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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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dich behalten. In deinem eigenen Interesse.«
    »Weil sonst was passiert? Ich vielleicht auch in die Luft fliege?«
    Beide sprachen zwar gedämpft, aber ihr zischender Tonfall und ihre aggressive Körperhaltung und Gestik bewirkten, dass sich ein Ring aus Menschen um sie bildete, wie bei einem Hahnenkampf.
    Stefans Unterkiefer schob sich vor und zurück, sein Atem ging stoßweise. »Du bist ja verrückt!«, stieß er hervor. »Niemand will dich hierhaben, Julia. Verschwinde, bevor ich dich rausschmeißen lasse!«
    Nun war sie also diejenige, die den Frieden von Sonjas Beerdigung störte. Die Menschen starrten sie entsetzt oder gar verächtlich an. Jeder wusste, dass Stefan der vor Schmerz gebeugte Bruder von Sonja war, aber die wenigsten kannten sie.
    Beim Verlassen des Lokals gelang es ihr nur mit größter Anstrengung, die Tränen zu unterdrücken. Als sie draußen ein Taxi herbeiwinkte, spürte sie, wie ihr etwas aus der Nase lief. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die untere Gesichtshälfte und sah, dass er voller Blut war. Nasenbluten – das hatte sie schon als Kind bekommen, wenn sie wütend war. Sie stieg ins Taxi ein, nannte dem Fahrer das Ziel und suchte nach einem Taschentuch, um nicht die Polster des Wagens zu verschmieren. Als sie ihre neue Clutch aus schwarzem Leder öffnete – sie hatte sie mitgenommen, da sie momentan keine andere gute Handtasche besaß –, fiel ihr mit den Papiertaschentüchern auch die Zigarettenschachtel in die Hände, die ihr die Bedienung in den Fischauktionshallen überreicht hatte. Das war direkt vor der Explosion gewesen. Sie hatte diesen Vorfall ganz vergessen, doch jetzt, wo sie die Schachtel in der Hand hielt, fiel er ihr wieder ein.
    Während das Taxi nun in rasantem Tempo die Fuhlsbüttler Straße am Ohlsdorfer Friedhof entlangfuhr, presste sich Julia mit der einen Hand ein Taschentuch vor die Nase und öffnete mit der anderen die Zigarettenschachtel. Ihre Neugierde war geweckt. Vielleicht war ja etwas am Boden der Schachtel? Um die Zigaretten aus der Packung zu bekommen, musste sie kurzfristig die zweite Hand zu Hilfe nehmen. Der Taxifahrer sandte ihr einen kritischen Blick durch den Rückspiegel, als ihr zwei Blutstropfen über den Mund liefen. Rasch leckte sie sie ab, zum Glück ließ das Nasenbluten bereits nach. Sie schüttete die Zigaretten einfach in die Handtasche hinein und tastete das leere Innere der Schachtel ab. Da war doch was! Aufgeregt zerriss sie die Schachtel. Ein kleiner Zettel mit Text fiel ihr in den Schoß. Er erinnerte Julia an einen Spickzettel, wie ihn Schüler benutzten, denn er war nur wenige Quadratzentimeter groß und aus kariertem Papier.
    Auf dem Papierschnitzel stand: Bitte rufen Sie Rebecca Stern an. Ferland . Darunter hatte er eine Mobiltelefonnummer hingekritzelt. Julia erinnerte sich wieder an ihr Gespräch im St. Raphael. Der New Yorker Polizist hatte ihr in der Hotelbar von einer Frau namens Rebecca Stern erzählt. Der ermordete Journalist Paul Renard war mit ihr gut bekannt gewesen, und ihr Freund sollte ein Vorstandsmitglied von Serail Almond sein. Doch warum hatte Ferland gewollt, dass sie mit dieser Rebecca Stern sprach? Und warum war er auf die Idee verfallen, ihr das auf so … ausgefallene Art und Weise mitzuteilen? Hatte er etwa geahnt, dass er in Todesgefahr schwebte?
    Ein dunkelroter Blutstropfen fiel auf das Papier und ein zweiter auf das Lederpolster. Sie wischte ihn hastig weg und presste sich das Taschentuch wieder vor die Nasenlöcher.
    P ARIS , F RANKREICH
    Rebecca hatte sich gerade zwei Wochen Urlaub genommen: die längste freie Zeit an einem Stück, seitdem sie als Personalberaterin arbeitete. Das kam bei ihren Mitarbeitern natürlich seltsam an, weil sie erst kurz zuvor Urlaub für die Reise nach New York erhalten hatte. Zumal sie sich sehr kurzfristig dazu entschlossen hatte, aber es war besser, als sich krankschreiben zu lassen. Denn sie war ja nicht arbeitsunfähig, sondern nur nicht mehr präsentabel. Bei diesem Gedanken lachte sie bitter auf. Die Spiegel in ihrer Wohnung hatte sie mit Tüchern von Hermés und einem Grand Foulard verhängt, und Kopftuch sowie eine Sonnenbrille à la Fliege Puck gehörten nun zu ihrer Standardausrüstung. Eine Burka wäre freilich besser …
    Die drei Tage in der Hautklinik waren reine Zeitverschwendung gewesen. Die Ärzte wussten nicht, was Rebecca hatte und warum sich ihre Haut so dramatisch veränderte. Und deren Versuchskaninchen zu spielen, das wollte sie auch

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