Down
Zehen!«
»Es geht nicht!«
»Versuch’s einfach.«
»Was glaubst du, wie oft ich es schon versucht habe. Selbst jetzt, wo du mich anschreist. Da rührt sich nichts!«
Sie starrte auf den Fuß hinunter, den sie zwischen ihren Händen hielt. Er bewegte sich nicht einen Millimeter, zuckte nicht einmal. Ein Schluchzer stieg in ihrer Kehle hoch wie Schluckauf, dann legte sie Kevins Fuß vorsichtig auf den Boden zurück und schluckte schwer.
»Alles wird gut«, versprach sie. »Es könnte ein Schock, ein Trauma oder so etwas Ähnliches sein. Wir werden damit zu einem Arzt gehen, der bringt das schon in Ordnung.«
»Klar«, erwiderte Kevin. Seine Stimme war schwach und von wachsender Verzweiflung erfüllt. Sie nahm seinen Fuß erneut in die Hände und massierte ihn, übte sanften Druck auf den Ballen aus und bemühte sich, die richtigen Worte zu finden, die richtigen Handlungen.
»Kannst du fühlen, dass ich dich berühre?«, fragte sie.
Kevin schüttelte den Kopf. Dann lehnte er sich zurück und bedeckte seine Augen mit der Hand. Dani wandte sich zu ihrer Schwester um und erkannte eine tiefe Traurigkeit in deren Gesicht. Sie dachte darüber nach, was sie tun sollte, kramte in ihrem Gedächtnis nach einer magischen Geste, die alles besser machen würde, aber ihr fiel nichts ein. Ihr Gehirn war leer und hatte sich in ein dunkles, von Unruhe und Sorge erfülltes Schattenreich verwandelt.
»Ich starte mal einen Versuch mit dem Funkgerät«, verabschiedete sich Potter aus der Kabine.
Sie wollte ihm nachlaufen, ihn zu Boden reißen und bewusstlos prügeln, weil er ihr vorenthalten hatte, dass Kevin verletzt war. Undenkbar, dass er nichts davon gewusst hatte, und doch war keine einzige Bemerkung über seine Lippen gekommen. Sie wusste, dass es nichts brachte, Potter anzugreifen, dass er bloß tat, was er zum gegebenen Zeitpunkt für das Richtige hielt, aber ihr wurde das langsam zu viel. Ein gelähmter Mann und eine verletzte Schwester brauchten sie und ihr fiel nichts Besseres ein, als Händchen zu halten und Füße zu massieren.
Dani sank zu Boden, schloss die Augen und versuchte, nicht zu weinen. Es gelang ihr nicht.
Als ihm die Tränen ausgingen, fing er an, mit den Zähnen zu knirschen. Die Minuten waren verstrichen – es mochte etwa eine halbe Stunde gewesen sein – und er hatte den Kopf nach wie vor nicht vom Kabinenboden gehoben. Der Teppich kratzte an seiner Stirn, aber das war ihm egal. Alles, woran er denken konnte, war Curtis, dessen lebloser Körper von einem Wesen verschleppt worden war, das einem Albtraum entsprungen sein musste. Selbst jetzt noch konnte er das Blut seines Freundes riechen und die nassen, fast schmatzenden Geräusche hören, mit denen das Monster die Leiche aus dem Wrack gezerrt hatte.
Tief in seinem Inneren stellte er sich vor, wie er sich aus den Trümmern befreite – notfalls riss er sich den verdammten Arm ab –, um das Monstrum zu verfolgen. Er würde das schreckliche Wesen mit einem Arm zu Tode dreschen, um die Überbleibsel seines Kumpels zu retten. Er wusste, dass es lächerlich war, dass das Biest ihn in Stücke reißen und nichts, was er tat, Curtis zurückbringen würde, aber machten sie es bei der Army nicht genauso? Gab es dort nicht so eine Regel, die besagte, dass niemand auf dem Schlachtfeld zurückgelassen wurde?
»Greg?«
Er erkannte die Stimme sofort. Die Reporterin. Sie war nett gewesen, hatte sich mit ihrem D&D -Blödsinn abgegeben und ihn sogar auf den Rücken geküsst, nachdem Curtis verschleppt worden war. Mit entschlossener Geste hob er den Kopf vom Teppich und drehte ihn, um sie anzusehen.
»Ist mit dir alles … nein, ich weiß, dass mit dir nicht alles in Ordnung ist. Das ist Blödsinn. Wie ist … wie geht es dir? Fühlst du dich schwach oder so?«
Ein trockenes, fast bitteres Kichern klickte in seiner Kehle. »Ich glaube nicht, dass ich sterben werde.«
»Hurra.« Sie kletterte in die Kabine und ihre Augen wanderten zu der Wand aus verwickeltem Metall, die ihn gefangen hielt. »Womit haben wir es hier zu tun?«
»Mit totalem Chaos.«
»Ja, sieht so aus. Na, dann wollen wir mal versuchen, dich da rauszuholen.«
»Ich habe es mehr als einmal versucht. Wie auch immer es da drin genau aussieht, es ist ein einziges Wrack. Irgend so ein Scheißteil bohrt sich in meinen Arm.«
»Dann müssen wir eben vorsichtig sein.«
»Hör mal … lass es. Das bringt nix, okay? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das hier der Lexikondefinition von feststecken
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