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Down Under - Reise durch Australien

Down Under - Reise durch Australien

Titel: Down Under - Reise durch Australien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy & Rau Rau
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ärgern.
    Sobald wir vielleicht fünf Minuten unterwegs waren, blieb Nigel stehen und brüllte ohrenbetäubend.
    »Beugt euch nach vorne!«, rief Balan uns zu. »Er muss mal!«
    Kaum hatten wir verstanden, was gemeint war, bockte sich unser Kamel auf, wir klammerten uns mit beiden Händen an den Sattelknauf, beugten uns vor, und schon hörten wir Nigels Geschäft hinten runterplumpsen.
    »Der Morgenschiss kommt ganz gewiss!«, flüsterte Paul.
    Inzwischen war die Dämmerung vorangeschritten und der Horizont brannte orangerot. Gemächlich tappte Nigel auf einem für uns unsichtbaren Pfad dem Meer entgegen. Aber nur für genau weitere fünf Minuten. Wieder blieb er stehen und röhrte in den Himmel.
    »Er muss schon wieder!«, rief Balan entschuldigend. »Könntet ihr euch noch mal …«
    »… vorbeugen«, sagte ich kopfschüttelnd, und schon ging der Hintern hoch, und wieder hingen wir mit dem Kopf nach unten auf unserem Kamel. Offensichtlich hatte Nigel eine außerordentlich gute Verdauung.
    »Vielleicht hat er Datteln genascht«, überlegte Balan. »Davon kriegt er immer Durchfall.«
    Und Nigel hatte Durchfall. Alle hundert Meter blieb er stehen, wir rutschten nach vorne, warteten auf das, was kommen musste, und weiter ging’s.
    Nachdem wir uns an die langsame Art des Vorankommens gewöhnt und genug über Nigels nervösen Magen gescherzt hatten, erstarb unsere Unterhaltung und machte dem stillen Genuss eines einmaligen Erlebnisses Platz. Wir ritten durch eine fantastische, ans Meer angrenzende Dünenlandschaft, sahen, wie mit jeder Minute, die der Morgen die Nacht verdrängte, neue Farben Land und Meer erfüllten, und fühlten uns in eine andere Zeit versetzt. Schließlich stapfte Nigel die letzte Düne zum Strand hinunter. Im gleichen Moment brach der glutrote Ball der Sonne aus dem Meer und beleuchtete die Küstenlandschaft in weichen Pastellfarben, wie ich sie noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Kilometerweit lag einsamer Sandstrand vor uns, die eine Seite gesäumt von afrikanisch anmutenden Dünen, die andere von einem hellblauorange glitzernden Meer. Ich sog die würzige Luft tief in meine Lungen und versuchte, die Schönheit dieses Augenblicks einzufangen.
    Vielleicht war es die Müdigkeit, die meinen Blick und meine Gedanken verklärte, aber ich dachte bei mir, wenn man so etwas gesehen hat, kann man beruhigt sterben. Jeder von uns hing seinen Gedanken nach, und auch Balan, der diese Tour sicher schon oft unternommen hatte, schwieg.
    * * *
    Am folgenden Tag wollten wir abreisen. Mit ziemlich ordentlich gestopften Backpacks auf den Rücken fanden wir uns bei Paul ein, der gerade dabei war, seine Siebensachen und diverse Lebensmittel im Gepäckraum seines Wagens zu verstauen. Wir halfen ihm dabei und setzten uns dann auf den Bordstein, um auf Chris zu warten. Doch der kam nicht.
    Nach einer Stunde vergeblichen Wartens waren wir nicht nur nervös, sondern auch sauer. Es ist eine Sache, ob man unterwegs ständig von irgendetwas aufgehalten wird, aber eine völlig andere, nicht zur vereinbarten Abfahrtzeit zu erscheinen.
    »Das sieht ihm überhaupt nicht ähnlich«, murmelte Paul.
    »Hat er ein Handy?«, fragte ich.
    »Nein, leider nicht. Wir haben uns gestern Abend getrennt. Er wollte unbedingt noch tanzen gehen. Er weiß doch, dass wir los wollen. Ich verstehe das nicht.«
    Nach einer weiteren Stunde, in der wir immer zappeliger von einem Bein aufs andere traten, entschieden wir uns, ihn zu suchen. Wir gingen zu seinem Hostel, aber dort hatte er bereits am Vorabend ausgecheckt. Dann klapperten wir ein paar Frühstückscafés ab in der Hoffnung, ihn vielleicht bei einem Katerfrühstück zu ertappen, aber auch vergebens. Zum Schluss wussten wir uns nicht mehr anders zu helfen und gingen zur örtlichen Polizeistation. Die Beamten überprüften, ob Chris vielleicht etwas zugestoßen sein könnte und checkten die Krankenhäuser durch, aber auch hier Fehlanzeige. In diesem Fall Gott sei Dank! Sie fragten uns, ob wir eine Vermisstenanzeige aufgeben wollten, aber nach einigem Überlegen entschieden wir uns dagegen. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass ihm wirklich etwas Ernsthaftes passiert sein sollte. Andererseits: Wo war er?
    Es war längst Nachmittag geworden und an einen Aufbruch Richtung Darwin war nicht mehr zu denken. In schlechter Stimmung gingen wir hinunter zum Strand, und das hätten wir nicht tun sollen. Denn mit einem Mal packte Paul mich am Arm.
    »Au! Was ist?«
    »Chris ist jeden Morgen

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