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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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nach einem Raub aussehen, der schiefgegangen ist.
    Es war eine Freude, Sie nach all den Jahren wiederzusehen, Rose. Sie trennten sich unter den Bäumen. Rose ging nach Norden, Catherine nach Süden. Nach wenigen Schritten machte Catherine kehrt und zog ihre Mauser. Alles mußte sehr schnell gehen. Rose, ich habe noch etwas vergessen. Rose blieb stehen und drehte sich um. Catherine hob die Mauser, und bevor Rose einen Laut von sich geben konnte, hatte sie ihr ins Auge geschossen.
    Die verflixte Tinte ging nicht ab. Sie seifte die Hände noch einmal ein und schrubbte sie mit einer Bürste, bis sie wund waren. Sie fragte sich, warum ihr diesmal nicht schlecht geworden war. Es hieß, daß es einem nach einer gewissen Zeit leichter falle. Endlich ging die Tinte ab. Sie sah wieder in den Spiegel, aber diesmal hielt sie ihrem Blick stand. Catherine Blake - Mörderin.

33
    London

    Alfred Vicary hatte das Gefühl, daß ihm ein Abend zu Hause guttun würde.
    Er wollte zu Fuß gehen, und so verließ er das Büro eine Stunde vor Sonnenuntergang, damit er genug Zeit für den Weg nach Chelsea hatte und sich nicht in der Dunkelheit verlief. Es war ein schöne r Nachmittag, kalt zwar, aber kein Regen und kaum Wind. Dicke graue Wolken zogen, die Unterseite rosa von der tiefstehenden Sonne, über das West End. London war von Leben erfüllt. Er beobachtete die Menge auf dem Parliament Square, bestaunte die Flakbatterien am Birdcage Walk, streifte durch die ruhigen Häuserschluchten von Belgravia. Die Winterluft tat seinen Lungen wohl, und er zwang sich, nicht zu rauchen. Er litt seit kurzem unter einem trockenen Husten, wie seinerzeit bei den Abschlußprüfungen in Cambridge, und er schwor sich, die Qualmerei aufzugeben, sobald der Krieg vorbei war.
    Er überquerte den Belgrave Square und ging in Richtung Sloane Square. Der Zauber war vorüber, und der Fall beschäftigte wieder seine Gedanken. Wirklich aus dem Sinn ging er ihm nie, nur gelang es ihm manchmal, ihn etwas weiter wegzuschieben als sonst. Es war Februar geworden. Bald kam der Frühling, dann die Invasion. Und ob sie ein Erfolg oder ein Fehlschlag wurde, hing möglicherweise von Vicary ab.
    Er dachte über den neuesten Funkspruch nach, den ihm die Codeknacker aus Bletchley Park geschickt hatten. Er war letzte Nacht an einen in Großbritannien operierenden Agenten gegangen. Die Nachricht enthielt keinen Decknamen, aber Vicary vermutete, daß sie für einen der Spione bestimmt war, nach denen er fahndete. Der Inhalt lautete, daß die bislang erhaltenen Informationen gut seien, aber noch nicht genügten.
    Außerdem wurde um einen Bericht darüber gebeten, wie der Agent zu der Quelle Kontakt aufgenommen hatte. Vicary suchte nach einem Silberstreif am Horizont. Wenn Berlin mehr Material brauchte, so hieß das, daß sie sich noch kein vollständiges Bild machen konnten. Und wenn sie sich noch kein vollständiges Bild gemacht hatten, dann blieb Vicary immer noch Zeit, die undichte Stelle zu stopfen. Das war das Trostlose an diesem Fall, daß er aus solchen Überlegungen Mut schöpfen mußte.
    Er überquerte den Sloane Square und wanderte durch Chelsea.
    Er dachte an Abende wie diesen, an jene weit zurückliegenden Abende vor dem Krieg und vor der lästigen Verdunkelung, an denen er von der Universität nach Hause ging, in der Hand eine mit Büchern und Papieren vollgestopfte Aktentasche. Damals hatte er sich über viel banalere Dinge den Kopf zerbrochen. Sind die Studenten in meiner Vorlesung heute eingeschlafen? Werde ich mit meinem nächsten Buch termingerecht fertig?
    Noch etwas anderes ging ihm durch den Kopf. Er war ein verdammt guter Geheimdienstoffizier, einerlei, was Boothby sagte. Er eignete sich von Natur aus sehr gut für diese Arbeit. Er war nicht eitel und strebte nicht nach öffentlicher Anerkennung oder Auszeichnungen. Er war völlig damit zufrieden, im verborgenen zu wirken und seine Siege im stillen zu feiern. Es gefiel ihm, daß niemand wußte, was er wirklich tat. Er war von Natur aus verschlossen und gern für sich, und die Arbeit im Geheimdienst verstärkte diesen Charakterzug noch.
    Er dachte an Boothby. Warum hatte er sich Vogels Akte geholt und es anschließend geleugnet? Warum weigerte er sich, Vicarys Warnung an Eisenhower und Churchill weiterzuleiten?
    Warum hatte er Karl Becker verhört, es aber unterlassen, die Beweise für die Existenz eines deutschen Agentennetzes weiterzugeben? Vicary fand keine logische Erklärung für seine Handlungen. Sie waren

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