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Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre

Titel: Dr. Bill Brockton - 04 - Todesstarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Beatrice, von der ich dir erzählt habe. « Ihre Mutter betrachtete mich von oben bis unten. Der Mann wandte den Blick ab, als wollte er uns ein bisschen Privatsphäre gewähren, und ich war ihm dankbar dafür.
    »Bist du dir auch ganz sicher?« Ich nickte. »Und hast du das Geld?«
    »Ja, Madam« , sagte ich und nahm die zwei Zehn-Dollar-Scheine aus der Rocktasche. Sie strich sie glatt und faltete sie, bevor sie sie in ihre Bluse steckte.
    »Mary Alice« , sagte sie, »du kommst mit mir und dem weißen Mädchen. «
    Sie führte uns durch die Tür in die Damentoilette. Dort gab es ein Waschbecken und drei Toilettenkabinen, die alle keine Tür hatten. Es roch, als wäre lange nicht geputzt worden. Sie hatte wohl die Abscheu in meinem Gesicht bemerkt, denn sie sagte: »Wenn du eine hübsche Arztpraxis willst, dann bist du an den falschen Ort gekommen, weißes Mädchen. Willst du es dir noch einmal überlegen?«
    »Nein, Madam« , sagte ich. »Ich habe nur Angst. «
    »Das soll auch so sein« , sagte sie. »Denn das hier ist angsteinflößend. Und traurig. Wie kommt es, dass du das Kind nicht willst?«
    »Ich kann nicht« , sagte ich. »Ich kann einfach nicht. «
    »Klar kannst du, Schätzchen« , sagte sie. »Du willst nur nicht. Nicht können ist nicht dasselbe wie nicht wollen. « Sie zeigte auf die dritte Kabine. »Du musst den Slip ausziehen und den Rock hochheben. Setz dich auf die Toilette und rutsch ganz vorne auf die Brille. Du musst die Knie weit spreizen und den Po vorne über die Kante schieben, damit ich reinkomme. Aber zuerst solltest du pinkeln, falls du kannst. «
    Ich wandte den Blick von ihr zu Mary Alice und zurück. »Es ist in Ordnung« , sagte Mary Alice. »Sie hat das schon hundertmal gemacht. Geh in die Kabine; ich komme, wenn du runterspülst. «
    Ich setzte mich auf die Toilette und beugte mich vor, um das Gesicht zu verbergen, während ich pinkelte, dann griff ich nach hinten und betätigte die Spülung. Dann zog ich meine Unterhose ganz aus, und Mary Alice zwängte sich zwischen die Toilette und die Wand.
    »Und jetzt rutsch vor und mach die Beine breit« , sagte Mary Alice’ Mutter. »Wie das geht, weißt du ja. «
    »Mama! « Mary Alice war schockiert.
    »Komm mir jetzt nicht so, Mary Alice« , sagte sie. »Ich weiß, dass du auch schon eine Weile die Beine breit machst. Seit dem Sündenfall kriegen Frauen gesagt, sie sollten die Beine breit machen. Das gehört zum Fluch des Herrn. Genau wie das hier. «
    Sie holte eine kleine Flasche aus der Schürzentasche, entkorkte sie und reichte sie mir. »Hier, kipp das runter. Absinth. Hilft dir zu entspannen. « Die Flüssigkeit in der Flasche schmeckte nach Lakritze, doch sie brannte in der Kehle wie Whiskey. Innerhalb von Sekunden spürte ich die Hitze im Magen, dann breitete sie sich in meinem Bauch aus und in den Armen und Beinen, und mein Kopf fing an zu brummen. Als Nächstes nahm sie ein Taschentuch aus ihrer Schürze und machte einen festen Knoten hinein. »Mach dem Mund auf« , sagte sie, und als ich tat, wie mir geheißen, zwängte sie mir den Knoten zwischen die Zähne. »Und jetzt beiß fest zu. Das tut ein bisschen weh. « Ich biss zu, bis ich merkte, dass der Knoten unter dem Druck flacher wurde. »Mach dich bereit, Mary Alice. «
    Obwohl es in der Toilettenkabine sehr eng war, brachte Mary Alice es irgendwie zustande, sich umzudrehen und ein Bein über mich zu schwingen; sie setzte sich quasi auf meinen Schoß, mit dem Gesicht zu mir, ein Bein auf jeder Seite der Toilette, ihre Brust auf Höhe meines Gesichts. Sie nahm meine Hände und verschränkte ihre Finger mit meinen. Ich spürte, wie ihre Mutter sich zwischen meine Beine kniete. »Gut, und jetzt ganz sachte« , sagte sie. »Es wäre gut, wenn du dich entspannen könntest. Wenn nicht, dann halt ganz still. Bevor du es merkst, ist es auch schon vorbei. «
    Ich spürte, wie etwas Kaltes und Scharfes tief in mich hineinstach, und ich hörte einen Schrei, der sich den Weg aus meiner Kehle durch den Stoffknoten bahnte. Meine Knie zuckten hoch, und meine Schultern krümmten sich nach vorn; mein ganzer Körper wollte sich zu einer Kugel zusammenrollen. »Gütiger Himmel, weißes Mädchen, halt still« , sagte sie. »Du musst sie gut festhalten, Mary Alice. «
    Die Tränen verstopften mir die Nase, und in meinem Mund steckte das Taschentuch. Ich bekam keine Luft, ich fing an zu keuchen und zu würgen. Alles wurde schwarz – alles, außer der weiß glühenden Flamme des Schmerzes.

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