Double Cross. Falsches Spiel
Dann stoßen Sie auf Hampton Sands.«
»Ich habe es.« Der Ort lag fast genau an der Stelle, wo Vicary den Sender vermutet hatte.
»Thomasson fand zwei Leichen in der Scheune einer Farm etwas außerhalb von Hampton Sands. Bei den Opfern handelt es sich um zwei Männer aus dem Dorf, Martin Colville und Sean Dogherty. Dogherty ist Ire. Thomasson fand Doghertys Frau Mary gefesselt und geknebelt im Cottage. Sie hatte einen Schlag auf den Kopf erhalten, als Thomasson sie fand. Sie hat ihm eine schöne Geschichte erzählt.«
»Mich kann nichts mehr überraschen, Superintendent. Bitte, fahren Sie fort.«
»Mrs. Dogherty sagt, ihr Mann habe seit Kriegsbeginn für die Deutschen spioniert - er sei nie ein richtiger IRA-Kämpfer gewesen, hätte aber Verbindungen zu der Gruppe gehabt. Sie sagt, vor einigen Wochen hätten die Deutschen einen weiteren Agenten namens Horst Neumann am Strand abgesetzt und Dogherty habe ihn aufgenommen. Der Agent habe seitdem bei ihnen gewohnt und sei regelmäßig nach London gefahren.«
»Was geschah heute nacht?«
»Sie weiß es nicht genau. Sie hörte Gewehrschüsse, rannte rüber in die Scheune und sah die Leichen. Der Deutsche sagte ihr, Colville sei hereingestürmt, und dann habe es eine Schießerei gegeben.«
»War eine Frau bei Neumann?«
»Ja.«
»Und was ist mit dem vermißten Mädchen?«
»Colvilles Tochter Jenny. Sie ist nicht in Colvilles Cottage, und ihr Fahrrad liegt auf Doghertys Hof. Thomasson vermutet, daß sie ihrem Vater folgte, die Schießerei oder die Toten sah und floh. Mary fürchtet, daß der Deutsche das Mädchen gefunden und mitgenommen hat.«
»Weiß Mary, wohin die Spione gefahren sind?«
»Nein.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Noch im Cottage.«
»Wo ist Constable Thomasson?«
»Ich habe ihn noch in der Leitung. Er hat aus einem Pub in Hampton Sands angerufen.«
»Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, daß sich im Cottage oder in der Scheune ein Funkgerät befunden hat?«
»Einen Moment, ich frage ihn.«
Vicary konnte hören, wie Perkin die Frage an Thomasson weitergab.
»Er sagt, in der Scheune steht ein Apparat, der ein Funkgerät sein könnte.«
»Wie sieht er aus?«
»Er befindet sich in einem Koffer, ist aber durch einen Schuß aus einer Schrotflinte zerstört worden.«
»Wer weiß sonst noch von der Sache?«
»Ich, Thomasson und wahrscheinlich der Wirt des Pubs. Ich vermute, er steht im Moment neben Thomasson.«
»Ich will, daß Sie keinem Menschen erzählen, was heute nacht in Doghertys Cottage passiert ist. In den Berichten über den Vorfall darf auf keinen Fall von deutschen Spionen die Rede sein. Es handelt sich um eine Geheimsache von größter Wichtigkeit. Ist das klar, Superintendent?«
»Ich verstehe.«
»Ich schicke zu Ihrer Unterstützung ein paar Männer nach Norfolk. Mary Dogherty soll in ihrem Haus bleiben, und lassen Sie die Leichen dort, wo Sie sie gefunden haben.«
»Ja, Sir.«
Vicary warf einen zweiten Blick auf die Karte.
»Superintendent, ich habe Informationen, die darauf hindeuten, daß die Verdächtigen in Ihre Richtung fahren. Wir vermuten, daß sie auf dem Weg an die Küste von Lincolnshire sind.«
»Ich habe meine Männer alarmiert. Wir sperren alle wichtigen Straßen ab.«
»Halten Sie mein Büro über jede Entwicklung auf dem laufenden. Und viel Glück.«
Vicary legte auf und wandte sich Boothby zu.
»Sie haben zwei Menschen umgebracht. Und wahrscheinlich haben sie eine Geisel. Sie sind auf dem Weg an die Küste von Lincolnshire.« Vicary setzte ein hämisches Grinsen auf. »Und wie es aussieht, haben sie ihr zweites Funkgerät verloren.«
58
Lincolnshire, England
Zwei Stunden, nachdem Horst Neumann und Catherine Blake Hampton Sands verlassen hatten, kamen ihnen erste schwere Zweifel, ob sie das U-Boot noch rechtzeitig erreichen würden.
Um die Küste zu meiden, hatte Neumann eine neue Route durch die Hügel im Herzen Norfolks gewählt. Er folgte der gewundenen Straße durch die Heide und die verdunkelten Dörfer. Er umfuhr King's Lynn, kam durch eine Reihe von Weilern und überquerte den Fluß Great Ouse bei einem Dorf namens Wiggenhall St. Germans.
Die Fahrt am Südufer des Wash war ein Alptraum. Der Wind blies von der Nordsee her über die Marschen und Deiche. Der Regen wurde stärker. Manchmal kam er in Böen, wirbelnd und wütend, und verdeckte die Sicht auf den Straßenrand. Neumann saß weit nach vorn gebeugt, hielt das Steuer mit beiden Händen umklammert und kämpfte sich Kilometer um Kilometer
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