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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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nichtregistrierte Schwarzmarktware. Fahrer flüchtig. Bald nur noch eine Meldung von vielen. »… Farbe schwarz, dunkelblau oder dunkelgrün, keine Kennzeichen. Subjekt: männlich, weiß. Alter: nicht feststellbar …«
    Wir sind nur einen Block entfernt. Zwei Downtown-Cops, tun nur ihren üblichen Freitagnachtjob.
    »He, Mac, keine ID-Card. Verdammte Sauerei. Wo bleibt der Reinigungswagen und die Ambulanz?«
    Der zweite Cop spricht in sein SC: »… Identität: nicht feststellbar. An Pathologie: Netzhautabdrücke an Vermisstenzentrale. Todesursache: vermutlich Genickbruch. Daten überspielen und speichern.« Und mit einem Seitenblick: »Immer mit der Ruhe, Partner.«
    »Sieht aus wie ’n unreg Penner, was meinst du, Mac?«
    Schulterzucken.
    »Kam vielleicht aus dem Pfandhaus da drüben. Zeugen?«
    »Vergiss es, Amigo, oder siehst du welche?«
    »Dummer alter Mann.«
    »Machen wir, dass wir zur Zentrale kommen. Verdammt zu viele verrückte JaiAlai-Freaks auf den Straßen.«
    »Scheiß Spiel, hab dreißig Scheine auf die Burritos gesetzt. Dreißig verdammte Scheine auf diesen Barrio-Champ.«

    5 am – Suchmeldung über Sonderkanal: an alle einheiten – potter jonathan calvin – männlich – weiß – netzhautabdruck über dwntn-centcomp abrufen – meldung über vermisstes subjekt an city force ende – an alle einheiten – potter –

    Das Audio kommt über SCom rein und knallt mir um die Ohren, fegt zwischen meinen brennenden Lidern und der Schädeldecke hin und her wie ein zorniger Moskitoschwarm.
    Graugelbes Morgenlicht dringt durch die halb geschlossenen Jalousien, und graugelb staut sich immer noch Hitze im Zimmer. Ich versuche meine Pupillen auf die LED-Anzeige einzustellen. Die kleinen Zeichen huschen viel zu schnell für meine müden Augen über das Display.

    – rückmeldung an zentrale – rückmeldung an zentrale – rück

    Verdammter Karlson, er weiß, dass ich immer noch Freischicht habe. Ich werf einen halbherzigen Blick auf die Uhr, einen zweiten auf Chan – der schnarcht auf einem Tatami auf dem Fußboden, kriegt den dicken Kopf erst noch, den ich schon habe.
    Ich greif mir den ersten Muntermacher des Tages und logge mich in die Zentrale. Keine Chance, Karlsons Alarmruf zu ignorieren, wenn man nicht zu den Babysitterfällen zurückwill.
    Immer in Bereitschaft, CF-Agent Donovan, um fünf Uhr morgens. Scheiß Job, scheiß Privilegien. Die Klimaanlage ist mal wieder defekt – glaub nicht, dass sie schon jemals funktionierte, seit ich in die Nutzeinheit gezogen bin. Lebensmittelmarken für Kaffeeersatz, Nutzeinheit mit Wasserrationierung. Wir müssen eben alle Opfer bringen, Bürgermeister Warring.
    Karlson von der dritten Schicht ist Frasers Hätschelkind, ist genauso ein Arschloch wie mein Ex-Einsatzleiter. »Dreißig Sekunden überfällig. Sie werden alt, Donovan.« Der diensthabende ESL grinst hämisch. Er sieht verdammt frisch aus an diesem trüben Morgen. Wette, er hat den miesesten Fall für mich aufgehoben. Kleine Aufmerksamkeit für Donovan und ihren supercoolen Spürhund.
    Mein Tanktop klebt am Rücken. Hemd von gestern, Schweiß von gestern, Nachrichten – auch von gestern. Ein alter Mann ist verschwunden. Wäre nicht weiter von Bedeutung – ein Routinefall für die Downtown-Cops –, doch der alte Mann ist Prof. Potter, Jonathan Calvin, Doktor der Mathematik und Physik. Hat damals am Raumfahrtprogramm der NASA mitgearbeitet, wichtig genug für eine CF-Nummer. Als ob ihm das was nützen würde.
    »Ihr Baby, Donovan, Ihre Quote ist am Sinken. Kein Kredit mehr, verstanden?«
    Verstanden, Arschloch. Weiß genau, womit er mich losschickt. Will einer verschwinden, findet ihn keiner, der ihn nicht finden soll, in dieser menschenfressenden Stadt. Armer alter Mann, so wichtig wie eine Nadel im Heuhaufen. Bin schon richtig heiß auf diesen beschissenen Downtownjob. Aber was soll’s, es bringt mich immerhin zurück auf die Straße. Ist ’ne Chance, die Dinge für mich wieder ins Rollen zu bringen, die Scheißer von der Internen von den Hacken zu kriegen.
    Die Zentrale schickt mir Potters Daten aufs Display. Typischer Einzelgänger: keine Verwandten – Erben? Eine Liste von Potters Veröffentlichungen in irgendwelchen längst verrotteten und vergessenen Wissenschaftsmagazinen, Auszeichnungen …
    »SCom auf FF«, befehle ich und gehe auf Schnellvorlauf, hab alles im SCom-Speicher, Infos für unterwegs. Alte Menschen wie Potter gibt es nicht mehr viele, und wenn, hocken sie allein,

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