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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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aushorchen?
    Er grinst mich an. Hat mich sofort durchschaut. Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Ich fühle mich wieder in die Zeit im Trainingscamp zurückversetzt. Passiert mir jedes Mal, wenn Reardon mehr als drei Worte mit mir wechselt. Verdammt.
    »Und, wie geht es dir?«, fragt er, kaum dass er die Tür hinter mir zugeschlagen hat. Es soll wohl beiläufig klingen, doch er sagt es mit seiner Verhörstimme.
    Ich zucke die Schultern und werfe ihm einen Brocken hin. »Fraser ist versetzt worden, jetzt kann es nur noch besser werden.«
    So nicht. Nicht mit Reardon. »Ich fragte, wie es dir geht, Donovan.« Er gießt sich einen Drink ein und kippt ihn im Stehen. Nimmt Flasche und Glas, lässt sich in einen Sessel fallen und schenkt sich wieder ein. So verbringt Brus Ex-Partner seine Nächte.
    Ich stehe unschlüssig im Raum, weiche seinen Blicken aus. Was will er von mir? Infos über meinen Fall, über die Zentrale, über Stardust? Natürlich. Erst Brannigan mit seinen Fragen und jetzt Reardon, der DCU-Mann. Ich bin wertvoll für beide, erkenne ich plötzlich. Eine Stardust-Überlebende, die noch halbwegs ihren Verstand beisammenhat. Man muss sich gut mit mir stellen. Mir Prämienfälle verschaffen und …
    Reardon kann Gedanken lesen. Unvermittelt sagt er: »Früher hieß es, der Cop ist korrupt und sie haben ihn suspendiert, heute heißt es ›Prämienfall‹ – so ändern sich die Zeiten. Erkennt man daran, dass böse Worte plötzlich gut klingen.«
    Ich starre ihn an, völlig verdutzt. Will er mir etwa sagen, dass ich korrupt bin? Doch er schweigt schon wieder. Gießt sich den nächsten Drink ein. Schwenkt auffordernd die Flasche.
    »Setz dich, Donovan, und leiste einem alten Mann etwas Gesellschaft.«
    Ich zucke wieder die Schultern, greife mir ein schmieriges Glas und setze mich auf einen wackligen Hocker. Wir trinken. ›Echter Whiskey, nicht diese Synth-Scheiße.‹ Alles wiederholt sich, nur diesmal sind wir zu zweit. Schweigen hängt im Raum. Ich kann es fast greifen. Und plötzlich fange ich an zu reden. Ohne dass ich es eigentlich will, bewegen sich meine Lippen, stoßen Worte, Sätze hervor. Reardon hat diese Wirkung auf mich.
    »Ich kann mich oft an bestimmte Dinge nicht erinnern, und Brannigan hat mich gefragt, ob ich schon immer so aggressiv war. Und es stimmt, ich habe mich verändert und ich habe Angst, dass es von dieser Droge kommt. Und ich habe Angst vor Verrat und ich habe Angst vor dem, was aus mir werden kann.« Ich hole tief Luft. »Ergibt das irgendeinen Sinn für dich?«
    »Ich könnte dir jetzt sagen, dass du auf dem besten Weg bist auszubrennen«, antwortet er ruhig. »Doch ich glaube, du hast ein ganz anderes Problem.« Er muss etwas in meinem Gesicht gelesen haben, denn er schüttelt den Kopf. »Nein, mit Stardust hat das nichts zu tun.« Er steht auf und geht zu einer verschrammten Seekiste, klappt den Deckel hoch, greift ohne hinzusehen hinein und holt einen dieser alten Holowürfel raus. Er wirft ihn mir zu.
    Ich sehe zwei Männer in CF-Uniform, der jüngere hat vage Ähnlichkeit mit Reardon. Doch sein Blick ist offen, unschuldig und voller Erwartung. Der ältere Agent sieht aus wie Reardon, nein, er ist es nicht, die Ähnlichkeit liegt im Ausdruck: hart und zynisch. Augen, die alles gesehen haben.
    »Das ist Cabrillo. Er war mein Partner in meinem ersten Jahr bei der C-Force. Er hatte die höchste Abschussliste, knackte die schwierigsten Fälle, trank jeden unter den Tisch. War ’ne richtige Legende.« Reardon lachte auf, ein unfrohes Lachen. »Um es kurz zu machen, Cabrillo war mein Held.«
    »Was ist passiert?« Ich ahne die Antwort.
    »Er kam eines Nachts aus seiner Lieblingsbar, an jedem Arm ein Mädchen, besoffen und unvorsichtig. Es war ein Anschlag im Vorbeifahren. Er war sofort tot, die Mädchen auch. Man hat die Täter nie geschnappt.« Er gießt sich nach und lehrt das Glas in einem Zug. »Ich machte es zu meinem persönlichen Kreuzzug, die Scheißkerle zu finden, die meinen Partner ermordet hatten, und als mir das nicht gelang, lebte ich einfach sein Leben für ihn weiter. Und eines Tages wachte ich auf und merkte, dass ich nicht länger Jamie Reardon, der CF-Agent mit Idealen war, sondern Cabrillo, der ausgebrannte Cop.« Er zuckt die Schultern. »Vermutlich bin ich mittlerweile wieder ich selbst, aber wer weiß das schon.«
    Ich starre ihn an, sprachlos, erschüttert. Warum erzählt er mir das? Del ist nicht tot. Oder doch? Er steht auf, zieht

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