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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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Der Torso war robust und stand gebückt. Gliedmaßen ragten in verschiedenen Richtungen daraus hervor. Was er für den Kopf des Wesens hielt, war mit Kerben versehen. Ein Ring von Vertiefungen symbolisierte die Augen, eine breitere Schnitzerei nahm die Stelle des Mundes ein. Eine Aura von tiefer Verwundbarkeit und seltsamer Verkehrtheit umgab die Statue. Greg fragte sich, ob es an der Gestaltung oder bloß an den verwendeten Materialien lag.
    Ein raues Grunzen trieb ihn zum Weitergehen. Er nickte und folgte der Bestie, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Seine Gedanken schwebten um ihn herum wie Staubflocken durch Sonnenstrahlen. Mit ausgestreckten Fingern versuchte er, sie zu berühren, aber sie wichen ihm aus und tanzten davon. Es war alles so fantastisch. Er wollte sich vollständig in diesem neuen Leben verlieren. Erst, als er den grollenden Atem der Bestie hörte, blickte er auf und merkte, dass sie eine kleine Lichtung betreten hatten.
    Durch den verworrenen grauen Schleier, der sein Sichtfeld ausfüllte, nahm er eine quadratische, etwa zwölf Meter durchmessende Fläche wahr, auf der keine Bäume wuchsen. Nicht eine Nadel lag auf der Erde. Kiefern, deren Stämme deutlich dunkler gefärbt zu sein schienen als die der anderen, flankierten die Lichtung in kleinen Grüppchen. Sie erweckten den Eindruck, diesen Ort vor einer Bedrohung von außen zu beschützen, und waren so dicht zusammengerückt, dass sie wie zusammengewachsen wirkten. Er spürte, dass an dieser Stelle etwas Wichtiges geschehen würde. Er wusste nicht, was oder wann, aber die Tragweite des künftigen Ereignisses hing wie Gewitterwolken über der Lichtung.
    Drei Leichen hockten in deren Mitte – Rücken an Rücken mit ausgestreckten Beinen. Zwei der blutverschmierten Männer trugen Überreste von Uniformen. Sein erster Eindruck war, dass er die Monturen von irgendwoher kannte, doch dann verließ das Gefühl ihn wieder. Bei einem prangte ein Hohlraum anstelle des früheren Bauchs, das Fleisch war zerfetzt und klaffte auseinander. Der Dritte kam ihm sogar noch bekannter vor und er fragte sich, ob er die Person zu Lebzeiten gekannt hatte. Es verwirrte ihn, dass das Wissen über diesen toten Mann außerhalb der Reichweite seiner Gedanken angesiedelt war. Das neue Wissen, das in sein Hirn drängte, schien alles andere zu verdrängen. Bald würde es ihm egal sein, dass er den Mann nicht zuordnen konnte. Aber in diesem Moment runzelte er die Stirn und starrte die Leiche an.
    Ein schlurfendes Geräusch neben ihm lenkte seine Aufmerksamkeit von dem Verstorbenen ab und er war dankbar dafür. Als er sich umdrehte, ragte die Kreatur über ihm auf. Ihr rasselnder Atem drang in seine Ohren, der schwere, erdige Geruch ihres Körpers drang in seine Nasenlöcher und stieg ihm in den Kopf. Als er auf die schwarzen Tränen starrte, die aus ihren Augen strömten, stellte sich Greg die Frage, ob er sich in etwas Ähnliches verwandeln würde. War es das, was gerade passierte? Ergriff die Macht in der Tiefe Besitz von ihm und machte ihn zu etwas Stärkerem und Besserem?
    Ohne es zu bemerken, grinste er das Monster an. Ein beinahe wahnsinniger Ausdruck, der ihm körperlich wehtat, trat auf sein Gesicht. Dem Biest war nicht anzusehen, ob es etwas davon mitbekam. Stattdessen streckte es ihm eine Klaue entgegen, in der ein Knochenstück lag. Es war zerbrochen und zersplittert und das eine Ende war zu einer Spitze abgeschliffen, sodass es an einen Dolch erinnerte. Er nahm es aus der kräftigen Pranke der Kreatur entgegen und fuhr prüfend mit dem Finger über die Spitze. Blut, das dunkler aussah als normal, rann über seine Knöchel. Es zog eine Spur über den Handrücken und lief am Unterarm entlang bis zum Ellenbogen. So viel Blut von so einem winzigen Stich in den Finger. Das ergab keinen Sinn, aber das galt für so vieles. Die Welt um ihn herum war ein einziges Rätsel und das geschärfte Knochenstück in seiner Hand würde ihm bei der Lösung behilflich sein.
    Es gibt ein Loch in der Welt.
    Sie steigt empor.
    Er würde helfen, das Loch zu öffnen, und er würde der Dunkelheit bei ihrem Aufstieg aus der Tiefe behilflich sein. Das war seine Bestimmung und er würde alles daransetzen, sie zu verwirklichen.
    Mit dem Knochenfragment in der Hand trat Greg an den nächsten Baum heran und begann, ein Muster zu schnitzen.

Zehn
    »Dani, das ist wirklich abgefuckt. Ich meine, das ist noch abgedrehter als alles andere.«
    Sie nickte, denn Conner sprach lediglich laut aus,

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