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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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aussieht.«
    Das war in der Tat so. Über und über mit spitzen, stachligen Auswüchsen bedeckt, machte er einen wirklich abschreckenden Eindruck. Mit seinen winzigen, stechenden Augen wirkte er wie ein kleiner Drache.
    »Pikt der nicht?«, fragte Sandy.
    »Ganz im Gegenteil«, lächelte Colin. »Fass ihn mal an.«
    Jeder von uns berührte das Teufelchen vorsichtig, und ich staunte über die Weichheit der so scharf wirkenden Stacheln.
    »Wie ein Gummikaktus!«, entfuhr es Nick.
    »Ja«, lachte Colin. »Alles nur Tarnung. Giftig ist keiner von ihnen. Man sollte trotzdem aufpassen. Manche der Echsen haben Bakterien in ihrem Maul, die böse Infektionen hervorrufen können, wenn man gebissen wird. Also ärgert die lizards nicht.«
    Warum sollten wir auch. Im Laufe unserer Wanderung sahen wir noch den Blue Tongue Lizard , der mit seiner blauen Zunge wie ein Wesen aus der tolkienschen Fantasywelt aussieht. Wenig später stolperten wir über den Dragon Lizard , bei dem man nicht weiß, wo vorne und hinten ist. Mit seiner schwarz geschuppten Haut wirkt er wie ein merkwürdig geformter Klumpen, und Kopf und Hinterteil sehen aus wie die dickere Version eines Bienenhinterns. Ich konnte wahrlich verstehen, weshalb seine Fressfeinde irritiert sein mussten, wenn sie ihm begegneten.
    Wenn man quatschend und lachend mit einer Gruppe durch die Natur wandert, wird man allerdings kein einziges Tier zu Gesicht bekommen. Immer dann, wenn Colin uns ein Zeichen machte, hielten wir den Mund und gingen schweigend und mit aufmerksamer Spannung weiter. Als wir durch ein ausgetrocknetes Flussbett wanderten, bekamen wir dann auch die schönste Belohnung für unsere Zurückhaltung: Rock Wallabies! Diese unglaublich süßen kleinen Kängurus haben sich im Lauf der Evolution an das Leben in den Felsen gewöhnt und bewegen sich auf ihnen so behände und gelenkig, dass sie einen eher an Gemsen erinnern. Schweigend genossen wir das Bild der kleinen Wallabyfamilie.
    Wenn ich heute an diese Tour zurückdenke, schießen mir sofort unglaublich viele Bilder durch den Kopf, und es gibt mir jedes Mal einen Stich ins Herz, weil ich sofort wieder dorthin zurückwill. Obwohl wir doch ein Jahr Zeit hatten, ist es beileibe zu wenig für ein Land, für das das Wort Unendlichkeit erfunden worden zu sein scheint.
    Am Tag darauf erreichten wir Alice Springs.
    * * *
    Bereits als wir die Straßen entlangfuhren, um unser vorgebuchtes Hostel zu suchen, erkannten wir, dass diese Stadt kein paradiesischer Ort ist. Who the f… is Alice? Sicher, als Alice noch als Telegrafenstation gedient hatte und aus nichts weiter als ein paar Baracken bestand, war dieses Fleckchen Erde wohl noch um einiges weniger sehenswert. Der Landvermesser William Mills hatte damals die Aufgabe, einen Ort inmitten des Kontinents als Relaisstation für das neue Telegrafennetz auszuwählen. Weil es hier ein Wasserloch gab, entschied er sich für diesen Platz und benannte ihn nach der Frau des Generalpostmeisters Charles Todd. Mrs Todd bekam also die Ehre, ihren Namen für eine Menge Staub herzugeben. Ich bemühte mich, Colins Information zu verarbeiten und mir einen bärtigen, schmutzverkrusteten ersten Siedler vorzustellen, der abends vor seiner Holzhütte stand, eine Tasse Tee, wahrscheinlicher aber eine Flasche Whiskey in der Hand, und seinen Blick in die Ferne schweifen ließ.
    Und heute? Alice ist hässlich. Restaurants, Hotels, riesige Wohnmobilparks und Casinos prägen das Bild dieser Stadt. Vielleicht solltet ihr doch lieber das Flugzeug nehmen, dann ist der Kontrast nicht so gewaltig. Wenn man wie wir nach zwei Wochen Outbacktour hier ankommt, möchte man auf der Stelle kehrtmachen. Eine sehr traurige Erfahrung ist es auch, die vielen betrunkenen und verwahrlosten Aborigines zu sehen, denen auch das letzte Fünkchen Stolz abhandengekommen zu sein scheint, und die von unseren beiden Freunden Timothy und Jeff so weit entfernt waren wie ein junger schwarzer Drogendealer von Nelson Mandela. Oft wurden wir auf der Straße von ihnen angesprochen oder leider sogar angeschrien.
    »Blöde weiße Frau!«, riefen sie hinter uns her. »Gib mir Geld! Ich weiß, dass du welches hast!« Es tat mir weh und machte mich gleichzeitig wütend, dass die Menschen ihren Halt verloren hatten. Vor allem, dass es durch uns Weiße geschehen war. Ich fühlte mich hilflos. Liebe Leute von der australischen Regierung, wenn einer von euch dieses Buch in die Hände bekommen sollte, dann lasst euch gesagt sein: Tut etwas

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