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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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ängstlich verschanzt, in ihren DWNTN-Unterkünften. Zu ängstlich, um auf die Straße zu gehen, warten sie auf einen einsamen Tod. Zu arm für einen Platz in der Uptown-Senioren-Siedlung, zu reich für die DWNTN-Hospize. Und trotzdem wichtig genug für eine CF-Nummer – sehr seltsam.
    »SCom suche Aktivitäten Potter. Zeitrahmen: vier Wochen.«
    Ein Warnsignal stoppt den FF. Spielt mir eine Konserve der Latenews von letzter Woche ein. Koxiala Brent verlässt die Spätnachrichten: »… Trip zum Saturn? Seit gestern geht unter NASA-Oldtimern und Spacehoppern das Gerücht vom lichtschnellen Superantrieb um. Potter, so heißt der Wunderknabe, soll ihn haben. Ist der alte J.C. ein Genie oder ein Aufschneider? Morgen werden wir mehr wissen, und morgen, nicht vergessen, Freunde, ist das große JaiAlai-Endspiel um den Aufstieg in die erste Liga, und Kanal 11 ist wie …«
    Okay. Das erklärt die CF-Nummer. Erklärt aber nicht, wie so ein Wichtig-Wichtig einfach verschwinden kann. Heiße Nachrichten. Vom lichtschnellen Antrieb träumen nicht nur die Space-Junkies schon seit Star Trek, und jetzt soll ich einen ihrer Traumtänzer suchen. Was weiß die Straßenratte Donovan schon von den Sternen? Nicht viel, nur dass ihre angeblich letzten lebenden Verwandten irgendwo da draußen in Kühlboxen rumfliegen, um vielleicht nach Jahrzehnten festzustellen, dass sie auf einen gut gemachten Werbespot reingefallen sind.
    »… unverändert. Zum Wochenende wird ein leichter Abbau der Smogdecke erwartet, für Shapiro und den Küstenbezirk kann mit leichten Niederschlägen gerechnet werden …«
    Wettervorhersage sagt, es bleibt weiter heiß, satt über vierzig Grad schon in der elften Woche. Rationierungsstelle sagt, heute keine Dusche, Donovan. Karlson sagt, kein Kredit. Hey, kann ein Tag besser anfangen? Scheiße, ja!
    Ich leere meine Tasche aus, JaiAlai-Wetten sind immer für Bargeld gut. In der Downtown gibt es eine simple Regel: ohne Cash keine Informationen. Informationen über einen kleinen alten Mann, der kalte Füße gekriegt hat und untergetaucht ist. Angst vorm Erfolg oder so.
    »Aufstehen, Chan, Arbeit!«
    Wenn er schon mal hier ist, kann er auch arbeiten. Sicher, er gehört nicht zur C-Force. Doch die Regeln, wie ein Agent seinen Spürhund einsetzt, waren noch nie genau. Außerdem, nach dieser Sache mit Del kann ich keinem aus der Force mehr trauen. Und dies ist immerhin mein erster Fall seit …
    Chan sitzt auf meinem zerwühlten Bett. Schwarze Haare hängen über schläfrige Augen, doch hinter der Schläfrigkeit ist er bereits hellwach. Er greift in die Brusttasche seines zerknitterten Hawaiihemdes, zieht mit überraschtem Gesicht ein Bündel Scheine raus.
    »He, hab ich doch nicht geträumt. Sieht aus, als hätten wir ’nen guten Schnitt gemacht letzte Nacht, Partner.«
    »Nenn mich nicht Partner«, knurr ich.
    Er grinst mich nur an. Bringt mich immer wieder dazu, seine Schulden zu streichen, dieses Grinsen. Außerdem mag ich ihn irgendwie. Noch ein Überlebender, das verbindet. Chan sieht das ähnlich. Sagte mal, wenn du jemandem das Leben gerettet hast, hast du ihn für immer am Hals. Hab ich schon mal irgendwo gehört, ist so ’n Glückskeks-Spruch. Doch er scheint’s zu glauben. Warum nicht. Ich kauf alles, wenn’s mir den Rücken freihält.
    Er steht auf, schlendert zum Fenster, blinzelt in die trübe Sonne, reibt sich den Nacken. »Schätze, wir haben unseren Gewinn noch reichlich begossen, oder?«
    »Beeil dich besser, Chan, Karlson hat mich auf der Abschussliste.«
    »Schlechte Laune, Schätzchen?« Wieder dieses Grinsen.
    Er lehnt am Türrahmen, schlürft seinen Kaffee, ist amüsiert. Ihm geht es viel zu gut an diesem beschissenen Morgen, so was macht mich einfach sauer.
    »Schnauze, Chan«, zische ich wütend. »Vergiss nicht, mein Job ist auch dein Job.«
    »Schon kapiert, Donovan.« Lässig wie immer. Er stößt sich vom Türrahmen ab. »Gehn wir.«
    Ich greife mir meine Uniform. Ja, gehen wir. City Force-Agent Donovan ist wieder im Geschäft.

Nur ein Routinefall

    Es ist ruhig auf den Straßen. Nur vereinzelt gellen die Sirenen der privaten Ambulanzen zu uns herauf. Ja genau: herauf. Ich habe einen City Jet von der Zentrale angefordert und sogar bekommen. Chan ist mächtig beeindruckt und ich bin es ebenso, auch wenn es nur ein zerbeulter Sega-Combi ist. Dieser Potter, J.C., muss wirklich eine heiße Nummer sein. Plötzlich blitzt ein Gedanke durch mein Hirn, so schnell, dass ich ihn nicht mehr zu

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