Down Under - Reise durch Australien
Tiere anzulocken. Und seht zu, dass niemand Durchfall kriegt, damit George nicht so viel arbeiten muss. Er ist schon ein wenig betagt!«
Jetzt könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie es ist, mit einem hölzernen Freund in unbekanntes Gelände zu stapfen, ein Loch zu buddeln und zu versuchen, in der Hocke zu … na, ihr wisst schon. Vor allem nachts, wenn einem nur das fahle Licht des Sternenhimmels den Weg weist, ist das eine ganz schön gruselige Angelegenheit. Und wenn dann noch urplötzlich in der Nähe ein Rudel Dingos zu heulen anfängt, rutscht einem das Herz ganz schnell in die gerade heruntergelassene Hose. Ganz zu schweigen von der Vorstellung, dass die meisten Tiere nachtaktiv sind und vielleicht gerade ein Riesenvieh von Skorpion seinen Stachel in Richtung eures Popos reckt. Aber wenn man dieses Gefühl noch nie in seinem Leben hatte, wird man auch nicht verstehen, was ein gekacheltes Bad wirklich bedeutet.
Man muss sich während einer solchen Tour an einiges gewöhnen. Spinnen, Schlangen, Skorpione, Moskitos, etwa eine Trillion Fliegen, nette Monstermotten und Kakerlaken. Aber wirklich lästig sind einem nach einer Weile nur noch die anderen Touristen.
Am vorletzten Abend unserer Tour nach Alice Springs verschaffte uns Colin noch ein ganz besonderes Erlebnis.
»Heute Nacht nehmen wir ein Thermalbad!«, rief er fröhlich nach hinten, lenkte den Wagen gleich darauf nach rechts und steuerte eine Felsformation an, die am Horizont zu erkennen war. Unsere neugierigen Fragen wehrte er lachend ab und erst, als wir den Fuß der felsigen Hügellandschaft erreicht hatten, die überraschenderweise mit Bäumen durchsetzt war, klärte er uns auf.
»Die Felsen hier liegen an einer besonderen geologischen Stelle. Es gibt heiße Quellen, die aus der Tiefe gespeist werden und nie versiegen. Über Tausende von Jahren haben sie Höhlen ausgewaschen und natürliche Becken gebildet. Das Wasser ist nicht gerade trinkbar, aber wunderbar zum Entspannen.« Colin öffnete die Fahrertür und stieg aus. »Kommt, wir schlagen hier unsere Zelte auf.«
Colin trieb uns an, das Lager so schnell wie möglich aufzubauen, damit wir noch etwas sehen konnten, bevor wir in die Felsen kletterten. Wir waren inzwischen recht erfahrene Camper und schafften es in Rekordzeit. Es blieb noch genügend Tageslicht, trockenes Holz zu suchen, um später Feuer zu machen. Hier schien es genügend Wasser zu geben, sodass sich eine ganz ansehnliche Zahl von Bäumen halten konnte. Das nötige Brennholz zu finden war leicht. Colin bereitete alles für das Abendessen vor und stellte Konserven und Getränke bereit. Nur das Mehl, das wir jeden Abend zu einem einfachen Teig verarbeiteten, um dann daraus im Feuer verdammt leckeres Brot zu backen, ließ er vorsichtshalber im Wagen. Wenn man ein Lager allein lässt, darf niemals etwas für Tiere Verwertbares zurückbleiben, wenn man nicht mit leerem Magen in den swag kriechen will, weil die Vorräte in zufriedenen Dingos davongesprintet sind.
Nachdem wir alle Vorbereitungen abgeschlossen hatten, war bereits die Dämmerung hereingebrochen. Colin entledigte sich seiner Klamotten und lachte in unsere verblüfften Gesichter.
»Am schönsten ist es, wenn man nackt badet! Ich kann euch nur raten, eure Sachen hierzulassen, sonst findet ihr sie nachher nicht wieder.«
Den meisten von uns war es zwar nicht peinlich, vor den anderen nackt herumzulaufen, aber der Gedanke an allerlei herumkrabbelndes Getier, das man nicht sehen konnte und das einen möglicherweise in prekäre Stellen hätte beißen können, veranlasste uns doch dazu, wenigstens Badesachen anzuziehen. Nur Nick machte es Colin nach und kletterte im Adamskostüm hinter ihm her.
Schon nach kurzer Zeit tauchte das erste natürliche Becken auf. Dampf stieg von der Oberfläche empor, und das, obwohl die Außentemperatur mit Sicherheit noch über
30 Grad gelegen haben musste.
»Passt auf, wenn ihr reinklettert!«, rief Colin. »Unter Wasser sind die Felsen mit Algen bewachsen und glitschig!«
Vorsichtig ließen wir uns alle nacheinander in das heiße Wasser hinabgleiten. Es war einfach fantastisch. Nachdem auch das letzte Licht des Tages erloschen war, beleuchtete nur noch das fahle Licht der Sterne die Szenerie um uns herum. Es war ein mystischer Moment. Ich sah die Silhouetten der Felsen, die bleichen Gesichter der anderen durch den wabernden Dampf des Quellwassers und ließ mich treiben in diesem heißen Wasserloch, das vom Inneren unserer Erde gespeist
Weitere Kostenlose Bücher