Down Under - Reise durch Australien
Hells-Angels-Jünger hätte zusammenfahren lassen. Ihre Kommandos waren einfach, aber verständlich: »Hey, Sandy, zapf Bier!«, »Hey, Sandy, mix dies!« oder: »Hey, Sandy, hol das!« Solange Paula dabei war, wurde man nicht belästigt.
Die Arbeit in der Küche mit Dan machte richtig Spaß. Als ich die Küche das erste Mal betrat, hatte ich allerdings einiges zu verdauen. In den Ecken, über der Spüle, ja selbst über dem Herd hausten untertassengroße Spinnen! Ich war ja nun inzwischen einiges gewohnt, aber die Viecher hatten Haare! Etwas zögerlich machte ich Dan auf die tierischen Gäste aufmerksam.
»Ach die!«, lachte er. »Die seh ich gar nicht mehr. Ich hab’s irgendwann aufgegeben, sie wegzumachen. Am nächsten Tag sind sie alle wieder da. Selbst wenn du die zerquetschst und pürierst, hocken sie morgens an der gleichen Stelle. Einfach ignorieren. Nur, wenn eine ins Essen fällt, nimm sie raus.«
»Ah ja«, sagte ich lahm. »Dann nehm ich sie raus.« Während Dan schallend lachte, suchte er im Radio nach einem passenden Sender, und dann erfand ich den Spider-Rap. Zum lauten Rhythmus von wem auch immer hopste ich in der Küche umher, holte Messer und wich einer Spinne aus, holte Gemüse und wich einer Spinne aus, wusch ab und wich zwei Spinnen aus, und schließlich konnte sich Dan vor Lachen nicht mehr halten und tanzte mit mir den Spider-Rap! So gingen die beiden Tage Küchendienst mit Dan wie im Flug vorbei. Möhren schnippeln, Teller waschen, Cottage Pie machen, Salate anrichten und Spider-Rap tanzen. Ich schwöre, während ich in der Küche war, hat sich nicht eins von den Viechern getraut, sich zu bewegen!
Am letzten Tag des Kurses setzte sich Jen an den Computer, schrieb eine Beurteilung über unsere Arbeit bei ihr und sandte sie per Tastendruck an alle in ihrem Adressbuch gespeicherten Backpacker Hostels, Resorts und Restaurants in Queensland, die bei VisitOz gemeldet waren.
»Ich kann euch keine Garantie geben, dass ihr sofort einen Job bekommt«, sagte sie. »Manchmal dauert es zwei Wochen, bis jemand eine Stelle freihat, manchmal klappt es auch gleich, aber es kommt auch vor, dass nicht eine Mail zurückkommt. Dann müsst ihr auf eigene Faust losziehen.«
Wir hatten von anderen Teilnehmern gehört, dass manche ihrer Freunde tatsächlich vierzehn Tage in Murgon auf eine Antwort gewartet hatten, und dann doch frustriert auf eigene Faust weitergezogen waren. Für uns stand fest, dass wir höchstens einen Tag warten wollten. Wenn ich etwas hasse, dann Warten.
Am nächsten Morgen klingelte das Telefon. Jen hob ab und ein überraschter Ausdruck überzog ihr Gesicht. Sie machte uns ein Zeichen.
»Ja, sie sind noch zu haben. Und die beiden sind die besten, die ich je hatte.« Sie lächelte uns zu. »Ach, Sie brauchen nur eine?«
Als Jen sah, wie wir beide heftig den Kopf schüttelten, verwickelte sie ihren Gesprächspartner in eine Diskussion über die Vorteile unserer doppelten Arbeitskraft, wie einmalig, bescheiden und zuverlässig wir doch wären und dass niemand anders den hospitality course gebucht hätte. Dann schien das Gespräch zu ihren Gunsten ausgegangen zu sein, denn sie hängte ein und hob den Daumen.
»Ihr habt einen Job. Alle beide. Montag könnt ihr anfangen!«
»Wo denn?«, platzte ich heraus.
»In einem wirklich schönen Backpackers Hostel in Rainbow Beach. Bei Greg Wintle, dem hab ich schon oft jemanden vermittelt. Greg weiß, wenn ich sage, die taugen was, dann taugen sie auch was.«
»Wir haben doch nur Möhren geschnippelt und Cottage Pie gemacht«, meinte Gina zweifelnd.
»Jetzt sei doch still!« Ich stieß sie an. »Wir haben einen Job!«
Okay, wir hatten einen Job. Einen richtigen Job. Einen, für den wir nicht bezahlen mussten, sondern für den wir bezahlt wurden. Dann fiel uns ein, wem wir das zu verdanken hatten, fielen Jen um den Hals und tanzten mit ihr durch die Küche.
Rainbow Beach
D er Bus nach Rainbow Beach hatte Verspätung. Wie auf Kohlen warteten wir erst zwei, dann drei und schließlich vier Stunden, bis er endlich am Horizont auftauchte. Wir hatten kein Handy, und weit und breit war auch kein Telefon in Sicht. Hätte Jen bloß nicht gesagt, wie zuverlässig wir doch waren! Während der Busfahrt saßen wir wie auf Kohlen, und als der Fahrer uns dann endlich am Ende von Rainbow Beach an der Tankstelle des Ortes aussteigen ließ, waren wir Stunden über die vereinbarte Zeit. Ich entdeckte ein Telefon und zerrte Sandy mit mir. Hastig wählte ich Greg
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