Down Under - Reise durch Australien
Großteil des Kontinents im Küstenbereich erschließen. Viele Landstriche sind aber nach wie vor entweder überhaupt nicht, nur mit dem Boot oder über Sand- und Schotterpisten zu erreichen. Der Nordwesten Australiens ist so ein Bereich. Möchte man sich hier einen Naturpark, eine Schlucht oder sonstige Sehenswürdigkeiten ansehen oder einem der kleinen Orte einen Besuch abstatten, muss man sich auf schlechte, bisweilen verdammt schlechte, Straßenbedingungen einstellen. In manchen Gegenden Australiens ist Vierradantrieb Vorschrift. Es gibt immer wieder Vorfälle, bei denen Touristen in naiver Unwissenheit in brenzlige Situationen geraten, weil sie mit ihrem Mietwagen nicht auf einen reizvollen Abstecher verzichten wollten.
Paul hatte ein Auto. Keinen Jeep.
»Bist du da schon mal hochgefahren?«, fragte Gina stirnrunzelnd, nachdem wir unser gesamtes Gepäck im Kofferraum verstaut hatten und der Wagen bedenklich durchhing. Einen Teil unserer Ausrüstung mussten wir sogar noch zwischen unseren Beinen unterbringen.
»Nein. Ich bin Engländer«, grinste er. »Der Great Northern Highway wird schon okay sein. Und wenn wir irgendwo abbiegen, drehen wir halt wieder um, wenn es nicht weitergeht.«
Abbiegen mussten wir schon bald, denn auf der Detailkarte hatten wir uns als Ziel eine touristisch erschlossene Schlucht – australisch Gorge – vorgenommen. Die Windjana Gorge erreicht man, wenn man vom Great Northern Highway aus in die Gibb River Road nach Norden abbiegt. Und wie ein ausgetrocknetes Flussbett fährt sich die Straße auch. Obwohl sie auf Grund der Anziehungskraft der Windjana -Schlucht von recht vielen Fahrzeugen genutzt wird, ist sie nichts anderes als eine Stein- und Lochpiste. Pauls Wagen wurde seiner ersten Belastungsprobe ausgesetzt. Wir schaukelten hin und her, stießen mit den Köpfen ans Autodach und fluchten um die Wette.
Am späten Nachmittag erreichten wir den ausgewiesenen Campingplatz und schlugen unsere Zelte auf. Das heißt, Gina und ich schlugen die Zelte auf, denn die Jungs stellten sich so dusselig dabei an, dass wir bis zum Ablauf unseres Visums noch kein feststehendes Zelt gehabt hätten.
Kurz vor Sonnenuntergang unternahmen wir noch eine Entdeckungstour. Windjana Gorge umfasst nicht nur die eigentliche Schlucht, sondern auch das sie weiträumig umgebende Gebiet. In der Regenzeit sind die meisten Schluchten gesperrt, denn sie können sich blitzschnell in einen tobenden Fluss verwandeln und Wanderern zum Verhängnis werden. Im Windjana -Gebiet verdunstet im Verlauf der Trockenzeit nur ein Teil des Wassers, und es bleiben viele Wasserlöcher zurück, in denen man durchaus auf Süßwasserkrokodile treffen kann. Viele Pfade durchziehen die beeindruckenden Felsketten.
Während wir herumkletterten, überzog die tief stehende Sonne das zerklüftete Gelände mit warmem rotem Licht und verlieh dem Anblick etwas Surrealistisches. Sehr leicht kann man unter diesen Eindrücken das Zeitgefühl verlieren. Tritt man jedoch den Rückweg zu spät an, kann es gefährlich werden. In der Dämmerung kann man schnell umknicken oder wegrutschen. Im Outback wiederum verliert man schnell die Orientierung. Man sollte also immer genügend Zeitpuffer einbauen.
Wir schafften es gerade rechtzeitig, zum campsite zurückzukehren.
Wer als Kind zu Hause immer das Weite gesucht hat, wenn es Eintopf gab, der hat bei der gleichen Speise unter freiem Himmel in der Wildnis den Eindruck, es könnte kein besseres Essen auf Erden geben. So erging es mir jedenfalls, als ich unseren Eintopf, der aus allem Möglichen zusammengerührt war, in mich hineinlöffelte.
Auf unserem Spirituskocher brodelte an diesem Abend das Essen vor sich hin und verbreitete leckere Gerüche, und Chris hatte die kleine Öllampe angezündet, die wir aus dem Op Shop mitgenommen hatten. Die Camper neben uns hatten sich ein ganzes Stück entfernt niedergelassen, sodass wir bei dem funzeligen Licht das Gefühl hatten, ganz allein im Nichts zu sitzen. Gerade in diesen Abendstunden stellt sich ein wohliges Gefühl ein. Du hörst deinen Freunden zu und denkst, dass nichts in der Welt dich mehr ärgern wird.
Am folgenden Tag bauten wir zuerst unser Lager ab und verstauten die Sachen im Wagen. Anschließend unternahmen wir eine ausgiebige Wanderung durch das Gebiet der Windjana Gorge , um dann schließlich das nächste Etappenziel – den Tunnel Creek – anzusteuern, der nicht weit entfernt von Windjana in Richtung Nordosten liegt.
Bereits in Broome hatten
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