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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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geringere Distanz dazu beitrug, dass alles schlagartig einen Sinn bekam. Je länger er das spiralförmige Symbol anstarrte, desto stärker fühlte er sich davon angezogen. Er konnte es sich nicht erklären, aber die Linien des Symbols schienen zunehmend dunkler zu werden und sich tiefer in die Rinde zu graben.
    Greg glaubte wahrzunehmen, wie sich in den Schatten des Piktogramms etwas regte, aber er musste sich irren. Dennoch griff er instinktiv mit abgespreizten Fingern danach. Sein Atem fühlte sich schwer und hart erarbeitet an. Ein unbestimmbares Gewicht schien ihn nach vorne zu ziehen, als strömte alles in seinem Körper in Richtung der Finger, um begierig die ominöse Vertiefung zu ertasten, die in den Stamm der uralten Kiefer eingekerbt war.
    Er strich mit den Fingerspitzen über die Umrisse und ein Schlag durchzuckte ihn. Sein Atem stockte in der Kehle und brach als schwaches Stöhnen hervor. Etwas loderte in den sich windenden Schatten auf, und er presste seine Handfläche gegen das Symbol.
    Seine Zähne schnappten mit einem lauten Klacken zusammen und er biss sich das Zahnfleisch blutig, während er mit weit aufgerissenen Augen zum ersten Mal in seinem Leben wirklich sah.

Sieben
    Jen drückte ihrer Schwester ganz fest die Hand, verlieh ihr so viel Kraft, wie sie konnte, und versuchte, den Schmerz auszublenden, der in ihren Hüften und ihrem Hintern brannte wie eine Feuersbrunst. Am liebsten hätte sie mit den Zähnen geknirscht, gezischt oder laut gebrüllt, aber sie kämpfte mit aller Macht dagegen an, die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskeln zu verlieren. Sie wollte nicht, dass Dani sich Sorgen machte, obwohl sie ihre Schwester gut genug kannte, um zu wissen, dass der Wunsch vergeblich war. Die Frau war ein unglaublicher Sturkopf. Wenn sie es sich in den Kopf setzte, durch die Wälder zu marschieren, um Hilfe zu holen, konnte sie nichts und niemand davon abbringen.
    »Wenn du zu weit gelaufen bist, ohne etwas zu finden, dann komm zurück. Lass uns nicht im Stich, okay?«
    »Kein Problem. Und ihr zwei passt bitte gut aufeinander auf.«
    »Machen wir«, versprach Kevin. Seine Worte beluden Jen mit Schuldgefühlen. Sie kämpfte gegen den Drang an, Danis Hand noch fester zu drücken. Obwohl sie sich diesmal fest vorgenommen hatte, nicht länger mit Kevin herumzuvögeln – nicht, dass es die letzten paar Male, als sie es sich geschworen hatte, klappte –, wollte sie sich durch solche Gesten nicht verraten. Als sie ihrer Schwester mit dem Wissen ins Gesicht sah, dass diese um sie alle zu retten in Kürze einen Wald durchkämmen würde, in dem ein gottverdammtes Monster lebte, wurde sie das Gefühl nicht los, der schrecklichste Mensch auf Erden zu sein.
    »Ich mein’s ernst, Schwesterherz. Pass auf dich auf.«
    »Das werde ich.«
    »Versprich’s mir.«
    »Ich verspreche es, okay? Aber jetzt muss ich los.«
    »Okay. Hab dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Kevin breitete die Arme aus. »Komm her.«
    Dani lehnte sich an ihn. Sie küssten sich. Jen lauschte dem intensiven Austausch von Zärtlichkeiten mit abgewandtem Blick. Ehe sie sich versah, spürte sie, wie ein kalter Dolch aus Eifersucht durch ihre Brust getrieben wurde. Er durchdrang nicht nur ihr Gewebe, sondern auch ihre Wut und Entschlossenheit. Wie hatte sie nur in diese üble Lage geraten können? Falls sie diesen Albtraum überlebte, würde sie sich zurück in der Zivilisation einen guten Therapeuten besorgen. Ihre Beckenverletzung konnte warten. Erst musste sie herausfinden, warum sie so wild auf ihren Schwager war.
    Dem schier endlosen Kuss zwischen ihrer Schwester und Kevin folgte ein kurzer Schmatzer. Jen drehte den Kopf, um Dani anzusehen. Diese hatte sich einen kleinen Tragesack aus Kleidern gebastelt und ein paar Flaschen Wasser darin verstaut. Dani bückte sich, um ihre improvisierte Machete aufzuheben, dann winkte sie ihnen auf eine fast absurd fröhliche Weise zum Abschied.
    »Bis dann, Leute.«
    Jen kicherte nervös und winkte zurück. Als Dani die Kabine verließ, sprach sie in ihrem Kopf ein kurzes Gebet. Dann verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und beschloss, sich für eine Weile in Selbsthass zu flüchten.
    Eine seltsame Mischung aus Aufregung und Angst überkam Dani. Sie freute sich einerseits darauf, aufzubrechen, um Hilfe zu suchen und sie alle von hier wegzubringen, andererseits ging ihr der Anblick des Monsters und der zum Teil undefinierbaren Überreste nicht aus dem Kopf. Wenn man die merkwürdigen Zeichen in den Baumstämmen

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