Down Under - Reise durch Australien
Stunde wird es dunkel.«
»Macht euch keine Sorgen! Ich kenne jemanden, der hat eine kleine Werkstatt nicht weit von hier. Wir werden hier schon nicht übernachten müssen. Aber ich muss unbedingt dem airport Bescheid sagen, sonst schicken die noch einen Suchtrupp.«
Während Daniel sich hinter das Funkgerät klemmte, um Hilfe zu holen, suchte ich den Horizont ab, aber es war weit und breit kein Haus oder eine Ansiedlung zu sehen. Was hatte Daniel doch gesagt? »Was haltet ihr von einer Landung im Niemandsland?« Na wunderbar, jetzt waren wir im Niemandsland gelandet, kamen nicht mehr weg, der Wind pfiff uns um die Ohren, es wurde immer kälter, und wir hatten nicht einmal warme Sachen dabei. Wir kletterten wieder ins Flugzeug und lauschten den Dialogen, die Daniel mit dem Tower und der ominösen Werkstatt führte. Sandy rieb sich die kalten Arme und sagte kein Wort. Mir ging es etwas besser, denn ich hatte Matt, der mich in den Arm nahm und wärmte. Schließlich beendete Daniel seine Gespräche und hängte das Mikrofon zurück in die Halterung.
»Alles klar«, sagte er erleichtert. »Ich habe ihn erreicht, und er fährt sofort los. Allzu lange werden wir nicht warten müssen. Ist doch nicht schlimm, oder?«
Unsere Kommentare gebe ich besser nicht wieder. Es war längst dunkel, als die Scheinwerfer des Servicewagens durch die Nacht schnitten und wenig später ein recht grummeliger Typ herauskletterte. Dan verständigte sich kurz mit ihm, und der Mann machte sich im Licht unserer Taschenlampen ans Werk. Nach genau einer Minute lief der Motor wieder, und wir starrten uns entgeistert an.
»Wie kann das sein?«, stotterte Daniel.
»Diese Art von Motoren baut man schon lange nicht mehr«, grunzte unser Retter. »Das passiert oft, wenn sie etwas zu heiß werden. Ihr hättet nur zwei, drei Stunden warten müssen. Hätte ich bloß vorher gefragt, was für eine Maschine du hast.«
»Können wir denn jetzt zurückfliegen?«, fragte ich zaghaft.
»Nein«, murmelte Dan kleinlaut. »Mein Flugzeug hat keine Positionslichter und auch keine Scheinwerfer. Ich darf nachts nicht fliegen.«
»Kein Scherz?«, fragte Sandy und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Kein Scherz«, antwortete der Techniker an Daniels Stelle. »Vor morgen früh geht nichts. Aber ich muss heute noch nach Adelaide und kann euch mitnehmen, wenn ihr wollt, is ja nicht so weit. Dann könnt ihr eure Maschine in Ruhe bei Tageslicht abholen. Ihr könnt aber auch hier übernachten. Müsst ihr selber wissen.«
Wussten wir selber. Übernachten kam mit unserer Ausrüstung nicht infrage. Also nahm uns der verständlicherweise immer noch etwas grummelige Typ in seinem Wagen mit zurück nach Adelaide. Die Fahrt dauerte die halbe Nacht. Ich hatte vergessen, was »Is nich weit« bedeutete. Völlig zerschlagen und todmüde kamen wir in Adelaide an. Daniel ließ sich am nächsten Tag von Matt mit dem Motorrad zu seiner Maschine fahren und flog sie sicher zurück zum airport .
Ich werde diesen Tag und diese Nacht niemals vergessen. Wieder einmal hatten wir etwas Einmaliges erlebt. Ein Abenteuer, das an Aufregung und Spaß kaum zu überbieten war. Und es war nicht ganz ungefährlich. Ich weiß noch, dass ich damals, als der Motor nicht mehr anspringen wollte, kurz daran gedacht hatte, wie es wohl wäre, wenn wir niemals mehr wegkommen würden, und dass es mir in jenem Moment egal war. Ich hatte Matt neben mir. Und wenn es denn hätte sein sollen, wäre ich wenigstens mit dem liebsten Menschen auf der Welt im Outback verhungert.
Den letzten Abend verbrachten Sandy, Daniel, Matt und ich auf unserem Zimmer im Hostel und redeten die ganze Nacht hindurch bis zum anderen Morgen, bis zu dem unwiederbringlichen Zeitpunkt, an dem uns der Bus zur Tour nach Alice Springs abholen wollte. Ich spürte jede Sekunde, die verging und die die Trennung von Matt näher rücken ließ, wie einen Hammerschlag in der Seele. Ich hatte doch nur fünf Tage mit ihm. Als wir irgendwann eng umschlungen auf der Straße standen und uns verabschieden mussten, sagte Matt etwas, das ich nie vergessen werde.
»Ich verspreche dir, ich werde dich niemals in deinem Leben verlassen.«
Alice Springs
U m sieben Uhr morgens nahm der kleine Tourbus seine letzten Gäste auf. Zwei völlig übermüdete deutsche Mädchen, die in diesem Zustand nicht mehr so genau wussten, warum sie Adelaide und seine wunderbaren Bewohner verließen und auf Teufel komm raus weiterreisen mussten. Uns war nur bewusst, dass es
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