnte ihre Gedanken nicht sammeln und formulieren schon gar nicht.
    Ihren nächsten halbwegs klaren Moment hatte sie in einem Taxi, das direkt vor ihrem Hoteleingang stand. Robert Parminski – oder wen auch immer sie gerade getroffen hatte – war verschwunden.
    P ARIS , F RANKREICH
    Als das Telefon direkt neben ihrem

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