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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Zwei Beschatter standen mit müden Augen reglos am Fenster, und ein halbes Dutzend Männer von der Special Branch lehnten an einer Wand.
    Ihr ranghöchster Offizier hieß Carter. Er war groß und kantig mit dickem Hals und pockennarbiger Haut. Eine aus Sicherheitsgründen gelöschte Zigarette hing im Winkel seines breiten Munds. Harry stellte ihn Vicary vor. Er quetschte einmal kurz Vicarys Hand, dann trat er mit ihm ans Fenster und erklärte ihm, wie er seine Leute verteilt hatte. Ascheflocken fielen von der kalten Zigarette, während er sprach.
    »Wir gehen durch den Vordereingang rein«, sagte Carter mit einem leichten nordenglischen Akzent. »Gleichzeitig sperren wir die Straße an beiden Enden ab, und zwei Männer werden die Rückseite des Hauses bewachen. Sobald wir drin sind, hat sie keine Fluchtmöglichkeit mehr.«
    »Es ist extrem wichtig, daß wir sie lebend kriegen«, sagte Vicary. »Tot ist sie für uns absolut nutzlos.«
    »Harry sagt, daß sie gut mit Waffen umgehen kann.«
    »Das stimmt. Wir haben Grund zu der Annahme, daß sie eine Pistole hat und auch rücksichtslos von ihr Gebrauch macht.«
    »Wir werden sie so schnell festnehmen, daß sie gar nicht weiß, wie ihr geschieht. Ein Wort von Ihnen, und wir schlagen zu.«
    Vicary wandte sich vom Fenster ab und schritt durch den Raum zum Telefon. Er wählte die Nummer des Departments und wartete, bis die Telefonistin ihn mit Boothbys Büro verband.
    »Die Männer von der Special Branch warten nur noch auf unseren Befehl«, sagte er, als er Boothby in der Le itung hatte.
    »Liegt die Genehmigung schon vor?«
    »Nein. Das Zwanziger-Komitee berät noch. Wir können erst zuschlagen, wenn es grünes Licht gibt. Im Moment sind die am Ball.«
    »Herrgott noch mal! Vielleicht sollte jemand dem Komitee klarmachen, daß wir nicht ewig Zeit haben. Wenn wir überhaupt noch eine winzige Chance haben wollen, Rudolf zu schnappen, müssen wir wissen, wohin er flieht.«
    »Ich sehe Ihr Problem«, sagte Boothby.
    Vicary dachte: Ihr Problem oder mein Problem, Sir Basil?
    Und er sagte: »Wann wird die Entscheidung fallen?«
    »Jeden Moment. Ich rufe Sie dann sofort zurück.«
    Vicary legte auf und ging unruhig auf und ab. Er wandte sich an einen der Beschatter und fragte: »Wie lange ist sie schon drin?«
    »Etwa fünfzehn Minuten.«
    »Fünfzehn Minuten? Warum ist sie so lange unterwegs gewesen? Das gefällt mir nicht.«
    Das Telefon klingelte. Vicary stürzte hin und riß den Hörer von der Gabel. »Wir haben die Genehmigung des Komitees«, sagte Boothby. »Bringen Sie sie her, Alfred. Und viel Glück.«
    Vicary knallte den Hörer auf.
    »Los geht's, Gentlemen.« Er wandte sich an Harry: »Wir brauchen sie lebend.«

    Harry nickte grimmig und verließ mit den Männern das Zimmer. Vicary lauschte, wie ihre Schritte im Treppenhaus allmählich verklangen. Dann, einen Moment später, sah er ihre Köpfe, als sie aus dem Haus traten und über die Straße auf Catherine Blakes Wohnung zusteuerten.
    Vicary flüsterte: »Um Gottes willen, Harry, seien Sie vorsichtig.«
    Horst Neumann parkte den Lieferwagen um die Ecke in einer kleinen ruhigen Seitenstraße. Er stieg aus und schloß leise die Tür. Dann ging er rasch die Straße entlang, die Hände tief in den Taschen vergraben, eine Hand am Griff der Mauser.
    Die Straße war stockfinster. Er gelangte zu einem Schuttberg, der einmal das Haus hinter Catherines Wohnung gewesen war.
    Er tastete sich vorwärts, vorbei an zersplitterten Balken, zertrümmerten Ziegeln und verbogenen Rohren. Der Schutt endete an einer Mauer, die etwa einen Meter achtzig hoch war.
    Hinter ihr lag der Garten auf der Rückseite des Hauses.
    Neumann hatte ihn von Catherines Fenster aus gesehen. Er drückte die Klinke am Gartentor. Das Tor war verschlossen. Er würde es von der anderen Seite her öffnen müssen.
    Er legte die Hände oben auf die Mauer, stieß sich mit den Füßen ab und zog sich hinauf. Oben angekommen, schwang er ein Bein auf die andere Seite und ließ sich langsam hinab. So hing er ein paar Sekunden lang da und blickte nach unten. Er konnte den Boden im Dunkeln nicht sehen. Wenn er jetzt losließ, landete er vielleicht auf einem schlafenden Hund oder einem Mülleimer und verursachte einen Höllenlärm. Er überlegte, ob er kurz seine Taschenlampe anknipsen sollte, aber das konnte Aufmerksamkeit erregen. Er stieß sich oben an der Mauer ab und ließ sich fallen. Er landete weder auf einem Hund noch auf einem Mülleimer, sondern in einem

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