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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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hören können. Es war windstill, und die Sonne brannte auf jedem Flecken blanker Haut. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit meinen Füßen etwas zerstören würde, das vielleicht Jahrtausende nicht angerührt worden war. Schritt um Schritt knirschte das Salz, und merkwürdigerweise begann es mir leidzutun, dass wir über diesen See liefen. Mir kam die Vision eines großen Meeres, das hier einmal den Boden bedeckt haben musste. Ich glaubte plötzlich, das Kreischen von Möwen zu hören und das Geräusch einer fernen Brandung wahrzunehmen.
    Und dann betrat ich festen Sand. Vollkommen überrascht sah ich auf und blickte in die Augen von Timothy, der mich prüfend ansah.
    »Verstehst du jetzt, warum niemals jemand den See ganz durchfahren darf?«
    Ich nickte und wollte ihm erklären, was ich empfunden hatte, aber ehe ich es aussprechen konnte, merkte ich, dass er längst wusste, was in mir vorgegangen war.
    »Setzt euch«, sagte Jeff, ließ sich im Sand nieder, und wir anderen folgten seinem Beispiel. Dann begann er zu sprechen, während die Augen seines Vaters wohlwollend auf ihm ruhten.
    »Dieser See scheint nur tot zu sein. In Wahrheit leben in und auf ihm jede Menge Tiere. Unter dem Salz leben Insekten und kleine Echsen, die sich von ihnen ernähren. Sie meiden das Sonnenlicht und sind nachtaktiv. Sie brauchen fast überhaupt kein Wasser. Ihnen genügt die wenige Feuchtigkeit, die durch die großen Temperaturunterschiede von Tag und Nacht entsteht. Und die größeren Tiere leben von dem Wasser, das in ihren Beutetieren gespeichert ist.«
    »Aber ein Mensch könnte hier nicht überleben«, wandte Nick ein.
    »Auf dem See sicherlich nicht«, nickte Jeff. »Es gibt viele Orte, an denen auch wir kein Wasser finden. Aber ich werde euch nachher zeigen, wie man aus Scheiße Wasser macht.«
    Als er unsere perplexen Gesichter sah, fing er schallend an zu lachen.
    »Was man deftig ausdrückt, merkt man sich besser«, grinste er. »Wenn wir Kot von Tieren finden, untersuchen wir ihn. Was ein Tier ausscheidet, gibt dir Hinweise darauf, was es gefressen hat. Wenn du zum Beispiel weißt, welche Arten von Pflanzenresten sich im Kot befinden, kannst du darauf schließen, ob und in welchem Umfang diese Pflanzen Wasser zum Leben benötigen. Viele Tiere haben feste Wanderwege von einem Wasserloch zum anderen. Folgst du ihren Spuren, kannst du überleben. Viele Pflanzen speichern Wasser oder brauchen so viel, dass sie nur durch unterirdische Reservoirs existieren können. Man muss es nur wissen.«
    »Das heißt, man stirbt vielleicht an einem Ort, an dem man nur etwas hätte graben müssen?«, fragte ich erstaunt.
    »Das ist sogar sehr oft passiert«, bestätigte Timothy. »Der Uluru ist unser größtes Heiligtum. Weil er so zerklüftet und rissig ist, kann sich Wasser in vielen seiner Felsspalten sammeln und weist den Tieren und uns den Weg zu den Vorräten. Auch deshalb ist er uns heilig, denn er ist wie ein ins Nichts gegebener Lebensspender.«
    Jeff sah belustigt, wie wir der immer nervigeren Fliegen Herr zu werden versuchten, die einen in Australien wirklich verrückt machen können. Ständig wedelt man mit einer Hand vor dem Gesicht herum. Die Aborigines hingegen scheinen sie gar nicht zu bemerken und lassen sie sogar in ihren Augen- oder Mundwinkeln herumkrabbeln.
    »Wie oft führen wir Menschen wie euch durch das Land«, sagte er lächelnd, »die wegen einer Fliege regelrecht ausrasten. Diese Menschen ruhen nicht in sich selbst. Der Stress in der Stadt und die vermeintlichen Sorgen in ihrem Leben machen sie unausgeglichen. Vielleicht könnt ihr folgenden Satz mit euch nehmen: Man soll mit dem leben, was einen umgibt! Eine Fliege lebt mit dir, und du lebst mit ihr. Lernt, Lebewesen so zu respektieren, wie ihr es vorhin mit diesem See getan habt.«
    Mit einem Mal erhob sich Timothy und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen. Fragend sah ich ihn an.
    »Jetzt werden wir sehen, was wir für dein Bein tun können. Zuerst werde ich dir eine Krücke suchen, denn damit kannst du das Bein ein wenig entlasten und brauchst keine fremde Hilfe mehr. Und dann gehen wir beide auf die Düne dort hinten und sehen nach, ob sie etwas für uns bereithält.«
    Voller Spannung standen auch die anderen auf und beobachteten Timothy, wie er einmal in die Runde blickte, dann eine Entscheidung fällte und einige Meter weit in das steppenartige Gelände lief. Wir beobachteten, wie er sich bückte, etwas aufhob und zu uns zurückkam. Völlig überrascht

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