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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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dagegen!
    Wir checkten im Toddy’s Backpackers ein, welches wir nicht empfehlen, von dem wir aber auch nicht abraten können. Es ist einfach so, dass Unterkunft in Alice nur zum Schlafen da sein sollte. Rein, Augen zu, raus. Am Abend gingen wir auf Colins Empfehlung ins Bojangles zum Essen. Das Restaurant ist eingerichtet wie ein Saloon, und es machte Spaß, dort herumzuhängen. In Fässern stehen Massen von Erdnüssen herum. Die Schalen wirft man einfach auf den Boden, und es sieht aus wie ein Saustall. Aber genau das bringt die urige Atmosphäre und hilft dabei, die trostlosen Außenansichten der Straßenzüge zu vergessen. Nick und ein paar andere aus unserer Gruppe bestellten Spieße mit Känguru-, Emu- und Krokodilfleisch, und während wir uns vollstopften und stundenlang über die Abenteuer philosophierten, die wir auf unserer Tour erlebt hatten, hockten neben uns in einem großen Terrarium die giftigsten Schlangen des Kontinents und beäugten uns.
    Es war ein toller Abend im Bojangles , aber wir waren nicht nach Alice gekommen, um die Abende mit Feiern zu verbringen. Nein, wir wollten ihn sehen. Und am nächsten Tag fuhren wir hin.
    Der Ayers Rock ist nicht der Ayers Rock, das wollen wir mal festhalten. Lieber Mr Ayers, du warst zwar mal Premierminister Australiens, aber wir haben von Aborigines gelernt, dass es weise ist, keinem Anführer zu folgen, sondern das Jahrtausende alte Menschheitswissen zu respektieren und nach ihm zu leben. Schätzungsweise sechzigtausend Jahre vor Mr Ayers kamen die Menschen nach Australien, die diesen Berg Uluru genannt haben, also wollen wir es auch dabei belassen.
    Wenn man vor ihm steht, vergisst man auf Anhieb jede wissenschaftliche Abhandlung, die man vielleicht über ihn gelesen hat. Natürlich wusste ich, dass der Uluru aus den Resten eines Gebirges aus Kieselsandstein besteht, das über Jahrtausende, wenn nicht Millionen von Jahren abgetragen wurde. Es ist sozusagen nur noch der höchste Gipfel übrig geblieben, der eines Tages auch verschwunden sein wird. Steht man ehrfürchtig vor ihm, erscheint er einem jedoch wie ein Geschenk der Götter. Man muss sich das mal vorstellen: Man wandert wochenlang über flaches Land, keine einzige Erhebung ist in Sicht. Und plötzlich ragt ein beinahe dreihundertfünfzig Meter hohes Gebilde vor einem auf, das ein Riese aus dem Weltall hier hingeworfen zu haben scheint. Es ist einfach da, und man weiß nicht, warum. Wem da nicht die Kinnlade runterfällt, der versteht nichts von den Wundern dieser Welt.
    Ehrfürchtig standen wir vor diesem heiligen Berg, der scheinbar imstande ist, wie ein Chamäleon seine Farbe zu wechseln. Je länger ich den Uluru betrachtete, desto mehr wirkte es, als ob er sich bewegen würde. Als ob er lebte. Sicher war es nur die heiße Luft, die über seine Oberfläche flimmerte, aber ich konnte nicht verhindern, dass ich trotz der für diesen Tag angesagten 49 Grad eine Gänsehaut bekam.
    »Es ist zwar nicht verboten, aber die Aborigines möchten nicht, dass man auf ihm herumklettert«, meinte Colin. »Also werden wir es auch nicht tun. Wir werden um ihn herumwandern, und ich werde euch einige Stellen zeigen, die in der Überlieferung eine Bedeutung haben oder heilig sind.«
    Es war ein erhebendes Gefühl, das wohl berühmteste Wahrzeichen Australiens zu umrunden. Oft blieben wir stehen und schauten in die Höhe, wenn sich ein Einschnitt im Sandstein auftat oder Colin auf die eine oder andere heilige Stätte der Aborigines aufmerksam machte. Für mich war der ganze Berg wie ein einziger Gott, der über das Land wachte. Der Pfad, der um den Uluru herumführt, heißt Uluru Circuit Walk , umfasst etwa neun Kilometer und ist auch von ungeübten Wanderern in etwa drei Stunden zu bewältigen. Durch die vielen Risse und Einkerbungen rinnt Wasser und versickert am Fuß des Monoliths. Dadurch konnten sich Bäume ansiedeln und selbst im heißen Kern Australiens durch die Hilfe des heiligen Berges überleben. Im Uluru selbst gibt es einige Wasserspeicher, von denen die Ureinwohner in früheren Zeiten das Leben spendende Nass bekamen.
    Sein fantastisches Farbenspiel offenbart der Sandstein vor allem bei Sonnenauf- und -untergang, und als wir abends schweigend in der Steppe saßen und hinter uns die tiefrote Sonne wussten, präsentierte uns der Uluru die beste Vorstellung seiner Verwandlungskunst. Vor Staunen und Ehrfurcht vergaßen wir zu fotografieren. Aber kein Foto der Welt kann die Eindrücke wiedergeben, die sich in

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