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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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ein zweites Jahr Down Under so nicht mehr geben würde. Alles, was nach dieser Zeit kam, würde verbunden sein mit Arbeit, mit Ausbildung, vielleicht Studium, sicher aber mit wesentlich weniger Freiheit und Unabhängigkeit. Obwohl wir hier in Adelaide echte Freunde gefunden hatten und obwohl Gina vielleicht ihre große Liebe erlebte, wollten wir unseren ursprünglichen Traum, in diesem Jahr ganz Australien zu umrunden, nicht aufgeben.
    Jetzt also waren wir unterwegs nach Alice Springs.
    Die Fahrt muss für unsere Sitznachbarn lustig gewesen sein. Oder auch lästig. Je nachdem, ob man Gefallen daran findet, dass ein Mitreisender ständig mit dem Kopf an die Schulter seines Nachbarn rutscht und ihm im Schlaf das T-Shirt vollsabbert.
    Colin, unser Fahrer und tour guide , war zu Beginn unserer Fahrt naturgemäß ausgeschlafen und frisch und ermunterte jeden, von sich zu erzählen. Woher er stammte, was er schon so alles hier erlebt hatte, wohin er noch wollte und so weiter. Wenn man jedoch sechsunddreißig Stunden nicht geschlafen hat, ist es sehr anstrengend, anderen zuzuhören und noch anstrengender, selbst etwas zu sagen. Wir beide schlummerten dauernd weg.
    »Hey, Sandy! Isn’t your name Sandy? Yes, you! What about you? Tell us, where you gonna travelling!«
    »I’m Sandy, and I’m gonna travelling to Alice …«, murmelte ich und schlief wieder ein.
    Ob Colin noch weitere Versuche gestartet hat, uns beide zu interessanten Auskünften zu animieren, weiß ich nicht mehr. Gina und ich konnten uns einfach nicht mehr wach halten. Und so verbrachten wir die erste Etappe unserer Tour angelehnt an die Schultern unbekannter Sitznachbarn, die sich wahrscheinlich die ganze Zeit Sorgen machten, dass wir gleich vom Sitz purzeln würden.
    Bereits am Nachmittag steuerte Colin den ersten campsite unserer Fahrt an. Campsites gibt es an jedem ausgebauten Highway, und sie bieten Teilnehmern geführter Touren wie auch Individualreisenden die Möglichkeit, in relativer Sicherheit vor Überraschungen zu übernachten.
    Welche Art von Überraschungen? Nehmen wir an, ihr findet eine gemütliche Senke mit weichem Zuckersand gefüllt und macht es euch dort für die Nacht bequem. Der Himmel ist klar, und es hat seit Monaten nicht geregnet. Irgendwann nachts wacht ihr auf und hört ein merkwürdiges Rauschen, das ihr nicht identifizieren könnt. Ihr werdet etwas unruhig, öffnet den Reißverschluss eures Zeltes, schaut hinaus und wusch … spült euch die gewaltige Flutwelle eines reaktivierten Flusses ins Jenseits. Jedes Jahr kann man über solche Schicksale in der Zeitung lesen. Das Problem ist, dass es meilenweit entfernt regnen kann. Der Boden im Outback ist dermaßen trocken, dass Wasser nicht dosiert versickern kann, sondern an der Oberfläche in die Breite schießt. Wenn es einen alten Flusslauf findet, freut es sich, platscht mit schöner Geschwindigkeit von dannen und sagt leider vorher nicht Bescheid.
    Viele campsites bieten Wasch- oder sogar Duschgelegenheiten und Toiletten. Und man trifft Leute. Das muss allerdings nicht unbedingt ein Vorteil sein. Man sollte auf jeden Fall rechtzeitig vor Sonnenuntergang eintreffen, denn alles, was krabbeln kann, respektiert menschliche Einrichtungen nicht sonderlich, und man sollte sehen, wohin man sein Zelt stellt.
    Das Outback selbst kann man nur richtig in sich aufnehmen, wenn man das Fahrzeug verlässt und die Einsamkeit mit all seinen Sinnen erfährt. Um einen kleinen Eindruck von den Gefühlen früherer Eroberer des Kontinents zu bekommen, geht mal einen Kilometer in irgendeine Richtung vom Lager weg. Geht allein. Ihr werdet merken, obwohl ihr euren Jeep noch als kleinen Punkt erkennen könnt, entsteht ein Gefühl in euch, das sehr schwer zu beschreiben ist. Man wird reduziert auf das, was man ist. Ein winziger Teil eines großen Biotops namens Erde. Hier, in einer solchen Umgebung, gibt es nichts mehr, was einem wichtig erscheint. Dieses Gefühl müsst ihr euch bewahren. Wann immer irgendein Idiot meint, euch bevormunden zu müssen oder ihr selbst meint, euer Alltag wäre unerträglich, ruft euch diesen Moment im Outback wieder in euer Gedächtnis zurück. Schon der Gedanke an die Kleinheit des eigenen Seins und die Schönheit des Ganzen auf der Welt macht mich gelassener.
    »Kommt mit!«, rief Colin, als wir unser Lager bereitet hatten. »Lasst uns den Sonnenuntergang von dort oben ansehen!«
    Der campsite lag inmitten einer hügeligen Landschaft, die geprägt war von der typischen

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