Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
Vom Netzwerk:
kannst.«
    »Verschwiegen?«
    »Sagte doch, er ist schlau.« Sein Blick wird abwesend. »Hab ihn nie zu Gesicht gekriegt in all den Jahren.«
    Er ist jetzt ganz woanders. Auf den Straßen. In einem Leben, das nie mehr so sein wird.
    Cinthi geht zu ihm, reibt seinen Arm. Jetzt ist nicht die Zeit für viele Worte, wenn Gesten so viel mehr sagen. Auf einmal verstehe ich, warum die beiden zusammen sind, und es tut weh. Weh, weil ich allein bin.
    Ich schließ die Tür und fühl mich, als hätte ich eben ein Stück Freundschaft für eine Information verkauft. Williams hat Recht, Cop sein ist ein schmutziges Geschäft. Es korrumpiert oder desillusioniert dich, brennt dich aus, auf die eine oder andere Weise. Aber warum ist dann immer noch dieser Stolz in ihm?

Die Endstufe

    Eine dunkle Bar. Treffpunkt für geheime Gespräche, geflüsterte Abkommen. Ganz falsch. »Komm um fünf zur Arena, setz fünfzig Kredits am B-Toto auf die Cookies, frag, ob Onkel Wang ’ne Lieferung für dich hat.«
    Nur noch ein paar Stunden, Del, dann hab ich Gewissheit. Doch was dann? Da draußen verkaufen sie tödlichen Stoff, und ich soll sie stoppen. Sei diskret, aber effektiv, Donovan, und klopf nicht an die falschen Türen, Uptown-Türen. Ja, ja. Das Leben kann so einfach sein, wenn man es wie Fraser von einem Schreibtisch aus betrachtet.
    Die Abendrunde mit den Top-Teams hat noch nicht angefangen. Die Schlange vor der öffentlichen Wettbox ist überschaubar. Wer setzt schon auf die Fortune Cookies? Nur verrückte Zocker und ein CF-Agent auf der Suche nach Glückskeks-Weisheiten.
    Die alte Frau schiebt meine Karte mit geübter Bewegung in den Entwerter, fünfzig Kredits weniger auf dem Spesenkonto, fünfzig Kredits mehr, als ich zu setzen bereit wäre. Doch wer weiß schon, welchen Preis die Wahrheit hat?
    Das letzte Drittel läuft und die alte Frau schließt die Klappe. Mehr beiläufig schwenkt sie den Monitor in meine Blickrichtung, grinst zahnlos. Onkel Wangs Lieferung ist angekommen.
    V erschlusssache AJ733894 hat Siegel vom Stadtbüro, Protektion von höchster Stelle. VZR-DelMonico nicht mehr als DWNTN-Bürger registriert. Onkel Wangs Kundenservice: Aranxa ist heute in der ›Endstufe‹, frag sie nach W.J.
    Winston Jay Warring? Immer wieder der gleiche Name. Wohin wird er mich führen? AJ733894 – das Ende einer Spur, die nie eine war. Del ist untergetaucht, so endgültig, als hätte sie nie existiert. Sicherheit gegen Protektion – sie wusste schon immer ihre Haut zu retten, meine Ex-Partnerin. Das Ende der Spur. Doch vielleicht stellt es sich noch als Anfang heraus.
    Jeder lebt mit seiner ganz persönlichen Paranoia. Lebt sich gar nicht mal so schlecht, solange du jemanden hast, der hinter dir aufräumt. War es das, was sie wollte? Hinter Warring junior aufräumen? Shirette, und wer noch – nur menschlicher Müll aus den Hinterhöfen der Downtown. Wird gut bezahlt, so ein Mülljob. Hat nur einen Haken: Von dem Dreck bleibt immer was an einem kleben. Und manchmal übersieht man was.
    Aranxa ist noch da und vielleicht will sie reden – Concepción Capistranos kleine Schwester –, und diesmal ist es keine Mambo-Bar im Barrio, sondern einer dieser In-Läden der UPTN. Reichlich fremdes Pflaster für Straßenratte Donovan.

    Als SpaceCraft die NASA vor elf Jahren aufkaufte, fiel eine Menge Altmetall und Weltraumplunder an. Irgendein Typ mit Geld, Ideen und Sinn fürs Nostalgische ließ die alte SATURN 5 von CapCan rüberschaffen und – bumm!, da war sie, die Endstufe.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. CF-Agent Brubaker, im Gespräch mit der Gesichtskontrolle der Endstufe, kaum. Doch da steht er in der blockierten Außenschleuse und sieht mich mit diesem Auf-dich-hab-ich-gewartet-Babe-Blick an. Ich merke, dass ich schon wieder an meinen Haaren ziehe. Er merkt’s auch, hält meine Hand fest, grinst mich an. Verdammt, muss er denn so unwiderstehlich sein?
    »Auf Spurensuche, Donovan?« Seine Stimme klingt warm und tief, kribbelt in meinem Bauch.
    Ich nicke. »Ich muss da rein, einen Informanten treffen«, höre ich mich stammeln. Warum klingt es so dumm, obwohl es nur die Wahrheit ist? Als ob ich ausgerechnet ihm eine Erklärung schuldig wäre. Doch ich muss natürlich noch einen draufsetzen, alles nur, um noch einen Augenblick länger dieses hinreißende Grinsen zu bewundern. Ich merke, dass er immer noch meine Hand festhält, und ziehe sie schnell weg.
    Und er? Er sagt einfach: »Gehen wir, Donovan, vielleicht kenn ich deinen

Weitere Kostenlose Bücher