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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Thermosflasche Tee bei sich, den ihm seine Frau rasch bereitet hatte. Er holte sein Fahrrad aus dem Schuppen hinter dem Haus und fuhr in Richtung Brancaster davon. Rags, der Thomasson auf seinen Runden stets begleitete, trabte leichtfüßig neben ihm her.
    Thomasson war Mitte Fünfzig. Er rauchte nicht, trank selten Alkohol und war topfit, da er seit dreißig Jahren an der hügeligen Küste von Norfolk mit dem Fahrrad unterwegs war.
    Seine dicken, muskelbepackten Beine traten kräftig in die Pedale und trieben das schwere Rad schnell nach Brancaster.
    Wie erwartet, war es totenstill im Dorf. Er hätte an ein paar Türen klopfen und ein paar Leute wecken können, aber er kannte alle Bewohner und wußte, daß keiner flüchtige Mörder beherbergen würde. Er drehte eine Runde durch die leeren Gassen, dann bog er in die Küstenstraße ein und fuhr zum nächsten Ort, Hampton Sands.
    Ein paar hundert Meter außerhalb des Dorfes lag das Cottage Martin Colvilles. Jeder in der Gegend kannte Colville. Seine Frau hatte ihn verlassen. Er trank zu viel und verdiente sich mit seiner kleinen Farm nur einen kümmerlichen Lebensunterhalt.
    Thomasson wußte, daß Colville häufig seine Tochter Jenny schlug. Und er wußte, daß Jenny ziemlich viel Zeit in den Dünen verbrachte. Er hatte ihre Sachen gefunden, nachdem einer der Dorfbewohner behauptet hatte, am Strand treibe sich Gesindel herum. Thomasson ließ das Fahrrad ausrollen und blickte zu Colvilles Cottage hinüber. Es lag im Dunkeln, und kein Rauch stieg aus dem Kamin.
    Thomasson schob das Rad die Einfahrt hinauf und klopfte an die Haustür. Keine Antwort. Möglicherweise war Colville betrunken oder schlief einen Rausch aus. Er klopfte noch einmal, lauter. Wieder keine Antwort. Er öffnete die Tür und spähte hinein. Drinnen war alles dunkel. Er rief Colvilles Namen. Da er keine Antwort erhielt, schloß er die Tür wieder und fuhr weiter nach Hampton Sands.
    Der Ort war wie Brancaster still und verdunkelt. Thomasson radelte durch das Dorf, vorbei am Pub, am Dorfladen, an der Kirche und überquerte die Brücke. Sean und Mary Dogherty lebten etwa eine Meile außerhalb des Dorfes. Thomasson wußte, daß Jenny Colville praktisch bei den Doghertys wohnte. Es war sehr wahrscheinlich, daß sie die Nacht dort verbrachte. Wo aber war Martin?
    Es war eine schwierige Meile, denn der Weg führte ständig bergauf und bergab. Vor sich, in der Dunkelheit, hörte Thomasson Rags gleichmäßigen Atem und das Kratzen seiner Pfoten auf dem Boden. Dann tauchte das Cottage der Doghertys vor ihm auf. Er fuhr die Einfahrt hinauf, hielt an und leuchtete mit seiner Taschenlampe die Umgebung ab.
    Irgend etwas in der Wiese erregte seine Aufmerksamkeit. Er ließ den Lichtstrahl über das Gras hüpfen, und - halt - da war es wieder. Er watete in die nasse Wiese hinein und bückte sich nach dem Gegenstand. Es war ein leerer Kanister. Er roch daran
    - Benzin. Er drehte ihn um. Ein paar Tropfen fielen heraus.
    Rags lief ihm voraus zum Cottage. Auf dem Hof stand Seans klappriger alter Lieferwagen, und neben der Scheune lagen zwei Fahrräder im Gras. Thomasson ging hinüber zum Cottage und klopfte an die Haustür. Wie bei Colville rührte sich nichts.
    Thomasson machte sich nicht die Mühe, ein zweites Mal zu klopfen. Er war inzwischen sehr beunruhigt. Er stieß die Tür auf und rief »Hallo«. Er hörte ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein gedämpftes Stöhnen. Er leuchtete mit der Taschenlampe in den Raum und erblickte Mary Dogherty, an einen Stuhl gefesselt, einen Knebel im Mund.
    Rags bellte wild, und Thomasson stürzte zu Mary hinüber und befreite sie von dem Knebel.
    »Um Gottes willen, Mary! Was ist hier passiert?«
    Mary rang nach Luft und rief hysterisch: »Sean - Martin - tot - Scheune - Spione - U-Boot - Jenny!«

    »Hier Vicary.«
    »Chief Superintendent Perkin von der Polizei in King's Lynn.«
    »Was haben Sie für mich?«
    »Zwei Leichen, eine Frau unter Schock und ein vermißtes Mädchen.«
    »Heiliger Strohsack! Erzählen Sie bitte der Reihe nach.«
    »Nach Ihrem Anruf habe ich alle meine Beamten auf Streife geschickt. Constable Thomasson ist für eine Handvoll kleiner Dörfer an der Küste von Norfolk zuständig. Er hat die Schweinerei entdeckt.«
    »Weiter.«
    »Der Ort heißt Hampton Sands. Wenn Sie keine große Karte haben, werden Sie ihn wahrscheinlich nicht finden. Wenn Sie eine haben, suchen Sie zuerst Hunstanton am Wash und fahren dann mit dem Finger die Küste entlang nach Westen.

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