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Dornteufel: Thriller (German Edition)

Dornteufel: Thriller (German Edition)

Titel: Dornteufel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sich jetzt die Möglichkeit, ihre damals erworbenen Fähigkeiten einzusetzen, um ihr Leben und das von Robert zu retten. Sogleich rief sie sich die genaue Lage des Messers ins Gedächtnis, auch seine Größe, den Schwerpunkt …
    Stefan sah kurz nach unten auf den Schlüssel, erstaunt, dass sie sich ihm widersetzte. Er schien zu überlegen, was er nun tun sollte. Der Lauf seiner Pistole sackte ein paar Zentimeter nach unten, wie Julia im Mondlicht genau sehen konnte. Er war den Umgang mit einer Waffe nicht gewohnt, dachte sie. Und er wollte sie nicht wirklich erschießen, denn er hatte wahrscheinlich noch nie einen Menschen eigenhändig getötet. Menschen zu quälen war das eine – jemanden kaltblütig zu erschießen etwas völlig anderes. Sein Zögern war ihre einzige Chance.
    Stefan stand knapp drei Meter von ihr entfernt. Wenn sie das Messer am Griff fasste und dann warf, konnte es nach nur einer Umdrehung mit der Klinge auftreffen, dachte sie. Plötzlich hörte sie wieder die Stimme von Carlos, ihrem unermüdlichen Lehrmeister, dem besten Messerwerfer weit und breit. »Du und der Wurf, ihr müsst eins sein«, hatte Carlos ihr erklärt. »Du darfst nicht so viel denken, Julia.«
    Auf einmal kam es ihr so vor, als hätte ihr Körper nur darauf gewartet, die Wurfbewegungen mit dem Messer wieder auszuführen. Sie stellte den linken Fuß etwas mehr als einen halben Meter vor den rechten. Ihre beiden Arme streckte sie langsam nach vorn, in Richtung des Zieles. Stefan schaute sie verwundert an. Dann schwang Julias rechter Arm in einer runden Bewegung blitzschnell nach hinten und sogleich in einem Bogen wieder nach vorne, auf das anvisierte Ziel zu. Sie ließ das Messer los, ihre Finger schnippten zusammen, und der Arm bewegte sich noch ein Stück weiter vor.
    Jedes Wurfmesser reagierte anders, und dieses war nicht einmal eines. Daher stellte Julia fast ungläubig fest, dass sie Stefan getroffen hatte, und zwar in den rechten Oberarm. Er riss die Augen auf, taumelte erschrocken zurück und schrie auf. Dann sah er auf seinen Arm herab, aus dem das Heft des Messers ragte, und die Pistole entglitt seiner Hand.
    Im nächsten Moment hechtete Julia auf die Waffe am Boden zu, nahm sie an sich und richtete sie sogleich auf Stefan. Doch er unternahm keinen Versuch, die Pistole zurückzubekommen, sondern packte sich mit der linken Hand an den rechten Oberarm und stöhnte vor Schmerzen. Rasch ergriff Julia den Schlüssel, erhob sich und sperrte das Gitter auf. Sie sah die Angst in seinen Augen.
    Julia wusste, dass sie ihn nicht würde erschießen können. Aber ein paar Stunden in dieser Höhle, zusammen mit den toten Probanden aus der Klinik, würden ihm bestimmt nicht schaden. Über alles Weitere hatte glücklicherweise nicht sie zu entscheiden.
    M AHARASHTRA , I NDIEN
    Ich wollte doch schon immer mal fliegen , dachte Kamal sarkastisch, als der Learjet von der Startbahn abhob. Das Schiff der Hilfsorganisation hatte vor wenigen Stunden im Jawaharlal Nehru Port von Mumbai angelegt. Von dort waren er und Irfan von uniformierten Männern wie eine Fracht abgeholt und zu einem kleinen Flughafen transportiert worden.
    Kamal befand sich in einem Dämmerzustand, der immer wieder von Phasen tiefer Bewusstlosigkeit unterbrochen wurde. Es fiel ihm die meiste Zeit über schwer, die Augen offen zu halten. Auch seine Arme und Beine fühlten sich taub an. Peter und diese widerliche Ärztin an Bord hatten ihn wieder unter Drogen gesetzt. Zusätzlich war er auf seiner Liege im Flugzeug festgeschnallt worden. Der einzige Trost in dieser Situation war, dass Irfan neben ihm lag. Doch sein Freund schien noch weniger von ihrer Reise mitzubekommen als er. Wenn Irfan hin und wieder die Augen öffnete, starrte er blicklos nach oben. Vielleicht war das ja besser so: Dann bekäme wenigstens sein Freund nicht mit, was man mit ihnen beiden am Ende ihrer Reise anstellen würde.
    S T . B ASSIÈS , F RANKREICH
    Den Polizisten, die Julia aus dem kleinen Dorf unterhalb der Klinik verständigt hatte, bot sich ein grausiges Bild, als sie vor dem Krankenhausgebäude eintrafen: Dort lagen zwei Frauen mit verdrehten Gliedern in ihrem Blut. Zwischen den beiden kauerte mit starrer Miene ein Mann, der eine entfernte Ähnlichkeit mit einer Kröte besaß. Seine Augen waren stumpf vor Entsetzen, die Lippen murmelten eine unhörbare Litanei. Um die drei hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet, Pfleger der Klinik und ein paar Patienten, die zur Seite wichen, als

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