Down
wissen wir nicht mit Sicherheit. Und selbst, wenn’s so sein sollte, können wir nichts dran ändern. Er ist ein erwachsener Mann, Shannon. Wenn er auf die bescheuerte Idee kommt, tief in diesen Albtraumwäldern einen Spaziergang zu unternehmen, ist das allein sein Problem. Es ist gottverdammt nicht unseres.«
Shannon starrte den Mann an. Sie wusste, dass sie ihren Mund wieder bewegen konnte, er öffnete und schloss sich, aber sie brachte keinen Laut hervor. Sie suchte nach passenden Worten und kapitulierte. Der Schock brachte alles zum Verstummen und etwas rauschte in ihren Ohren. Potter schüttelte erneut den Kopf und trabte zum Flieger zurück.
»Fick dich doch.« Die Worte klangen matt, als sie aus ihrem Mund kamen, aber sie brachten den Tourmanager dazu, stehen zu bleiben. Er drehte sich um und runzelte die Stirn.
»Ach, kommen Sie«, grinste er.
»Nein, Potter. Sie können mich mal. Was, wenn er verletzt ist? Was, wenn diese Kreatur ihn erwischt hat? Finden Sie, dass es in Ordnung ist, wenn uns das am Arsch vorbeigeht?«
»Was, wenn? Was, wenn? Wie wäre es damit: Was, wenn etwas die beiden Leute angreift, die da drüben im Flugzeug liegen und sich kaum rühren können? Glauben Sie, die hätten eine Möglichkeit, sich zu verteidigen? Glauben Sie, dass ich mit meinem Knie und dem Brummschädel großartig was gegen das Biest ausrichten könnte? Als ich ihn das letzte Mal sah, machte Greg dagegen einen recht fitten Eindruck. Damit ist er uns einen Schritt voraus.
Hören Sie, Shannon. Es tut mir leid. Er ist Ihre aktuelle Flamme oder was auch immer, das ist toll. Aber ich brauche Sie hier zu unserer Verteidigung. Ich schaffe das nicht allein.«
Sie schielte erneut in Richtung Wald und betete, irgendeine Spur des Bassisten zu entdecken. Aber sie ging wieder leer aus. Verflixt.
»Na schön. Sie haben recht. Von mir aus.«
»Danke.«
»Gehen wir zurück, bevor ich’s mir anders überlege.«
»Okay.«
Potter setzte sich erneut in Bewegung und Shannon folgte ihm. Wut brodelte in ihr, darunter mischte sich Sorge. Sie hoffte, dass mit Greg alles in Ordnung war. Mit jedem Schritt hoffte sie, dass er zwischen den Kiefern auftauchen und hinter ihnen hertrotten würde. Eine Hoffnung, wie sie schwächer kaum sein konnte.
Er kämpfte sich den Hügel hinauf, keuchte bei jeder schmerzhaften Bewegung und unterdrückte das Bedürfnis, sich zu übergeben. Er befürchtete, dass seine Haut um die Gelenke herum aufreißen würde, und kam zu dem Schluss, dass Dani kein normaler Mensch, sondern eine Art Laufmaschine sein musste. Sie wirkte nicht einmal erschöpft und jedes Mal, wenn er glaubte, dass sie anhalten und eine Pause einlegen wollte, ihn wenigstens ein paar Minuten lang dösen ließ, stand sie direkt auf und ging weiter.
Und nun hatte sie etwas entdeckt. Ganz toll! Es bedeutete, dass sie sich zusätzlich auch noch beeilen wollte. Er fragte sich, ob sie ein schlechtes Gewissen bekam, wenn er ihr mit einem Herzinfarkt unter den Fingern wegstarb. Er ging davon aus, dass sie sich einen Dreck darum scherte. Wahrscheinlich würde sie in einem solchen Fall ungerührt weiterlaufen und höchstens einen kurzen Zwischenstopp einlegen, um ihm ein paar Nadeln aufs Gesicht zu streuen oder ihm einen kräftigen Tritt in die Eier zu verpassen.
»Was … hast du genau gesehen?«
»Ich sagte doch, ich weiß es nicht.« Sie machte sich nicht mal die Mühe, sich zu ihm umzudrehen.
»Aber … da muss doch was gewesen sein. Sag schon!«
»Es war Licht, okay? Und es hat sich auf irgendwas gespiegelt.«
»Nichts als ein beschissenes Licht?«
»Ich denke, es könnte eine Reflexion in einem Fenster gewesen sein. Das würde bedeuten, dass da eine Hütte ist. Ein Telefon. Was weiß ich, Conner! Es war das Einzige weit und breit, was nach einer möglichen Rettung aussah.«
Heilige Scheiße, sie jagten Hirngespinsten hinterher. Sie würde stundenlang marschieren und dann beschließen, dass sie einen anderen Weg einschlagen mussten, oder noch einmal auf einen verfickten Baum klettern. Falls sie das tat, zog er sich definitiv eine Line. Er hasste sich dafür, bei der letzten Pause die Gelegenheit versäumt zu haben.
»Wie wär’s, wenn ich einfach hier auf dich warte?« Er lehnte sich gegen den Stamm einer Kiefer und war davon überzeugt, auf der Stelle einzuschlafen, sobald er die Augen schloss. »Geh du ruhig weiter. Such … na ja, eben das, wonach du suchst. Wenn du eine Hütte findest, komm mich holen. Und wenn nicht … kannst du
Weitere Kostenlose Bücher